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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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Dreiecks hatte und in dessen Mitte Holz gestapelt wurde. Der Größe des Stapels nach zu schließen, würde hier die zentrale Kremlidfeier stattfinden.
    »Ich hatte keine Vorstellung davon, wie wenige wir Welsen sind«, sagte Marken.
    Es war ernüchternd. Allein auf diesem Platz waren mehr Menschen unterwegs, als Goradt Einwohner hatte: Sie liefen die Stufen der angrenzenden Gebäude hinauf oder hinab, bildeten Trauben um fliegende Händler oder Kunststückchen darbietende Artisten und Jongleure, schleppten Taschen, Körbe, Bündel, wichen Reitern und Fuhrwerken aus, wurden angeschnauzt oder schnauzten selbst, je nachdem, ob sie Bedienstete oder Herren waren. Alles war mit sich selbst beschäftigt und mit den Dingen, die für die Kremlid noch zu tun waren, und niemand interessierte sich für die Welsen und die Undae. Was hatte Felt sich vorgestellt? Dass ganz Pram in Aufruhr geraten würde, wenn ein paar Welsen gegen ein hundert Soldern altes Gesetz verstießen und in die Stadt eindrangen? Dass sich die Nachricht ihrer Ankunft vom Tor aus wie ein Lauffeuer ausbreitenwürde? Ja, damit hatte er gerechnet. Nun musste er einsehen, dass sie noch gründlicher vergessen worden waren, als sie es befürchtet hatten.
    Die Einwohner Prams trugen keine Schwerter oder Äxte, wozu auch? Die Einwohner Prams puderten ihre Fleischpastetchen mit Weißglanz, um sich mit ihrem Reichtum zu brüsten, denn nur darum ging es und nicht um die Frage, wo die Droge herkam. Die Einwohner Prams lebten nun einmal in der größten Stadt des Kontinents, jeden Tag buhlte eine andere Attraktion um ihre Aufmerksamkeit und ihr Geld. Eine Gruppe von sechs schwarz gerüsteten Männern und drei in Umhänge gehüllten Frauen war vielleicht einen, aber ganz sicher keinen zweiten Blick wert.
    Die Undae taten nichts, um der Nichtachtung entgegenzuwirken. Sie blieben verhüllt, sie schwiegen, sie folgten dem in Bronze gerüsteten Reiter. Felt zweifelte, ob all die Besprechungen, die sie in Goradt abgehalten hatten, einen Sinn gehabt hatten. Eingekeilt zwischen den pramschen Soldaten, beschlich ihn das Gefühl, dass sie, falls sie den Fürsten überhaupt zu Gesicht bekämen, kein Wort an ihn würden richten können. Dieses Gefühl der Nichtigkeit wurde nicht nur durch die ungeheure Dimension der Stadt, durch ihre Lebendigkeit und Pracht hervorgerufen, es war auch die Fortsetzung der Verstimmung, die Felt am Brunnen des Schäfers gespürt hatte: Nicht nur er hatte ein falsches Bild von sich gehabt; sie alle waren zu lange an den Rand gedrängt worden, um auf dem großen Gemälde des Kontinents überhaupt noch vorzukommen.
    Einzig der Ernst, der ihren weißbärtigen, in seiner polierten Rüstung seltsam altertümlich wirkenden Führer umgab, stand im Widerspruch zu Felts Eindruck. Der Mann, den Utate Sardes genannt hatte, leitete den Trupp nicht zum Gebäude mit den majestätischen, alles überragenden Türmen.Das Bauwerk, das Felt für den Fürstenpalast gehalten hatte, nahm fast eine ganze Seite des Platzes ein. Sein Irrtum wurde ihm erst bewusst, als Sardes sein Pferd vor den breiten Stufen eines weniger imposanten Baus anhalten ließ, dessen Sandsteinfassade unzählige Fenster und Balkone zierten. Als Felt die flache Treppe hinaufging, fragte er sich, ob die Fürsten von Pram ihren Untertanen tatsächlich so zugewandt waren, wie es die Bauweise des Palasts versprach, oder ob sich hinter dem vielen bunten Glas eine andere Gesinnung versteckte.
     
    Sie wurden entwaffnet. Die Offiziere mussten zudem Handschuhe und Helme abgeben, die Soldaten, Gerder, Strommed und Fander, wurden abgeführt. Wahrscheinlich eine direkte Folge ihres Einsatzes beim Uferposten. Gerder stand der Trotz ins Gesicht geschrieben, er murmelte kaum hörbar vor sich hin, aber Felt verstand die Flüche dennoch. Er konnte es dem Kameraden nachfühlen. Anda aus der Hand zu geben war ihm kaum möglich und Markens besorgter Blick wenig hilfreich. Sardes fing diesen Blick auf und ließ sich Felts Schwert bringen. Er zog es halb aus dem Futteral und betrachtete die Klinge. Felt sah eine buschige Augenbraue zucken, dann ruhten die kleinen blauen Augen des alten Mannes auf ihm. Und es war nicht mehr wichtig, ob er nun ein wahrer Soldat war oder ein eingebildeter, Felt streckte unter diesem Blick das Kinn vor und straffte die Schultern. Sardes’ Autorität umgab ihn wie ein unsichtbares Gefolge. Er brummte etwas und das Schwert wurde ihm eilfertig aus der Hand gerissen, er brummte lauter und der

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