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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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seiner Familie. Was war dagegen der Untergang eines Volkes? Das eine war jetzt, das andere war Geschichte. Es hatte keinen Einfluss auf Felts Leben, denn die Undae hatten bereits die Richtung neu bestimmt   – was der Übersetzer zu sagen hatte, spielte keine Rolle. Falls er einen Aufrührer gesucht hatte, hatte Wigo den falschen Mann ausgewählt. Felt ging es nicht um Vergeltung. Er fragte: »Und was wurde aus Asing? Gab es eine Hochzeit?«
    »Sie ist   … nein   … ich muss   …«, stotterte Wigo, sichtlich bemüht, seine Enttäuschung zu verbergen. Er zupfte seinen Bart und sah sich um. Das Gewölbe hatte sich bereits merklich geleert. »Wir sollten wieder hochgehen, das Stück ist bald zu Ende und ich werde mich wohl oder übel verbeugen und die Huldigung der Schafe entgegennehmen müssen.« Er lachtegezwungen über den eigenen Scherz. »Ich erzähle ein anderes Mal, was aus Asing wurde, aber so viel kann ich dir schon verraten«, er erhob sich und auch Felt stand auf, »es ist herzzerreißend.«

 
    VIERTES KAPITEL
BELENDRA
     
    Die vorhin noch menschenleere Vorhalle des Theaters war nun erfüllt von Stimmengewirr   – die Leute strömten aus dem Zuschauerraum hinaus auf den Platz, wo Mendron das Feuer entzünden würde.
    »Warte auf mich. In der Halle!«, hatte Wigo ihm zugerufen, bevor er zur Bühne gelaufen war, um sich gemeinsam mit den Schauspielern zu verbeugen. Wie sollte Felt ihn in diesem Gewühl wiederfinden? Er hatte niemals zuvor solche Massen an vornehm gekleideten Menschen gesehen. Er war der Einzige, der ganz in Schwarz war, Prams Farbe war Rot. Rot und Gold.
    Felt lehnte mit dem Rücken an einer Wand, ignorierte neugierige Blicke und versuchte in der Menschenmenge Wigos wirren Haarschopf auszumachen. Applaus brandete durch die Halle   – am oberen Treppenabsatz war der Fürst erschienen, an seinem Arm eine Frau. Und ihr galt der Jubel, Felt erkannte in ihr die Schauspielerin der Asing. Sie hatte sich umgezogen und war nun ganz in tiefes Blutrot gekleidet, den Hals schmückte eine schwere goldene Kette. Die langen dunkelblonden Haare waren kunstvoll aufgetürmt, von Nadeln und Kämmen gehalten, auch sie aus Gold. Der Fürst trat einen Schritt zurück undklatschte ebenfalls ein paar Mal in die Hände, sie verbeugte sich lächelnd, dann nahm sie wieder seinen Arm und ließ sich von ihm die Treppe hinunterführen.
    »Er umwirbt sie«, flüsterte Wigo und Felt fuhr erschrocken zusammen. »Aber sie liebt ihn nicht. Stoff für eine echte Tragödie. Komm, wir verdrücken uns.«
    Wigo legte die Hand auf die Wand. Mit einem leisen Schnappen öffnete sich eine Tür, die man nur auf den zweiten Blick als solche erkennen konnte. Dahinter befand sich ein spärlich beleuchteter Gang.
    »Ich sage ja, segurische Baukunst ist unerreicht. Und das ist nichts hier, verglichen mit der Hama.«
    Sie folgten dem Gang und gelangten auf eine enge Gasse, die an der Rückfront des Theaters entlangführte. Ein Ende ging auf die Prachtstraße, von dort hörte man Gejohle und immer wieder den Ruf ›Angriff‹, auf Welsisch, gefolgt von Mädchengekreische. Wigo zuckte die Schultern und schlug die andere Richtung ein. Sie gingen eine Zeit lang schweigend durch leergefegte Gassen und schmale Straßen, Wigo mied den Trubel.
    »Wohin führt Ihr mich?«, fragte Felt schließlich.
    »Wir gehen essen, was sonst?«, sagte Wigo. »Wir sind eingeladen. Zur exklusivsten Kremlidfeier von ganz Pram.«
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
    »Das ist eine fantastische Idee. Vertrau mir, Felt. Ganz kleiner Kreis, keine Probleme. Außerdem ist es unmöglich abzusagen, wenn Belendra einlädt.«
    »Wer ist Belendra?«
    »Du wirst sie bald kennenlernen. Sie brennt darauf, dich zu sehen.«
    »Mich?«
    »Ja, dich. Du bist der Ehrengast. Achtung!«
    Wigo drückte Felt in einen Hauseingang. Zwei der weiß berockten Soldaten stiefelten Arm in Arm vorbei.
    »Total besoffen«, flüsterte Wigo, »aber trotzdem besser, man sieht uns nicht.«
    »Was meint Ihr mit Ehrengast?«, fragte Felt leise.
    »Auch Welsen haben Freunde«, raunte Wigo. »Und nun komm, wir sind spät dran.«
    Sie gingen weiter und Felt beschloss, über diesen Widerspruch zu schweigen. Warum war er mit Papieren ausgestattet worden und gemäß der Order in Begleitung unterwegs und musste sich dennoch verstecken? Vielleicht hatten Welsen Freunde, vielleicht war Wigo einer davon   – vielleicht aber auch nicht.
    An einem in eine Mauer eingelassenen niedrigen

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