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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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das Gefühl, ich kenne dich eigentlich überhaupt nicht.«
    »Und nun liebst du mich nicht mehr«, neckte er sie.
    »Aber Liebling, natürlich liebe ich dich noch, das weißt du doch. Immer und ewig werde ich dich lieben.«
    »Ausgezeichnet«, sagte er zufrieden.
    »Auf eine besondere Weise«, fuhr sie fort und wollte damit vermeiden: »Wie eine Schwester.«
    Eine Weile später unterbrach er sie beim Vorlesen, weil er sich nicht enthalten konnte zu sagen: »Übrigens, Anne, du hast mir überhaupt noch nichts über dein jetziges Liebesieben erzählt. Wer ist denn augenblicklich der Glückliche?« Sie warf ihm einen ihrer zuckersüßen Blicke mit dem strahlenbewimperten Augenaufschlag zu. »Eigentlich«, sagte sie, »ist es niemand augenblicklich.« Dann blickte sie hinunter, und es zuckte um ihre Mundwinkel. »Und mein Adreßbüchlein ist nicht rot, sondern blau«, murmelte sie.
     
     
     
    Sonntags nahm man den Lunch gemeinsam in Olivers Zimmer. Oft mußte er hinterher zwei Tabletten nehmen, um einschlafen zu können. Selbst Heathers Baby Susan wurde in einem Babykorb heruntergebracht und auf einen Stuhl am Kamin abgesetzt. Sie war eigentlich dem Korb schon entwachsen und aus dem Alter heraus, in dem sich ihr Vergnügen auf Stilliegen und Gesichterschneiden beschränkte. Jetzt strampelte sie schon in ihrem Korb herum und lehnte sich über den Rand, so daß der Lunch ständig dadurch unterbrochen wurde, daß jemand auf sprang, um das Baby vor einem Sturz ins Feuer zu retten.
    Während Anne noch vorlas, kam Elisabeth in dem geblümten Kittel, den sie bei ihren Hausarbeiten trug, mit einem Tablett herein und wollte den Tisch decken. Sie warf einen Blick auf das Tête-à-tête der beiden, und als Anne ihr helfen wollte, sagte sie: »Bitte, lassen Sie sich nicht stören«; sie versuchte, allein den Eßtisch vom Fenster in die Mitte des Zimmers zu manövrieren. Anne sprang auf und faßte am anderen Ende zu. Oliver beobachtete, wie sie den Tisch deckten, Elisabeth so flink und ordentlich, während Anne Messer und Gabel irgendwo hinschleuderte, sich wieder zum Lesen hinsetzte und Elisabeth den Tisch fertig decken ließ. Manchmal, wenn Elisabeth mit dem Lunch beschäftigt war, deckte Heather sonntags den Tisch, und Oliver lag dann stets mindestens eine halbe Stunde lang mitten im Zug; sie vergaß so vieles und mußte deshalb immer wieder an die Anrichte laufen, daß es sich gar nicht lohnte, die Tür jedesmal wieder auf- und zuzumachen. Elisabeth dagegen brachte gleich alles mit, was sie brauchte; sobald sie die Stühle um den Tisch gestellt und auf Davids Stuhl einen Band von Mr. Norths Oxforder Lexikon und ein Kissen gelegt hatte, ging sie hinaus und schloß leise die Tür hinter sich.
    Bald darauf ging Anne hinaus und holte sich Zigaretten. Als sie wiederkam, rief sie: »Liebling, in der Halle steht ein sehr gut aussehender Mann. Er kam herein, weil die Haustür offenstand, und läßt fragen, ob er dich besuchen darf. Willst du?«
    »Kommt darauf an, wer es ist. Wenn er einen Jägerschlips trägt, einen kleinen Schnurrbart und Koteletten, dann nicht, denn dann will er mir nur einen Fordwagen frisch von der Fabrik verkaufen, der sich nachher als halb kaputte Karre entpuppt.«
    »Keine Spur von Schnurrbart und Koteletten.«
    »Gott sei Dank nicht Colonel Jukes. Hoffentlich ist es nun nicht der alte Fothergill. Er will dann bestimmt zum Lunch eingeladen werden, und ich kann diese klappernden Zähne nicht vertragen, besonders, seit es die harten Kriegskekse gibt.«
    »Liebling«, sagte Anne geduldig, »ich sagte >sehr gut aussehend<.«
    »Ich weiß, aber du hast immer komische Vorstellungen von gutaussehenden Männern. Hat er Wildlederschuhe an und ein Gesicht wie Oscar Wilde? Das fehlte mir noch, daß Francis heute morgen einen Vortrag über die ländlichen Sitten Shropshires hält. Aber nein — ich werde dir sagen, wer es ist — dieser furchtbare Mensch, der die Volksspiele wieder zum Leben erwecken will.«
    »Es ist bestimmt keiner davon«, sagte Anne, »hätte ich doch nur nach seinem Namen gefragt. Ich kann doch jetzt nicht ‘rausgehen und sagen: Wenn Sie der Colonel Jukes oder der alte Fothergill oder Francis oder der Mensch sind, der sich mit Volksspielen beschäftigt, scheren Sie sich fort; wenn nicht, kommen Sie ‘rein.«
    Im gleichen Augenblick hörte man aus der Halle Entzückungsworte, und Mrs. North kam herein und brachte einen großen, dunklen, wohlgenährten jungen Mann mit, den Oliver begrüßte: »Toby!

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