Zwölf Wasser Zu den Anfängen
dass sie sich einen Soldaten ausgesucht hatte, anstatt im Handwerk zu heiraten, hatte ihren Vater nicht eben erfreut. Die Schmiede waren stolze Leute, und das mit Recht, denn ihre Kunst war unübertroffen. Remled sah auf, als Felt zu ihnen trat; die Ähnlichkeit mit Estrid war verblüffend – auch sein Haar war flammend rot und seine Augen grünlich statt farblos grau wie bei den meisten Welsen. Die schmalen Lippen umspielte ein wissendes, leicht spöttisches Lächeln, ein Lächeln, das Felt nur allzu gut kannte.
»Schwager«, sagte Remled und erhob sich, »es ist eine Zeit her.«
»Und zu lang ist sie gewesen«, erwiderte Felt die höfliche Begrüßungsfloskel.
»Felt! Schau dir das hier an«, rief Marken, die Spannung zwischen den beiden ignorierend. »Remled ist wahrlich der Sohn seines Vaters, ein echter Könner, was sage ich, ein Künstler!«
Der Waffenmeister hielt die Speerspitze hoch, die sich, außer dass sie noch roh und ungeschliffen war, in nichts von dem unterschied, was Felt kannte. Marken zog erwartungsvoll die buschigen Augenbrauen hoch. Mit seinem zottigen Haar und dem fransigen Bart erinnerte er mehr an einen Bären als an einen Menschen.
»Dies hier«, sagte er feierlich, »ist der Beginn einer neuen Ära.«
»So?«, machte Felt.
»Er sieht es nicht«, brummte Marken nicht unzufrieden. »Gib mir dein Schwert, Felt.«
»Mit Verlaub, ich wollte eigentlich etwas mit dir besprechen.«
»Nun gib schon her«, beharrte Marken und Felt zog sein Schwert. Der Waffenmeister nahm es, legte es auf eine Stufe, stellte den Stiefel aufs Heft, packte mit seinen Pranken den Schaft der Speerspitze und hieb damit auf die Schwertklinge. Mit einem hohen Klirren brach sie entzwei. Felt schaute entgeistert zu Marken. Nichts auf der Welt war haltbarer als Welsenstahl. Außer Welsenstahl.
»Das ist«, sagte Felt mit einem bedauernden Blick auf sein zerborstenes Schwert, »beeindruckend.«
»Das ist das Ergebnis vieler langer Soldern Arbeit«, sagte Marken und klopfte dem grinsenden Remled die Schulter.»Sag mir, Remled, ich will zwanzig davon, zwanzig Schwerter, bis der Treck zieht, schafft ihr das?«
»Nun, die Zuschläger können im Lendern schlafen … Ich kann es nicht versprechen, aber wir werden unser Bestes geben.«
»Gut, ich verlasse mich auf dich, Remled. Und nehmt euch, was ihr braucht. Ausgezeichnete Arbeit, ganz ausgezeichnete Arbeit.«
Mit einer knappen Verbeugung verließ der Schmied die Runde und verschwand in einem der Durchgänge. Marken betrachtete das Stahlstück in seinen Händen.
»Jetzt ist mir klar«, sagte Felt nach einer Pause, »in welche Feuer unsere Kohlen wandern.«
»Was?«, machte Marken, dann verstand er. »Ah, du bist gekommen, um dich zu beschweren. Felt, schau dich um, was siehst du?«
»Die größte Rüstkammer des Kontinents.«
»Richtig. Angefüllt mit den hervorragendsten Waffen des Kontinents. Und wer wird diese Waffen tragen? Wer wird mit diesen Klingen seine Feinde niedermähen, als wären sie reife Ähren? Wer wird mit diesen Äxten Köpfe von Rümpfen trennen mit einer Leichtigkeit, mit der ein Mädchen Blumen knickt? Welsen? Unsere Männer? Wir?«
Felt schüttelte den Kopf.
»Nein, Marken. Nicht wir.«
Marken seufzte: »Unsere Zeit ist vorbei. Unsere Waffen dienen anderen. Dem, der am meisten bietet. Unsere Kunst, unsere Erfahrung, das Können unserer Väter und Vorväter dient nicht mehr unserem Ruhm. Weißt du, was ich sehe, wenn ich mich hier umschaue?«
»Was?«
»Ich sehe Zwiebeln und Bohnen, Mehl und Salz. Ich seheLeder, Holz und Tuch. Ich sehe den nächsten Firsten, noch bevor dieser vorüber ist, und ich sehe, dass er genau so hart werden wird. Nein«, unterbrach er sich selbst, »ich sehe ein paar Säcke Bohnen mehr als dieses Solder.« Er lachte, dann wurde er wieder ernst: »Felt, diese Waffen, diese Klingen dort sind die besten, die es gibt. Allerbester Welsenstahl, allseits berühmter, berüchtigter Welsenstahl. Solange man«, er hielt die Speerspitze hoch, »nichts von diesem weiß.«
»Wer sollte je davon erfahren?«
»Das ist dein großes Talent, Wachmeister«, sagte Marken, »du kannst schweigen. Wer dich unterschätzt, hat schon verloren. Nun zu deinem Problem mit den Kohlen. Ich entschuldige mich aufrichtig dafür, nachlässig gewesen zu sein. Ich war … wie im Fieber, als Remled mir die ersten Proben brachte. Er hat mir nicht verraten, wie sie es machen, natürlich nicht, ich bin kein Schmied … Aber um diese Härte zu
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