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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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anderen beiden an Stellung und Autorität überlegen war, sah, dass ihr Alter sich wie ein feines Netz schützend über ihr Antlitz gelegt hatte und ihre Schönheit darunter noch kostbarer wurde. Bei den Seguren war keine Schwäche zu spüren, sie litten weder unter der stillen Machtdemonstration des Fürsten, noch begehrten sie auf, sie waren so neutral wie das Grau ihrer Kleider.
    Als Felts Wachsamkeit sich auf Sardes richtete, stieß sie mit der des alten Soldaten zusammen. Sardes verteidigte sich gegen Felts Versuch, ihn einzuschätzen. Beide Männer rangen einen Augenblick stumm miteinander, dann musste Felt sich zurückziehen. Er konzentrierte sich nun auf den Mann mit dem wirren Haar. Dessen Ungeduld war nicht zu bezähmen und anders als die anderen Höflinge versuchte er auch nicht, sie zu verbergen. Kandor hustete.
    Der Fürst veränderte seine Sitzposition, beugte sich in seinem Sessel vor und blickte auf den Waffenhändler hinab. Er wischte mit der Hand durch die Luft. Auf den Wink hin eilte ein Diener herbei und reichte Kandor einen goldenen Becher. Das Husten war nicht Folge einer trockenen Kehle gewesen, aber unter dem Blick Mendrons zwang Kandor sich, einen Schluck zu trinken. Ein weiterer Wink und der Schmalschultrige sprang die Stufen des Thronpodests hinauf wie ein Nukk, das das erste Grün des Lenderns erspäht hat. Der Fürst flüsterte ihm etwas zu. Der Mann, dessen Nervosität nun verschwand, richtete sich auf und sprach die Offiziere an   – in fließendem Welsisch.
    »Fürst Mendron, Erster unter den Edlen, alleiniger Herrscher von Pram, Vorstand im Rat der Hama und im Ersten Rat, Oberbefehlshaber des Heeres und Oberkommandierender des Westlichen Bündnisses ehrenhalber, erteilt Euch die Erlaubnis, vorzutreten und zu sprechen. Fasst Euch kurz.«
    Auf ein kaum wahrnehmbares Nicken von Sardes hin nahmen die Wachen die Speere zurück und die Offiziere grüßten, indem sie die Faust aufs Herz legten. Marken sprach: »Edler Fürst, vor Euch stehen Pfadmeister Kersted, Offizier Felt, Meister der Wache, und Marken, meines Zeichens Waffenmeister. Wir sind gekommen in Begleitung der Hohen Frauen und auf deren ausdrücklichen Wunsch. Uns ist bewusst, dass unsere Anwesenheit gegen jede Abmachung verstößt, die zwischen Pram und Goradt besteht. Dennoch   …«, er sah zu den Undae, »…   sind wir hier. Und sind niemandem verpflichtet außer den Hohen Frauen, denen wir Schutz gewähren, solange sie es wünschen, und für deren Leben wir mit dem unseren einstehen.«
    Was war denn in Marken gefahren? Das war mehr als undiplomatisch. Hälse reckten sich, es wurde getuschelt, ein Lächeln kräuselte Kandors fleischige Lippen, als er in seinenBecher schaute. Der Fürst zeigte keine Reaktion, als der Mann, offenbar ein Übersetzer, sich zu ihm beugte und ihm Markens Worte zuflüsterte. Mendron antwortete ihm leise, lehnte sich zurück.
    »Fürst Mendron heißt Euch willkommen. Er hat schon viel vom welsischen Stolz gehört und hat dessen Ausdruck, dem leibhaftig beizuwohnen er gerade das Vergnügen hatte, mit Interesse zur Kenntnis genommen.«
    Marken brach der Schweiß aus. Dennoch sprach er weiter, keinen Deut würde er zurückweichen, das wusste Felt.
    »Es ist Euch sicher zu Ohren gekommen, edler Fürst, dass wir auf unserem Weg hierher einige Hindernisse zu überwinden hatten, die nur mit dem Einsatz von Waffen aus dem Weg geräumt werden konnten.«
    Kandor schaute erwartungsvoll auf zum Fürsten, der sich aber auf die Übersetzung konzentrierte. Marken fuhr fort: »Wir bedauern sehr, dass es dazu gekommen ist, aber wir müssen jede Verantwortung von uns weisen. Wenn Ihr weitere Aufklärung der Sache wünscht, stehen wir jederzeit für eine Befragung zur Verfügung.«
    Wenn Marken etwas hatte gutmachen wollen, war ihm das gründlich misslungen. Kandor, der zweifellos genug Welsisch verstand und Markens Sturheit seit Soldern aus Verhandlungen kannte, hatte mit wohligem Entsetzen gelauscht. Der Übersetzer flüsterte wieder, aber Mendron winkte ab und erhob sich. Sofort senkten sich alle Häupter, sogar Sardes schlug die Augen nieder. Die Welsen waren allein mit dem Fürsten im Lauschen des Saals.
    Der Fürst war nicht sonderlich groß, aber die Art, in der er sich bewegte, ließ darauf schließen, dass er körperlich in außerordentlich guter Verfassung war. Er ging die Stufen hinunter und trat vor die Offiziere, dabei sagte er   – auf Welsisch undpraktisch akzentfrei: »Lass es gut sein, Wigo. Ich

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