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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Heather fest davon überzeugt, daß John tot war oder zumindest im Sterben lag. Sie wechselte von Ruhelosigkeit zu bleicher Gefaßtheit. Man hatte das Gefühl, sie könnte gleich hinaufgehen und ihr pfauenblaues Hausgewand mit einem schwarzen Kleid und Trauerschleier vertauschen. Als ihre Mutter wiederholt sagte, daß John vielleicht durch seine Geschäfte noch eine Nacht in London zurückgehalten sein könnte, schüttelte sie nur mit traurigem Lächeln den Kopf und sagte wieder: »Er hätte angerufen. Er würde niemals so lange ausbleiben, ohne mir Nachricht zu geben.« Als ihre Mutter hinausgegangen war, um sich davon zu überzeugen, daß Johns Essen nicht zu trocken wurde, sagte Heather zu Oliver: »Das ist die Strafe dafür, daß ich nicht netter zu ihm gewesen bin. Ich wünschte jetzt, ich wäre gestern mit ihm ins Kino gegangen, als er mich darum bat. Ich sagte, ich müßte Susan baden, obgleich ich sie auch Elisabeth hätte überlassen können, und er ging so rührend allein los.«
    »Ich frage mich nur, warum er Elisabeth nicht mitgenommen hat«, sagte Oliver.
    »Und sie wäre auch wie aus der Pistole geschossen mitgegangen«, antwortete Heather, und Oliver blickte bei dem Haß in ihrer Stimme auf. »Denk nicht, daß ich noch nicht gemerkt habe, wie sie sich an ihn ‘ranmacht. Dies Lächeln hat sie sonst für niemanden von uns.«
    »Du bist verrückt«, sagte Oliver. »Nur weil sie ihn gern hat und freundlich zu ihm ist. Du hast dich doch immer darüber beschwert, daß sie zu unfreundlich ist. Was willst du denn noch?«
    »Ich will nicht, daß sie meinem Mann schöne Augen macht, und ich weiß, daß sie es tut.«
    »Du sagst wirklich die blödsinnigsten Dinge, wenn du in Fahrt bist«, sagte Oliver verärgert. »Es gibt ja wohl nichts Unwahrscheinlicheres, als daß John und Elisabeth sich zusammenstecken.«
    »Oh, ich sagte nicht, daß John so etwas tut«, sagte Heather mit bitterer Stimme. »Seit wir verheiratet sind, hat er noch keine andere Frau angesehen und vorher auch nicht viele, möchte ich meinen. Er ist beinahe unnatürlich züchtig. Ach, mein Lieber, ich wünschte wirklich, ich wäre mit ihm ins Kino gegangen.«
    »Ach Unsinn«, sagte Oliver fröhlich, »es ist ganz nett, allein ins Kino zu gehen. Man kann sich viel besser konzentrieren, ohne dauernd gefragt zu werden, ob es einem gefällt oder ob man ein Streichholz hat.«
    »Ja«, sagte Heather, und es hörte sich an, als ob sie weinen wollte, »aber der Film gefiel ihm doch gar nicht.« Ihr Mund zitterte, ihre Augen verschwammen, und ihr Gesicht rötete sich, als plötzlich das wohlbekannte Quietschen des Familienautos ertönte, das selbst John nicht abstellen konnte. Das Blut wich ihr aus dem Gesicht, sie japste und rannte hinaus, ohne die Tür hinter sich zuzumachen, so daß Oliver ihre stürmische Begrüßung von John mit anhören konnte. Dieser kam mit einem ziemlich dummen Gesicht herein, Heather hing an seinem Arm und hatte sich wieder so weit erholt, daß sie mit Fragen beginnen konnte. »Aber warum hast du nicht angerufen, John? Das ist doch, was ich nicht verstehe. Warum hast du mir nicht Nachricht gegeben?«
    »Ich kam nicht durch. Ich habe mehrere Male versucht, aber ich konnte noch nicht einmal Toll bekommen. Es tut mir furchtbar leid, Liebling, ich hatte keine Ahnung, daß du dir solche Sorgen machst; wenn ich das gewußt hätte, wäre ich nicht bis zum nächsten Zug geblieben, als George den Vorschlag machte. Hallo, Oller, wie ist es dir ergangen?« Oller war Johns Bezeichnung für Oliver.
    »Ach, ich war natürlich deinetwegen krank vor Sorgen, alter Junge«, sagte Oliver grinsend. »Du solltest wirklich nicht solche Sachen machen. Es ist schlecht für mein Herz.« Heather hatte John losgelassen und stand ein wenig abseits, während sie ihn mit leichtem Stirnrunzeln prüfend ansah, so, als ob sie überrascht wäre, daß er nicht so aussah, wie ihre angstvollen Vorstellungen ihn sich ausgemalt hatten. »George Hanbury«, sagte sie voller Verachtung. »Verrückt, daß einer drei Züge verpassen kann, nur um mit George Hanbury Billard spielen zu können.«
    »Ich mag ihn gern«, sagte John, sich rechtfertigend. »Ich weiß, du magst ihn nicht, aber es ist kein Fehler, wenn er nichts von gesellschaftlicher Liebenswürdigkeit besitzt. Du kannst ihm nicht vergessen, daß er einmal sein Glas über dein Kleid gekippt hat, stimmt’s?« fügte er hinzu und lächelte voller Stolz über ihre wählerische Natur.
    »Erinnere mich bloß nicht

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