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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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nicht verletzen, aber ich mußte es ihr sagen, damit sie sich beschweren konnte. Der arme Norris wird glücklich sein. Er hat seit Jahren keine Hochzeit in seiner Kirche gehabt. Ich werde bestimmt weinen; ich weine immer dabei. Du mußt aber nicht glauben, daß ich mir dabei etwas denke, es ist nur der Anblick der Braut so ganz in Weiß; das ist immer so feierlich, nicht wahr?«
    »Violet möchte nicht in Weiß heiraten«, sagte Mrs. North. »Sie könnte es auch gar nicht. Sie hat ihre ganze Kleiderkarte für ein neues Reitkostüm und Stiefel verbraucht.«
    »Aber darin kann sie doch nicht heiraten«, entsetzte sich Mrs. Ogilvie.
    Mrs. North erwähnte nicht, daß sie Violet nur mit Mühe von der Idee abgebracht hatte, hoch zu Roß zur Kirche zu reiten und beim Herauskommen durch einen Bogen aus Maiskolben und Ähren zu schreiten. »Sie werden ihre Flitterwochen auf dem Pferde zubringen«, murmelte sie, aber Mrs. Ogilvie hörte nicht hin. »Sie muß unbedingt in Weiß heiraten. Meine liebe Hattie, es ist doch der Tag im Leben eines Mädchens — doch auch bestimmt der Tag deines Lebens, seit Heathers so stiller Hochzeit. Wegen der Kleiderkarte kann ich dir helfen. Ich kenne einen Mann«, sie guckte rasch umher, obgleich niemand außer Mrs. North und Oliver im Zimmer war, »der sie für zwei Schilling pro Abschnitt verkauft. Kannst du dir solch einen Preis vorstellen? Aber was soll man machen. Das hier hab’ ich auf diese Weise bekommen.« Sie zupfte an einem dunkelfarbenen Wollkleid, für das sie gut einen Abschnitt hätte sparen können, denn der Rock hing hinten sechs Zentimeter zu lang herunter.
    »Ich weiß nicht so recht, ob ich den Schwarzen Markt unterstützen soll«, begann Mrs. North, aber Mrs. Ogilvie schnippte mit ihren Fingern wie mit einer Gerte. »Unsinn! Für Leute wie wir ist es einfach eine Pflicht, die Regierung zu betrügen, wie wir können. Sie macht ja dasselbe mit uns. Zufällig weiß ich ganz sicher, daß sie Ballen und Ballen von Stoffen in diesem amerikanischen Depot in der Nähe von Reading gestapelt haben. Du kannst es von der Bahn aus sehen, sechs Schuppen sind voll davon. Es geht bergab mit dem Sozialismus.« Das war ihr neuester Schlachtruf, den sie auf alles anwandte, ob nun der Bus streikte oder ob es kein Trockenei mehr gab.
    Sie ging wieder im Zimmer auf und ab. Sie setzte sich nur selten, und eine Unterhaltung mit ihr strengte die Augen ebenso an wie ein Tenniskampf in Wimbledon. »Das wäre erledigt. Violet wird eine weiße Braut sein, und ich werde Lady Salter überreden, ihr den Spitzenschleier zu leihen, der seit Generationen in der Familie ist. Darunter kann man Violets Haar verstecken. Wer soll Brautführer werden?« Sie baute sich vor Oliver auf. »Holt ihr dazu diesen jungen Mann endlich heraus? Höchste Zeit, daß er aus dem Bett kommt, meine ich. Eines Tages, mein lieber Junge, nehme ich dich mit beiden Händen« — er schreckte zurück, als sie auf ihn zustürzte — , »zieh dich aus dem Bett« — sie ging mit steif ausgestreckten Armen zurück — , »und setz dich an die frische Luft. Das ganze Übel ist einfach, daß man dich zu sehr verhätschelt.«
    »Ich habe genug frische Luft«, sagte Oliver säuerlich, »und Tbc habe ich noch nicht bekommen.«
    »Wirst du aber bekommen, wenn du noch lange hier liegst«, sagte Mrs. Ogilvie fröhlich. »Laß mal deinen Brustumfang sehen. Hast du ein Zentimetermaß, Hattie?«
    »Nein«, log Mrs. North. Sie manövrierte sich vorsorglich zwischen die beiden und blieb dort, bis Mrs. Ogilvie auf ihrem Fahrrad mit Außenbordmotor am Hinterrad davontuckerte, mit dem sie überall und selbst nach London fuhr, in Militär-Overalls und Lederhelm.
    »Sie redete immer noch von den Abschnitten«, sagte Mrs. North, als sie von der Haustür zurückkam. »Ich kam nicht zu Worte, daß wir sie gar nicht haben wollen. Falls sie sie bekommt, werde ich dir dafür einen neuen Morgenrock und Hausschuhe kaufen, damit du etwas hast, wenn du aufstehst. Und ausgerechnet Lady Salters kostbarer Schleier! Ich habe ihn bei der Taufe ihres Enkelkindes gesehen. Kannst du dir vorstellen, daß sie ihn verleiht? Und kannst du dir auch vorstellen, wie er aussieht, wenn Violet ihn eine halbe Stunde lang getragen hat? Sie mag gar kein Weiß tragen; es würde ihr auch gar nicht stehen, und ich würde sie nie dazu bekommen, zur Anprobe zu gehen. Ich kann sie ja kaum dazu bewegen, bis zum Leinenschrank zu gehen und Bettwäsche herauszunehmen.«
    »Sie ist schlimmer denn

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