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Zwölf Wasser

Zwölf Wasser

Titel: Zwölf Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. L. Greiff
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diene nur einer Herrin: Smirn!«
    Hardh kam noch einen Schritt auf Marken zu. Er stellte einen Stiefel auf das am Boden liegende Schwert und ein böses Lächeln zog ihm die Lippen über leuchtend weiße Zähne.
    »Du bist nicht tot, weil ich sehe: Du hast Kraft und Willen. Du bist nicht tot, weil ich sehe: Du kannst ein König sein. Du bist nicht tot, weil ich nicht will. Mein Wille ist: Du sollst mir dienen und meiner Sache. Seite an Seite kämpfen dieses Mal der Kwother und der Welse und siegen gemeinsam. Welsen sind durchs Feuer gegangen. Feuer ist durch Kwother gegangen.«
    Er kam noch näher und Marken glaubte nicht, dass er die Hitze, die Angst und diese unmenschliche Stimme noch lange würde ertragen können. Aber der rettende Zusammenbruchwollte nicht kommen. Dann sagte Hardh noch etwas, das Marken mehr erschütterte als alles zuvor. Denn er sprach Markens geheimsten Wunsch aus und seine tiefste Furcht.
    »Man muss nehmen, was einem zusteht: Wir sind Könige, Welse, du und ich. Wir sind stark. Welsen sind durchs Feuer gegangen. Feuer ist durch Kwother gegangen. Wir sind Brüder.«
12
    Als er in sein Zimmer zurückkehrte, erwartete ihn Schwester Buch bereits. Mit einem Wink hieß sie die Wachen, die Marken hatten stützen müssen, ihn aufs Bett zu setzen. Dann hielt sie einen Becher an Markens Lippen und zwang ihn zu trinken.
    Es half beinahe augenblicklich. Marken glaubte ein Lächeln in Schwester Buchs Augen zu sehen. Wie gut ihre Anwesenheit tat nach dem Gespräch mit dem besessenen Kwother   – wie gut es tat, dass sie schwieg. Und wie gut diese Medizin tat. Nur dank dieses Tranks hatte er es überhaupt so lange mit Hardh ausgehalten, das war ihm klar. Aber dass Schwester Buch keine selbstlose Heilerin war, wusste er nun auch. Alle drei hatten sie Marken umsorgt, damit er mit dem Dämon in die Schlacht ziehen konnte. Sie handelten in seinem Auftrag, und dass Marken spekuliert hatte, er würde gepflegt, damit man ihn töten konnte, hatte sich auf obszöne Weise bestätigt: Dem Dämon dienen hieße das Menschsein aufzugeben. Sich ihm zu verweigern bedeutete ebenfalls den Tod. Dennoch konnte er keinen Groll gegen Schwester Buch hegen, auch das verhinderte der Trank.
    Sie löste die Schnallen des Brustpanzers, und ohne sich zu sträuben, ließ Marken sich von ihr entkleiden. Sie strich ihm sanft über seinen Schädel, der an diesem Morgen von Schwester Essig sorgfältig rasiert worden war. Sie legte ihm ihre dunkle,schmale Hand auf die Brust, auf der eben noch Kohlen geglüht hatten. Er ließ sich von Schwester Buch in die Kissen drücken und schloss die Augen. Als sie das Laken über ihn deckte, war Marken bereits in einen traumlosen Schlaf gefallen.
    Mitten in der Nacht schreckte er hoch und war sofort hellwach. Seitdem er hier in Jirdh war, war ihm das nie passiert   – die erste Zeit hatte er in einem steten Dämmer verbracht, danach war er von den Behandlungen der schweigenden Schwestern so erschöpft gewesen, dass er geschlafen hatte wie ein unschuldiges Kind. Nun aber war an Schlaf nicht zu denken. Die Sorgen und Ängste kamen aus den dunklen Ecken gekrochen und nagten an seinen Beinen, bissen ihm in die Schultern.
    Kurz bevor alles begann, als der alte Schmied Borger Marken gefragt hatte, für welchen zukünftigen Welsenkönig er das Schwert schmieden sollte   – das eine Schwert, das jede Art von Leben nehmen konnte, das sogar töten konnte, was nicht mehr lebt   –, da hatte Marken Felts Namen gesagt. Borger und Remled, sein Sohn, sollten das Schwert unter ihren zwei Hämmern schmieden, mit dem einen Namen im Sinn: Felt. Dann hatte man die Offiziere in die Lorded gerufen, denn etwas ging vor. Als Marken bereits die Hand am Türgriff hatte, sprach Borger seinen Namen aus. Borger hatte gesagt, er hätte das Schwert lieber für Marken geschmiedet. Er hatte Marken als zukünftigen König im Sinn gehabt. Auf dem Weg ins Offiziersheim hatte Marken mit allem gehadert: mit sich, seinem Leben   – und seiner Freundschaft zu Felt. Der hatte alles und schätzte es so gering! Felt hatte eine Frau und sogar zwei gesunde Kinder! Er war hoch angesehen bei seinen Kameraden, der Hauptmann behandelte Felt wie einen Sohn und bereitete ihn auf die Nachfolge vor. Und Felt hatte einen Freund, den besten: Marken. Einen Freund, der das,wonach es ihn so sehr verlangte, einfach weggab: ein besonderes Schwert, ein einzigartiges Schwert. Das Schwert für den König.
    Marken zog es auch jetzt noch das Herz zusammen,

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