Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
ihn gebeten zu warten, als der alte Zauberer ihm seine Absicht eröffnete.
"Was willst du tun, Mog- ur?"
"Was tut ein Mann, wenn er sich von seinen Pflichten entbunden weiß? Ich habe zu viel Tage auf dem Buckel, um noch lange in der kleinen Höhle zu sitzen. Mein Körper verlangt nach Ruhe."
"Tu nichts Übereiltes", bat Brun mit sanfter Gebärde. "Sieh noch einmal in dein Herz hinein, ob du es wirklich willst."
Creb hatte genickt und das Vorhaben noch eine Weile mit sich herumgetragen. Nun aber hatte er sich entschlossen, ab heute nicht mehr länger Mog-ur sein zu wollen und seinen Rücktritt im Laufe des Tages zu verkünden.
"Goov soll Mog- ur werden, Iza", bedeutete er der Frau, die neben ihm saß.
"Das kannst nur du allein entscheiden, Creb", gab sie mit wissender Hand zurück.
Sie versuchte nicht, ihm seinen Entschluß auszureden. Sie spürte, dass der Bruder nicht mehr mit dem Herzen Mog-ur war, seit er Ayla mit dem Todesfluch hatte beladen müssen.
Iza schaute zum Himmel, da wo der Mond stand, der mählich verblaßte. "Ist die Zeit um, Creb?" fragte Iza.
"Ja", nickte Creb und schaute nur flüchtig hoch. "Die Zeit ist um, Iza."
"Wie kann sie wissen, wann die Zeit um ist? Seit diesem Sturm war der Mond nicht zu sehen."
Creb blickte hinaus, und seine Gedanken wanderten zurück zu dem Tag, an dem er einem kleinen Mädchen gezeigt hatte, wie es die Sommer und Winter zählen konnte, bis aus ihm eine Frau würde.
"Wenn sie lebte, sie würde es wissen, Iza", gab der Mog-ur ruhig zurück.
"Aber der Sturm war so heftig. Da konnte keiner hinaus", wandte die Schwester ein.
"Laß es ruhen, Iza. Ayla ist tot." "Ich weiß es, Creb", erwiderte Iza und schlug die Hände vors Gesicht, und ihre Schultern zuckten.
Creb sah auf seine Schwester. Er spürte ihren Schmerz und wollte ihr etwas geben, ein Zeichen, dass er mit ihr fühlte.
"Ich sollte dir dies nicht kundtun, Iza. Aber die Zeit ist um. Ihr Geist ist von uns gegangen, aber auch das Böse. Wir haben nichts mehr zu fürchten. Ihr Geist hat sich mir mitgeteilt, ehe er floh, Iza. Er bedeutete mir, sie hätte mich lieb. Er schien so lebendig, dass ich beinahe glaubte, Ayla stünde vor mir. Aber die Geister der Verfluchten sind listig und schlau. Immer wollen sie dich glauben machen, dass sie die Lebenden sind, damit sie dich mit sich nehmen können. Beinahe wünschte ich, ich wäre mitgegangen."
"Ähnliches ist auch mir widerfahren, Creb. Als ihr Geist mich Mutter rief, da... " Aufschluchzend vergrub Iza ihr Gesicht in den Händen.
"Ihr Geist flehte mich an, doch den Medizinbeutel nicht zu verbrennen, Iza. Das Wasser kam ihm in die Augen, genau wie bei Ayla, als sie lebte. Ich konnte es kaum ertragen. Hätte ich den Beutel nicht schon in die Flammen geworfen, ich glaube, ich hätte ihn ihm geschenkt. Doch das war seine letzte List. Dann ging er endlich hinweg."
Creb war aufgestanden, hüllte sich in den mächtigen Pelz und griff zu seinem Stock. Iza blickte ihm nach. Nur noch selten verließ er die Feuerstätte. Er humpelte zum Eingang der Höhle und blieb lange Zeit dort stehen, die Augen unverwandt auf das funkelnde Schneeland gerichtet. Erst als Iza Uba zu ihm schickte, kam er zurück. Danach stand er schon wieder dort.
"Es ist kalt hier, Creb, und zugig." Iza war zu ihm getreten, voll Sorge, er könnte sich erkälten. "Es ist nicht gut für dich, wenn du hier im Wind stehst", bedeutete sie ihm. Creb hatte sich an den Fels gelehnt und wies mit dem Stock nach draußen.
"Zum erstenmal seit Tagen ist der Himmel klar. Es tut den Augen gut, einmal etwas anderes zu sehen als dauernd tobendes Schneegestöber."
"Ja, aber komm hin und wieder ans Feuer und wärme dich." Creb tat, wie Iza ihm geraten hatte, und immer wieder humpelte er zum Eingang und starrte lange in das Winterland hinaus. Als jedoch der Tag fortschritt, trieb es ihn immer seltener dorthin. Beim Abendverzehr, als das Zwielicht mählich der Dunkelheit wich, tat er Iza seinen Entschluß kund: "Wenn wir fertig sind, gehe ich zu Bruns Feuer hinüber. Ich will ihm sagen, dass fortan Goov der Mog-ur sein soll."
"Ja, Creb", gab sie mit gesenktem Kopf zurück. Es gab keine Hoffnung mehr. Jetzt war sie sicher, dass es keine Hoffnung gab, Ayla wiederzusehen.
Creb erhob sich. Plötzlich erscholl von Bruns Feuer her ein erschreckter Aufschrei. Iza riß den Kopf hoch. Eine schnee- und eisverkrustete, pelzige Erscheinung stand im Eingang zur Höhle, stampfte mit den Füßen und hob die Arme.
"Creb!" rief Iza furchtsam. "Was
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