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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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waren auch sonst aufs Engste verbunden. Asli war wie Asing eine Adeptin. Die beiden fanden Gefallen daran, die Leute an der Nase herumzuführen, darum traten beide als eine Person, als Asing, auf. Die meisten Legenden, die sich um Asing ranken   – dass sie an zwei Orten gleichzeitig sein konnte, dass sie mit dem Wind reisen konnte, dass sie niemals schlafen musste   –, sind auf das Verwirrspiel der Schwestern zurückzuführen. Deshalb wurde Asli schon zu ihren Lebzeiten vergessen, und ich muss sagen, sie hat selbst einiges dafür getan. So erinnert man sich heute nur noch als verfälschte Tagesbezeichnung an sie. Dabei war sie die wahre Heldin der Feuerschlacht. Und ihr, ihr Welsen, gedenkt ihrer bei euren Kremlidfeiern. Es ist so, glaube mir, ich komme noch dazu. Jedenfalls, so ähnlich sich Asing und Asli auch waren, in einem Punkt unterschieden sie sich: in ihrem Verhältnis zu Palmon. Asli teilte in keiner Weise die Leidenschaft ihrer Schwester für den Fürsten. Im Gegenteil, sie versuchte Asing davon zu überzeugen, dass er ihre Liebe nicht erwiderte und sie lediglich für seine Zwecke auszunutzen versuchte. Asing wollte, wie alle Verliebten, nichts davon wissen, und als Palmon ihr sogar die Ehe versprach, fühlte sie sich bestätigt. Sie überwarf sich mit Asli, von der sie glaubte, sie versuche ihr den Mann nur auszureden, weil sie ihn für sich selbst haben wolle. Palmon hätte wohl kaum den Unterschied zwischen den Schwestern bemerkt, und wenn Asing etwas nicht teilen wollte, dann war er es. Als sie dann auch noch ihreNeutralität aufgab und ihm im Kampf gegen die Welsen beistehen wollte, trennte sich Asli von der Schwester und verließ die Stadt. Sie verschwand und niemand vermisste sie, man bemerkte es nicht einmal. Aber sie tauchte zum rechten Zeitpunkt wieder auf. Sie war es, Felt, die euch das Leben rettete, einigen wenigen. Das Flammenheer war von Norden über das Land getobt, von Westen kam Asings Feuerwalze heran und getroffen haben sie sich in Wandt. Die Stadt, die Festung und jeder, der darin war, auch eure Königin und der Prinz, verbrannten und wurden zu Asche. Nichts blieb übrig. Aber das Feuer war immer noch hungrig, noch war nicht ganz Welsien niedergebrannt. Ein kleiner Zipfel im Osten vor den Randbergen und die Minenstadt über dem Berst, Goradt, letzte Zuflucht der Welsen, waren noch unberührt. Und hier, ganz im Osten, die Randberge im Rücken, trat Asli der Feuersbrunst entgegen. Auch sie entfachte ein Feuer, ein Gegenfeuer, und die Flammen verschlangen sich gegenseitig. Aber Asli brannte nicht vor Liebe wie Asing und ihr Feuer war nicht so stark wie das ihrer Schwester. Also entschloss sie sich, bis zum Letzten zu gehen, und entzündete sich selbst. Und weil ihre Absichten edel waren und ihr Opfer selbstlos, brannte sie hell, hell und weiß, und in ihrer weißen Flamme verbrannte das Dämonenheer und Asings Feuerwalze rieb sich auf. So konnten die letzten Welsen über die Randberge flüchten und Goradt blieb unversehrt. Sag mir, Felt, welche Farbe hat der Trelled, das welsische Kremlidfeuer?«
    »Weiß«, krächzte Felt, räusperte sich und sagte dann so unbeteiligt wie möglich: »Der Trelled brennt mit weißer Flamme, aber das kommt daher   …«
    »…   dass ihr Grauglanzpulver hineingebt, ich weiß, ich weiß. Man kann ja wohl auch kaum alle sieben Soldern eine segurische Jungfrau verbrennen, nicht wahr?«
    Wigo erwartete keine Antwort, er lehnte sich zurück, trank und prüfte die Wirkung, die seine Erzählung auf Felt hatte.
    Und Felt war beeindruckt. Ein weißes Feuer. Eine weiß leuchtende Flamme, gehalten von der Hand einer Unda   …
Das Geschenk einer Freundin. Hübsch, nicht wahr?
Wigos Worten zufolge konnte diese Freundin der Hohen Frauen nur die edle Asli gewesen sein. Eine vergessene Heldin, derer die Welsen gedachten, ohne es zu wissen. Aber war eine kleine weiße Flamme der Beweis dafür, dass Wigo die Wahrheit sprach? Wie konnte jemand, der die Wahrheit nach eigenem Bekunden so liebte, gleichzeitig zwei Versionen ein und derselben Geschichte erzählen, eine beim Wein und eine auf der Bühne? Felt traute Wigo nicht. Der Übersetzer wusste viel, viel mehr als Felt, aber warum er sein Wissen weitergab, den Welsen die Schuld abnahm und aus Tätern Opfer machte, war Felt nicht klar. Also nahm er es hin, wie er alles hinnahm. Er fragte nicht nach. Stattdessen trank er seinen Krug nun in einem Zug leer und entschied sich für seine eigene Wahrheit: den Verlust

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