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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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knotete diese dann an dem Riemen fest, der um ihre Körpermitte lag. Sie stellte sich auf, sah an sich herab und fand, dass sie zu bewundern sei. Dann nahm sie die Tasche wieder ab und legte sie zu ihrem Sammelkorb. Jetzt war sie bereit.
Nur eines bereitete ihr noch Kopfzerbrechen. Was würde mit ihrer Schleuder werden? Sie würde sie nicht gebrauchen können; sie zurückzulassen verbot sich von selbst, weil Iza und Creb sie entdecken könnten. Sie im Wald zu verstecken würde die Folge haben, dass ein Tier sie ausgrub oder dass sie in der feuchten Erde schnell verrottete. Schließlich beschloss Ayla, die Schleuder mitzunehmen, in einer Falte ihres Überwurfs versteckt.
Es war noch dunkel, als die Clan-Leute zur großen Jagd von ihren Lagern sich erhoben. Die vielfarbigen Blätter begannen gerade erst im frühen Morgenlicht zu leuchten, als der Zug sich in Bewegung setzte und in raschem Lauf den Grat seitlich der Höhle durchquerte. Dort erwartete sie die aufgehende Sonne in strahlender Laune. Die Clan-Leute wanderten frohen Mutes die bewaldeten Flanken der Hügel hinunter und erreichten die Steppe, als die Sonne noch immer tief auf dem Bergrücken saß. Brun legte eine zügige Gangart vor. Die Frauen, deren Bürden zwar leicht, die jedoch so schnelles Gehen nicht gewöhnt waren, mussten sich mächtig anstrengen, mit den Männern mitzuhalten.
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang war man auf den Beinen. Und die Tagesstrecke war um ein Beträchtliches größer gewesen als jene, die man bei der Höhlensuche zurückgelegt hatte. Gekocht wurde nicht. Und die Frauen hatten wenig zu tun. Man nährte sich von vorher Zubereitetem, das die Männer stets bei sich zu führen pflegten, wenn sie auf Jagd gingen: flache Fladen aus Dörrfleisch, das grob zerstampft war und mit ausgelassenem Fett und getrockneten Früchten gemischt wurde.
Auf dem offenen, winddurchsausten Grasland war es kalt. Und je weiter die Jäger und die Frauen in das obere Land vorstießen, desto schneidender wurde die Kälte. Dennoch legten sie schon bald nach dem allmorgendlichen Aufbruch die dicken Umhänge und Überwürfe wieder ab. Denn durch das schnelle Gehen wurden ihre Körper wieder warm, und nur wenn sie sich setzten, um zu rasten, kroch ihnen die Kältnis in die Glieder. Und bald krampften sich auch nicht mehr die Waden zusammen, woran vor allem die Frauen gelitten hatten.
Im obersten Teil des Halbinsellandes erwartete raueres Gelände die Clan-Leute. Breite Tafelberge stürzten jäh in steile Schluchten ab oder stießen gegen himmelhochragende Felswände, die eine ruhelose Erde in früheren Zeiten aufgeschichtet hatte. Felsröhren wurden von gezacktem Gestein umschlossen; manche endeten blind. Andere waren übersät mit scharfkantigen Felsbrocken, die aus dem sie umschließenden Steinwulst herausgebrochen waren. Dann gab es welche, die Wasser auf ihrem Grund führten, dünne Rinnsale oder brodelnde Flüsse. Und nur hier in der Nähe von Wasserläufen harrten windverzerrte Fichten und Lärchen, verkrüppelte Birken und Weiden aus. Nur dort, wo eine Schlucht sich zu einem bewässerten Tal geweitet hatte, erreichten die Nadel- und Laubbäume ihre natürliche Größe und Gestalt. Der Windschatten half ihnen dabei.
Während ihrer Wanderung wurden die Clan-Leute durch nichts aufgehalten. Zweimal soviel Tage wie Finger an einer Hand zogen sie nun schnellen, ausdauernden Schritts immer tiefer ins obere Land. Dann schickte Brun zum ersten Mal Späher aus. Heute, nach zehn Tagen, kamen sie immer langsamer vorwärts. Sie waren nicht mehr weit entfernt vom breitgeschwungenen Hals der Halbinsel. Wenn sich die Mammuts überhaupt hier aufhielten, dann musste man bald auf sie stoßen.
Jäger und Frauen machten an einem kleinen Fluss Rast. Brun hatte gegen Mittag Broud und Goov ausgeschickt. Er stand jetzt etwas abseits von den anderen, hielt beide Hände über die Augen und spähte angestrengt in die Richtung, aus der sie zurückkommen mussten. Lange konnte der Entscheid nicht mehr hinausgeschoben werden, ob sie nun hier am Fluss ihr Nachtlager aufschlagen oder noch etwas weiter ziehen mussten. Der späte Nachmittag warf schon lange Schatten. Wenn die beiden Jäger nicht bald zurückkehrten, würde die Natur entscheiden; es würde Nacht werden, und sie mussten bleiben, wo sie waren. Brun kniff die Augen zusammen und hielt seinen Kopf dem scharfen Wind entgegen, der ihm den Umhang flatternd um die Beine schlug und den buschigen Bart ins Gesicht

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