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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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ordentlich ißt — ich habe mir schon überlegt, ob ich ihn nicht mal zu einem Arzt schicke.« Sie war entschlossen, sich selbst durch Johns kräftige Gesundheit nicht um ihren »geschwächten Gefangenen« betrügen zu lassen. »Ich möchte gern wissen, was er über ihre Bekehrung denkt«, fuhr sie fort, zupfte das Laken an Olivers Bettende heraus und steckte es wieder hinein. »Hat einer von beiden mit dir darüber gesprochen?«
    »Warum sollten sie?« sagte er erschöpft, »das ist doch allein ihre Sache.«
    »Außer, daß Heather zufällig meine Tochter ist«, sagte seine Mutter etwas beleidigt, »und ich möchte, daß nichts ihr Glück trübt.« Ihre Augen nahmen den gewissen Fernblick an. Sie schaute durch ihr Pincenez in das Paradies einer Mutter. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie schön es für mich ist, die beiden zusammen zu sehen. Und diese Kinderchen... der kleine David, dem nun der Vater wiedergegeben ist, findest du das nicht wunderschön? Er ähnelt John immer mehr, mit diesen tiefschwarzen Augen.« Sie schwärmte weiter, während Oliver geduldig wartete. Einmal mußte sie ja aufhören, aber der ungewohnte Wein regte sie zu noch größerer nächtlicher Gesprächigkeit an als sonst. Sie schmiedete Pläne mit Heather und John in Australien; wo sie leben würden, ob sie sich Personal leisten könnten, wann David mit der Schule anfangen könnte, ob sie einen Besuch bei ihnen mit einer Reise nach Philadelphia verbinden könnte.
    »Geh schlafen«, sagte Oliver, als er aus einem kurzen Traum wieder aufwachte und sie immer noch redend vorfand, »du mußt doch müde sein, Ma.«
    »Sorg dich nicht um mich, mein Junge. Du bist es, um den wir uns Sorge machen sollten. Kannst du dir vorstellen, daß ich deinen Tee vergessen konnte, nur weil mein Schwiegersohn heimgekommen ist? Ich kann gar nicht darüber wegkommen.« Er wußte, sie würde noch einmal wiederkommen, wenn sie ihn verlassen hatte, aber er hatte nicht gewußt, daß es nur ein Flüstern im Dunkeln sein würde: »Hör, liebster Ollie, wenn ich soviel Gesang und Tanz um John und Heather mache, mußt du nicht denken, daß es mir im Vergleich mit deiner Genesung das geringste bedeutet. Ich sollte es wohl eigentlich nicht sagen, aber ich wünschte beinahe, John wäre an Malaria gestorben, wenn du dadurch dein Bein und dein gesundes Herz hättest wiederbekommen können.«

ACHTES KAPITEL
     
     
    V ielleicht hätte der Reiz der Neuheit an John länger vorgehalten, wenn er nicht soviel zu Hause gewesen wäre Er hatte drei Monate Urlaub, und am Ende des ersten Monats hatte Heather das gleiche Gefühl wie eine Mutter am Ende der Schulferien. Man hörte sie die Bemerkung machen, daß es unnatürlich bei einem Mann wäre, wenn er jeden Tag zum Lunch da sei. John war nicht unzufrieden oder mit sich am Ende. Für ihn gab es nichts Schöneres, als den ganzen Tag im Haus oder auf dem Hof zu sein; er las und rauchte, schrieb Randbemerkungen in seine Bücher, plauderte ungezwungen mit jedem, dem danach zumute war, unternahm lange Streifzüge mit Violets Hunden und hinterließ dann verdreckte Stiefel in der Abwaschküche oder brachte eine Selleriewurzel voller Erde mit, von der er dachte, daß sie zum Lunch gut zu gebrauchen wäre, wenn das Essen schon aufgetragen war. Als Heather eine Bemerkung über die Stiefel fallenließ und etwas von der armen Mrs. Cowlins vor sich hinmurmelte, Und daß es kein Wunder sei, wenn es einen Klassenkampf gäbe, schlich er heimlich in die Abwaschküche und wollte sie selber putzen. Er konnte den Schuhkasten nicht finden und wollte nicht fragen, weil es eine Überraschung für Heather sein sollte; so nahm er ein gutes Tischmesser und eine Nagelbürste und schabte den Schmutz in einen Eimer mit nach seiner Ansicht schmutzigem Wasser, ohne zu sehen, daß es eingeweichte Windeln seiner Tochter waren.
    Er war groß und bewegte sich langsam. Er hatte die Angewohnheit, in der Tür zu stehen, wenn Leute mit einem Tablett in der Hand durchgehen wollten. Oliver bemerkte, daß Heather manchmal einen etwas gereizten Ausdruck bekam, wenn sie sein Zimmer betrat und John dort grübelnd vorfand, besonders dann, wenn John für sie aufsprang und ihr etwas abnahm, was sie gerade trug. Sie übernahm Olivers Redensart: »Ich bin doch nicht gelähmt«, die er seiner Mutter gegenüber oft gebrauchte, wenn sie ihm die Pfeife füllen, die Haare kämmen oder die Pellkartoffeln abpellen wollte. Oliver erinnerte sich der Tage, an denen sie zusammen ausgegangen

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