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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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der Welsen gebraten wird. Aber mal im Ernst, Felt, wie viele Reiter, bepackt mit stinkenden Pechbällen, hättest du durchgelassen, wenn es deine Wache gewesen wäre?«
    »Nicht einen«, sagte Felt, der fassungslos lauschte.
    »Eben«, sagte Wigo zufrieden, »alles Lüge, alles Theater. Den brennenden Fluss mag man noch glauben, er ist träge und langsam gegen Ende des Lendern. Lass eine ganze Stadt ihre Ölvorräte opfern und bau noch ein paar Flöße und der Eldron brennt, von mir aus. Den Welsen ist der Weg verstellt   – und vom anderen Ufer aus, von Pram, kann man unmöglich sehen, was drüben wirklich vor sich geht. Ganz vortrefflich! Ich denke, du und ich, wir sind uns einig, dass der Überraschungsangriff der Kwother aus dem Landesinnern, der ein Umgehen der am Ufer lagernden Welsen voraussetzt, schlichtweg unmöglich gewesen ist. Niemals hätten sie welsischen Boden betreten können, ohne dass es bemerkt worden wäre. War die Nacht auch noch so finster, war die Ablenkung durch den brennenden Fluss auch noch so groß. Ich bitte dich, es mag in Vergessenheit geraten sein beim einfachen Volk, bei den Schafen, die alles fressen, was man ihnen vor die Nase hält   – aber wir zwei, wir wissen es besser: Die Welsen hatten das bestgerüstete, das wachsamste,disziplinierteste, größte Heer am Eldron in Stellung gebracht, das es je gegeben hat! Hier vorbei sollen die Kwother gekommen sein, um sie dann in die Zange zu nehmen? Geführt von den Steppenläufern! Von Eukosi! Das ist nicht mal lustig, das ist absurd   – kennst du die Steppenläufer? Ein Haufen Wilder, halbe Tiere, gut zu Fuß allerdings. Aber nein! Niemand war drüben, am Ostufer bei den Welsen, als der Eldron in Flammen stand. Niemand außer Asing. Sie hat ein Feuer entfacht, so ungeheuerlich heiß, so mächtig, so hungrig. Ein Dämonenfeuer, das die Welsen verschlang. Eine andere Erklärung gibt es nicht.«
    Wigos Gesicht hatte sich verfinstert, kleine Schweißperlen ließen seine hohe Stirn glänzen. Er schien vollkommen von seiner Version der Feuerschlacht überzeugt zu sein. Seltsam war nur, dass ihm seine eigenen Worte offenbar Angst machten. Er versuchte, es zu verbergen, aber Felt sah, wie sich Wigos Hände um den Weinkrug krampften. Dass sich eine ganze Armee nicht an den Welsen vorbeischleichen hatte können, wollte Felt nur allzu gern glauben. Dennoch: ein Dämonenfeuer, war das nicht zu dick aufgetragen? Dämonen mit Feuer zu verbinden, das war nicht ungewöhnlich und auch im Denken der Welsen fest verwurzelt. In ihrer Kremlidtradition wurde genau darauf Bezug genommen. Die Welsen feierten nicht die Schlacht, wenn sie Kremlid begingen, sondern den Sieg über die Dämonen, symbolisiert in der Beherrschung des Feuers durch die Menschen. Dies war die simple, ursprüngliche Bedeutung des Kremlidfestes. Das Feuer in all seinen Formen zu beherrschen war für die Welsen lebenswichtig. Felt war sich sicher, dass Wigo bestens mit dieser welsischen Tradition vertraut war. Er wollte nicht in eine Falle tappen und ihm allzu leichtgläubig zustimmen.
    »Diese ganze Dämonensache spielt keine große Rolle mehr bei uns«, sagte er deshalb, und das entsprach der Wahrheit.»Kremlid ist einfach ein Fest, ein willkommener Anlass zu feiern. Die Jungen rennen mit Fackeln durch die Gassen und rufen: ›Versteck dich oder ich fress dich!‹, und oben, beim Platz vor der Marded, der großen Rüstkammer, treffen sie dann auf die Mädchen, die sie bewaffnet mit Wasserschläuchen erwarten. Dann gibt es eine Schlacht zwischen den Kindern, und wenn alle Jungen durchnässt sind und alle Fackeln gelöscht bis auf eine, muss sich dieser Junge ergeben. Die Mädchen nehmen das Feuer und übergeben es den Ältesten, die damit den Trelled entzünden, das große Feuer, das während der ganzen Kremlid brennt. Das ist alles.«
    »Das ist alles?« Wigo zog eine Augenbraue hoch und Felt nickte.
    »Du glaubst wirklich, dass das alles ist?«, fragte Wigo wieder und setzte den Krug an, der aber leer war. Der Wirt war schwer beschäftigt, im Gewölbe herrschte Hochbetrieb. Felt fragte sich, wie lange das Stück wohl noch dauern würde und was dort oben auf der Bühne gerade vor sich ging.
    Wigo seufzte.
    »Es liegt ein tieferer Sinn in eurer Tradition, ich erzähle zu Ende und dir wird einiges klar werden. Also, ich bleibe dabei, denn so war es: Asing vernichtete das Welsenheer am Flussufer in einem Feuer, das so heiß loderte wie ihre Liebe zu Palmon. Nun erst kamen die Kwother

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