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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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hatte, gegen Mendron zu sprechen. Ob der Waffenhändler hinter der Verzögerung am Uferposten steckte? Der Übersetzer, Wigo, schien auf der anderen Seite zu stehen. Warum? Was erfreute ihn an der Anwesenheit der Welsen in Pram? Und warum war die Ansprache der Undae vor dem Fürsten so belanglos gewesen im Vergleich mit der Botschaft, die sie den Welsen in der Grotte überbracht hatten? Wer war dieser Sardes? War es wirklich ratsam, die Hohen Frauen mit ihm allein zu lassen? Ins Theater zu gehen? Marken hatte vollkommen recht, sie waren nicht zum Vergnügen hier.
    Felt stieg aus dem Wasser und ließ sich nackt und nass aufs Bett fallen.
Etwas geht vor.
Ja, und je unaufhörlicher dieser kurze, einfache Satz in seinem Kopf kreiste, desto mehr Fragen zog er nach sich. Felt schloss die Augen. Vielleicht war es die feuchte Kühle des verdunstenden Wassers auf seiner Haut, vielleicht das Liegen, wie schwerelos auf dem weichen Bett   – mit einem Mal sah er Revas Gesicht über sich schweben, die hellen Augen voller Wohlwollen auf ihn gerichtet.
Ich werde dir schwimmen beibringen.
    Er musste vertrauen. Darauf, dass die Undae nicht grundlos eine Unruhe in die Welsen gepflanzt hatten. Darauf, dass die Trennung von Estrid schmerzhaft, aber nur vorübergehend war. Darauf, dass
alles einen Sinn hatte
. Und darauf, dass er heute Abend freigestellt war, dass er gehen durfte, ins Theater   … oder einfach liegen bleiben auf diesem Bett, dem bequemsten Bett, auf dem Felt je gelegen hatte   …
    »Verzeihung.«
    Felt fuhr hoch. Er musste für wenige Augenblicke weggedämmert sein. Der Diener war mit einem Stapel Kleider an das Bett getreten und schaute angestrengt an Felt vorbei.
    »Herr Wigo schicken mich«, fuhr er leise und sichtlich nervös fort. »Ich soll Euch helflich sein, Euch ankleiden.«
    »Ah«, machte Felt und widerstand der Versuchung, seine Blöße zu bedecken. Stattdessen erhob er sich so würdevoll wie möglich, und als er stand, war es besser   – er war gut zwei Köpfe größer als der Diener. Der fand auch schnell zu seiner Professionalität zurück, als er tun konnte, weswegen er gekommen war. Er half Felt in schwarze Lederhosen, die weicher waren als jeder Stoff. Ein schwarzes, kragenloses Hemd und eine leicht wattierte Weste gehörten ebenso zur Ausstattung wie hohe Lederstiefel, die so gut passten, als hätte Felt sie schon zwei Zehnen lang eingelaufen.
    »Merzleder«, sagte der Diener ehrfürchtig, »sehr gut, sehr schön. Nicht reißen, nie kaputt.«
    Wigo schien nicht nur über Augenmaß und Geschmack, sondern auch über ausreichende Mittel zu verfügen. Es klopfte und der Übersetzer steckte den wirren Haarschopf ins Zimmer. Seine hellblauen Augen strahlten, er hielt Felts Schwert in der Hand.
    »So ist das wohl«, sagte Wigo, »ein Welse ohne Schwert ist nicht vorstellbar   – und was ist ein Vorurteil wert, das nicht bestätigt wird.«

 
    DRITTES KAPITEL
ZWEI WAHRHEITEN
    Palmon, edler Fürst von Pram, ich trete hier
    vor Euch hin und bringe gute Nachricht:
    Im siebten Solder schon hat der Ertrag
    der Felder, Gärten, Äcker, Wiesen, Wälder
    den vor’gen weit übertroffen. Und auch
    der See, Spiegel des Himmels, Wiege von Pram,
    hat reichlich silbrig Fische ausgespuckt.
     
    Das freut mein Herz und macht es leicht. Jedoch
    hast du, kluge Asing, noch selten frohe
    Kunde überbracht, ohne im zweiten Atem
    die schlechte hinten anzuhängen. Sprich:
    Was gibt es noch, das Schlimme, sag’s frei heraus.
    »Er umwirbt sie. Und sie liebt ihn«, flüsterte Wigo Felt ins Ohr. »Habt Ihr’s bemerkt?«
    »Ich weiß nicht   …«, antwortete Felt. Er versuchte, die Blicke und Gesten der Schauspieler zu deuten und einen Sinn in den Wegen zu erkennen, die beide langsam schreitend auf der Bühne zurücklegten. Aber er musste sich so sehr auf den Textkonzentrieren, dass er nicht auch noch die Bedeutung hinter den Worten verstehen konnte.
    Wieder sprach Wigo ihn an: »Ach, es ist schlecht. Ich würde es auch nicht merken, wenn ich es nicht wüsste. Lasst uns was trinken gehen.«
    »Aber«, flüsterte Felt, »ich möchte mir das hier ansehen. Es ist interessant.«
    »Unsinn!«, fuhr Wigo ihn an, was ihm verärgerte Blicke einiger Zuschauer einbrachte, sodass der Übersetzer seine Stimme wieder senkte. »Ihr möchtet das nicht sehen. Es ist beleidigend, verletzend. Es ist Schund. Lasst uns was trinken gehen.«
    Nun wurde Felt ärgerlich. Für Wigo mochte das alles bekannt und langweilig sein, aber Felt hatte

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