Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
jagen, zu sammeln und zu lagern. Und wenn sie dann ausreichend Nahrung in der Höhle hatten und noch dazu ein Mammut erlegen konnten, dann hatten sie fast gänzlich ausgesorgt. Gedörrtes Fleisch, getrocknete Pflanzen, Früchte und Körner hielten sich gut zwei Sommer, wenn man wusste, wie sie richtig zu lagern waren.
Nicht nur die Flammen der Erregung schlugen hoch in den Herzen der Clan-Leute; es glühte auch ein tiefer Aberglaube mit. So sehr machte man den Jagderfolg vom Glück abhängig, dass schon im geringsten Tun und Lassen Vorgezeichnetes gesehen wurde. Ein jeder bedachte gründlich jede einzelne seiner Verrichtungen und ließ bei allem, was er tat, das auch nur im entferntesten die Geister auf sich beziehen konnten, besondere Vorsicht walten. Niemand wollte sich des Frevels zeihen lassen, er hätte einen der Geister so erzürnt, dass er dann Unglück über diese Unternehmung bringen würde.
Die Männer versammelten sich oftmals zu Feiern, um die Unsichtbaren günstig zu stimmen, und der Mog-ur half mit glückbringendem Zauber und magischen Gebilden, die er aus den Gebeinen in der kleinen Höhle fertigte. Ging etwas glatt, so wurde das als gutes Zeichen angesehen; lief etwas schief, so war das Anlass zu Besorgnis und Beängstigung. Und Brun fand von dem Tage an, als er auf Mammutjagd zu gehen entschieden hatte, fast kaum noch einen ruhigen Schlaf. Manchmal wünschte er, der Befehl wäre nie gegeben worden.
Er berief die Männer in seinen Wohnkreis, um miteinander zu beraten, wer mitziehen und wer hier bleiben sollte, denn die heimische Höhle war zu schützen, während sie bar jeglicher Jäger war.
"Mein Herz rät mir, einen der Jäger zurückzulassen", begann der Clan-Führer mit klarer Gebärde. "Einen vollen Mond werden wir fort sein, vielleicht auch zwei. Das ist zu lang, um die Höhle ohne Schutz zu lassen."
Die Jäger schauten zu Boden. Keiner wollte von dieser Jagd sich ausgeschlossen fühlen. Sie hatten Angst, dass der, den des Clan-Führers Auge traf, ausgewählt werden würde zurückzubleiben.
"Brun, du brauchst alle deine Jäger", bedeutete der alte Zoug. "Meine Beine sind zwar nicht mehr schnell genug, um das Mam-Mut zu hetzen, aber mein Arm ist noch kräftig und stark, einen Speer zu stoßen. Die Schleuder ist nicht die einzige Waffe, die ich gebrauchen kann. Dorvs Augen sind trübe geworden, aber die Kraft seiner Arme ist nicht geschwächt. Immer noch kann er eine Keule schwingen oder den Speer stoßen. Und solange vor der Höhle das Feuer lodert, wagt kein Tier sich allzu nahe heran. Hab keine Sorge um die Höhle. Wir können sie beschützen. Du musst alle deine Sinne auf die MamMut-Jagd richten. Es ist nicht an mir zu entscheiden, aber ich rate dir, alle Jäger mitzunehmen."
"Ich denke wie er, Brun." Dorv deutete auf Zoug, beugte sich vor und kniff ein wenig die Augen zusammen: "Zoug und ich wollen die Höhle schützen, während ihr fort seid."
Bruns Blick wanderte von Zoug zu Dorv und wieder zurück. Eigentlich hatte auch er keinen seiner Jäger zurücklassen wollen. Denn die Jagd würde sehr schwer und gefährlich werden.
"Recht hast du, Zoug", bedeutete der Clan-Führer schließlich dem alten Mann. "Du und Dorv, ihr könnt nicht mehr mit auf Mam-Mut gehen, ihr seid aber Manns genug, die Höhle zu bewachen. Es ist ein Glück für den Clan, dass ihr beide noch so kräftig seid, und es ist ein Glück für mich, dass du, Zoug, der du unter dem Clan-Führer vor mir der Stammeszweite warst, noch unter uns weilst und mir mit deinem Weitblick helfen kannst."
Die bange Anspannung unter den Jägern löste sich. Jetzt würde keiner von ihnen zurückbleiben müssen. Sie fühlten mit den beiden Alten, die an der großen Jagd sich nicht beteiligen konnten; doch waren sie auch wieder froh, dass niemand von ihnen die Höhle zu bewachen hatte.
Fest stand auch, dass der Mog-ur nicht mit ihnen ziehen würde, er war kein Jäger. Doch Brun, der gelegentlich gesehen hatte, mit welcher Kraft der alte Krüppel seinen Stock zu schwingen wusste, reihte ihn im stillen unter die Beschützer ihrer Höhle ein. Und diese drei alten Männer würden sich zusammen so gut schlagen können wie einer seiner Jäger.
"Und nun zu den Frauen. Welche nehmen wir mit?" fragte
Brun. Er hielt inne mit der Hand und sagte: "Ebra."
"Uka auch", bedeutete Grod. "Sie ist kräftig und erfahren und
hat keine kleinen Kinder."
"Gut", nickte Brun und fragte: "Ovra?", wobei er Goov mit einem strengen Blick bedachte.
Des Mog-urs
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