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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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Solder waren die Ernten vortrefflich, man mag es kaum glauben, aber das Volk war wohlgenährt und zufrieden und die Welsen vermehrten sich wie die Hasen. Aber sie waren nicht nur Bauern und Händler, wie die Leute in Pram und Bosre. Die Welsen hatten Kenntnis vom Stahl, ihre Waffen waren allen anderen überlegen. Die Randberge lieferten ihnen Erz in unerschöpflichen Mengen und so konnte König Farsten eine Armee aufstellen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte: große, breitschultrige Männer mit heller Haut und langen, farbigen Haaren, ganz wie Ihr, Felt, und bestens ausgerüstet und ausgebildet. Aber, und hier kommt die erste Korrektur zur offiziellen Version, Farsten war kein wahnsinniger Kriegstreiber. Sondern ein großer König, ein wahrer Herrscher. Er blickte von den hohen Türmen seiner stolzen Festung und saheine blühende Stadt und fruchtbares Land bis zum Horizont. Er sah seine Soldaten und er sah den schwarzen Stahl blinken. Was er nicht sehen konnte, war der Eldron, der die Westgrenze seines Reichs markierte. Aber er wusste, dass er da war, und das wurmte ihn. Und er dachte, was jeder wahre Herrscher denkt: ›Ich muss meinen Männern eine Beschäftigung bieten. Ich muss mein Reich vergrößern, zum Wohle meines Volkes.‹ Und er hat nicht   – ich betone: nicht   – zum Angriff geblasen. Er hat Truppen aufmarschieren lassen am Ostufer des großen Stroms, das schon, das gehört dazu. Dann hat er eine Abordnung hinübergeschickt mit der freundlichen Aufforderung, sich zu unterwerfen. Pram war nicht begeistert. Zähe Verhandlungen wurden geführt, einige Zehnen lang, ich überspringe das jetzt, das ist nicht besonders interessant. Interessant ist aber der Hintergrund: Die Herren von Pram verzögerten die Kapitulation, um Zeit zu gewinnen und ihrerseits Truppen zu sammeln. Sie waren nicht dumm und hatten schon lange mit Sorge die Macht am anderen Ufer wachsen sehen. Palmon, Erster unter den Edlen, hatte insgeheim Verhandlungen mit den Kwothern geführt und sie davon überzeugen können, dass, wenn Pram fällt, sie die Nächsten sein würden, die Farsten sich einverleiben würde. Denn so geht es in der Welt: Wer die Macht hat, will sie auch ausüben. Und Farsten
war
der mächtigste Mann der Welt, er empfand es als sein natürliches Recht, über diese Welt zu herrschen. Die Freiheit anderer Völker war nebensächlich und   – wenn ich das anmerken darf   – auch heutzutage wäre das nicht anders.
Jeder
König oder Fürst des Kontinents, der auch nur einen Bruchteil von Farstens damaliger Macht erlangen könnte, würde sofort einen Krieg anzetteln. Man wird nicht groß durch Bescheidenheit. Aber gut, zurück zur Geschichte: Da es den Kwothern nur recht war, einen Krieg von ihren Grenzen fernzuhalten, kamen siePalmon zur Hilfe. Nun müsst Ihr nicht glauben, dass Farsten die Bewegungen am anderen Ufer verborgen blieben. Er war verärgert, nein, mehr noch: Er wurde wild. Er tobte. Er fühlte sich betrogen, denn er hatte Pram verschont, obwohl er weit überlegen gewesen war. Er machte bereit zum Angriff. Als Pram die wievielte Abordnung schickte mit dem wievielten Schlenker im Vertrag, ließ er den Diplomaten die Köpfe abschlagen, spießte sie auf und präsentierte sie in schöner Reihe am Ufer des Flusses. Damit war dann alles klar und der Krieg hatte begonnen: Prams letzte Tage brachen an. Denn, Kwother hin oder her, die Welsen waren stärker und nur noch der breite Eldron verhinderte, dass Farsten Pram augenblicklich überrannte.«
    Wigo machte eine wirkungsvolle Pause, trank und orderte einen neuen Krug für sich. Dann sprach er weiter: »Normalerweise könnte man diese Geschichte jetzt beenden, indem man die Welsen übersetzen und sie alles kurz und klein schlagen lässt. Dann malt man noch einen finalen Schwertkampf zwischen Palmon und Farsten aus, wobei der Gewinner feststeht, und Pram ist gefallen. Aber wie wir alle wissen, kam es anders. Denn Palmon besaß noch eine Waffe, die schärfer war als jedes Schwert, selbst eins aus Welsenstahl: Asing. Um diese Frau ranken sich viele Legenden   – und kaum eine ist wahr. Vergesst, was Ihr über Asing wisst, und hört gut zu: Asing war eine sehr begabte Adeptin, und so jung sie war, so war sie doch hoch gebildet. Und mächtig   …«
    »Das ist mir bekannt«, unterbrach Felt den Erzähler.
    »Unterbrich mich nicht, wart ab, ich muss das alles ein wenig aufbauen! Wusstest du zum Beispiel, dass Palmon ihr die Ehe versprochen hatte? Wusstest du,

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