Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
Vom Netzwerk:
ihr nicht eine Lösung wüsstet   … Steht etwas in diesen Schriften?«
    »Nein«, Remled schüttelte den Kopf, »nichts steht da. Kein Hinweis. Aber genau das ist uns aufgefallen   – das, was
nicht
geschrieben steht. Welche Art der König sein muss. Ob es nicht beispielsweise ein
zukünftiger
König sein kann.«
    Marken lachte.
    »Ja, das kann ich mir denken, dass ihr euch die Sache so dreht, wie ihr sie gerne hättet.«
    Die Schmiede schwiegen, Marken stellte den Becher ab. Es schien ihnen ernst zu sein   – und ein besonderes, ein mythisches Schwert wäre eins, das auch Marken gerne geschmiedet sehen würde. Waffen waren auch seine große Leidenschaft; dass Borger ihn einen Kaufmann genannt hatte, passte ihmnicht. Er strich sich den Bart, sagte: »Du willst also meinen Rat, Borger.«
    »Das will ich. Marken, das Schwert muss unter zwei Hämmern und einem Gedanken geschmiedet werden und ich will es schmieden, gemeinsam mit meinem Sohn. Ich habe nicht mehr lang und ich will mein Lebenswerk nicht beenden mit der abertausendsten Klinge für Pram. Ich will ein Schwert schmieden, ein einziges, auf das ich wirklich stolz sein kann   – aber ich brauche einen Namen. Ich habe schon einen im Kopf. Aber Remled hat einen anderen im Sinn. Ich frage dich also: Für wen sollen wir das Schwert machen?«
    Auch Marken hatte einen Namen im Kopf, aber noch wagte er es nicht, ihn auszusprechen, deshalb fragte er nochmals nach: »Ich soll euch also sagen, wer der nächste König von Welsien sein wird? Ich?«
    »Ob er es sein wird, ist nicht unsere Angelegenheit«, sagte Borger und beugte sich vor. »Den Ruhm, die Krone, muss er sich selbst erwerben. Wir reden hier über eine
Möglichkeit
. Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Aber ich kann sehen, dass jetzt die Zeit ist, um die Voraussetzung zu schaffen. Damit die Möglichkeit überhaupt besteht.«
    Welsien war verbrannt. Welsien war Asche. Was für ein König sollte das sein, der über die Asche regierte? In Goradt brauchten sie keinen König, hier herrschte das Militär, militärische Strenge und Disziplin hatten sie alle überleben lassen. Sie hatten kein Land, und wer kein Land hat, der braucht auch keinen König. Sie hatten einen Hauptmann und das war genug. Das war angemessen. Aber wenn sie einen König hätten, könnten sie dann auch wieder ein Land haben? Konnte man so weit, so groß hoffen? Konnte man die Sache rückwärts denken und dabei die Zukunft im Sinn haben? Die Schmiede dachten so. Die Schmiede hatten eine Tradition, sie waren nicht abgeschnittenvon der Zeit davor. Marken wusste das. Und das war es, was ihn hingezogen hatte zu den Werkstätten, schon als kleinen Jungen. Er hatte dem Klang der Hämmer gelauscht, er hatte die Hitze gespürt, die Kraft gesehen, den Schweiß von Männern, die ihre Arbeit taten, weil sie sie liebten, und nicht, weil sie getan werden musste. Selber hatte er kein Schmied werden können, denn sein Vater war Soldat gewesen. An den Schmieden aber hatte sich das Land zu voller Größe aufgerichtet, sie waren das Rückgrat Welsiens, Borger hatte recht. Er übte sein Handwerk aus, genau wie sein Vater es getan hatte und dessen Vater auch, er lebte die Tradition, jeden Tag. Aus dieser Tradition, aus der Erinnerung an andere, bessere Zeiten, speiste sich die Hoffnung auf Veränderung. Gegen alle Vernunft. Hier war die Anziehung, das hatte Marken zum Waffenmeister werden lassen: die Ahnung einer Möglichkeit. Denn nichts anderes war die Hoffnung   – oder?
    Ein Klopfen riss Marken aus seinen Gedanken, dann wurde die Tür aufgestoßen. Ein Geselle, ein guter Zuschläger, trat ein. Marken kannte ihn vom Sehen.
    »Offizier Marken, man sucht Euch. Ihr müsst in die Lorded kommen, sofort.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht, alle Offiziere sind in die Lorded gerufen worden.« Der junge Mann japste. »Es hat ein Signal gegeben.«
    Borger hob den Kopf, Marken stand auf. Ihre Blicke trafen sich, in den Augen des alten Schmieds stand Erwartung, glühend wie flüssiger Stahl. Ein Signal.
    »Ich komme.«
    Der Geselle zögerte, denn der Offizier machte keine Anstalten, ihm zu folgen. Marken sah den Schmied an, er sah: weit mehr als eine Ahnung, mehr als nur Hoffnung. Marken sah eine Möglichkeit, die
Wirklichkeit
werden konnte. Die Zeiten ändertensich, jetzt, in diesem Moment. Ein Signal   … Vielleicht sah Borger doch weiter in die Zukunft, als er zugeben wollte.
    »Geh! Geh schon, ich finde den Weg allein.«
    Der Geselle zuckte die

Weitere Kostenlose Bücher