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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ist das?"
    Angestrengt spähte der Mog-ur hinüber, mißtrauisch und auf der Hut vor bösen Geistern. Doch dann wurde das eine Auge riesengroß. Die Furcht darinnen und das Mißtrauen waren verschwunden, jubelndes Erkennen strahlte in ihm.
    "Ayla!" rief er und hastete ihr hinkend entgegen; vergaß seinen Stock, vergaß seine Würde, vergaß, dass es sich nicht ziemte, außerhalb des Wohnkreises Gefühl zu zeigen, riß das eisstarre Mädchen in seine Arme und drückte es an sich.

16
    "Ayla? Ist es auch die Ayla, die lebt? Ist es nicht ihr Geist?" wehrten Izas Hände erschrocken ab, als der Mog-ur die Gestalt, die aus der Kälte kam, an sein Feuer führte. Die Medizinfrau wollte es nicht glauben; noch immer fürchtete sie, ihre Sinne hätten sie getäuscht.
    "Es ist Ayla. Und sie lebt", bestätigte Creb mit klar entschiedener Geste. "Die Zeit ist um. Sie hat die bösen Geister bezwungen und somit überlebt. Sie ist wiedergekehrt."
    "Ayla!" Mit ausgebreiteten Armen lief Iza dem Mädchen entgegen und drückte es stürmisch an ihr Herz. Nicht nur vom Schnee wurde sie naß. Ayla vergoß Freudentränen für beide. Uba zupfte und riß am Umhang des Mädchens, das Izas Arme noch immer umschlossen hielten.
    "Ayla. Ayla ist wieder da. Ayla ist nicht tot!"
    Die Heimgekehrte hob sie hoch vom Boden und preßte Uba so fest an sich, dass die Kleine zu strampeln begann, um zu Atem zu kommen.
    "Du bist naß", stellte Uba fest, als sie die Arme wieder frei hatte.
    "Zieh die nassen Sachen aus, Ayla!" bedeutete ihr Iza und suchte nach einem trockenen Überwurf für das Mädchen.
Ayla nahm ihre Mütze und ihren Umhang ab, dann setzte sie sich hin und versuchte, die von der Feuchtigkeit aufgequollenen Riemen ihrer Fußhüllen zu lösen.
"Ich habe großen Hunger", machte Ayla und führte die Hand zum Mund. "Ich habe den ganzen Ta g nichts gegessen", berichtete sie, nachdem sie einen von Izas Überwürfen angezogen hatte. Er war ein wenig klein und etwas zu kurz, aber trocken. "Ich wollte zeitig kommen, aber beim Abstieg vom Berg bin ich in einem donnernden Schneeschwall versunken, der sich den Berg hinunterwälzte und mich fortriß. Er hätte mich fast verschlungen. Ich habe lange gebraucht, um mich auszugraben."
Weit riß Iza die bestürzten Augen auf. Doch selbst wenn Ayla ihr kundtun würde, sie wäre durchs Feuer gegangen, sie hätte es geglaubt. Dass sie wiedergekehrt war, bezeugte an sich schon ihre Unbezwingbarkeit.
Die Frau griff nach Aylas Umhang, den sie zum Trocknen aurhängen wollte. Als hätte sie sich daran verbrannt, zog sie jedoch die Hand zurück und beäugte mißtrauisch das fremde Rehfell.
"Woher hast du das, Ayla?"
"Ich habe ihn gemacht."
"Ist er - ist er von hier, wo wir leben?" fragte die Frau furchtsam.
Ayla lächelte. "Gewiß, er ist von hier, wo wir leben - und jagen", fügte sie augenzwinkernd hinzu.
"Untersteh dich!" gab Iza mit erschreckter Gebärde zurück und wandte den Clan-Leuten den Rücken zu, da sie wusste, dass alle herüberschauten. Aber sie sollten ihre nächste Frage nicht beobachten können. "Du hast... hast du die Schleuder mitgebracht?"
Nein, die habe ich zurückgelassen. Aber alle wissen, dass ich jagen kann, Iza. Ich brauchte etwas Warmes. Creb hatte ja alles verbrannt. Einen Pelz kann sich nur einer beschaffen, der jagen kann."
Creb hatte den beiden still zugesehen. Er wagte noch immer nicht recht zu glauben, dass Ayla wirklich zurück war. Ja, es gab Geschichten, die davon berichteten, dass zum Tode Verfluchte unter die Lebenden zurückgekehrt waren. Aber sie ist anders geworden, stellte er fest. Sie hat sich gewandelt. Sie zeigt sich ihrer sicher. Sie ist erwachsen. Und sie erinnert sich. Sie weiß noch, dass ich ihre Sachen verbrannt habe. Wie mag es wohl aussehen in ihrem Kopf? Und wie in der Welt der Geister?
"Geister!" Er schlug sich an den Schädel, als erwachte er plötzlich. Der Fluch besteht noch. Ich muß gehen und ihn brechen.
Creb eilte in die kleine Höhle, um das fluchbringende Gelege zu zerstören. Er packte den Kienspan, der draußen vor der schmalen Spalte gelbgrün brannte, und hinkte hastig hinein. Sein Atem stockte, als er in die Zauberhöhle schlüpfte. Der Schädel des Höhlenbären lag nicht mehr an seinem Platz, auf den er ihn, dem Fluchgebot folgend, gestellt hatte, und auch der Knochen drohte nicht mehr durch die Augenhöhle. Der Fluch hatte sich selbst aufgehoben.
Creb machte ein mächtiges Schutzzeichen und trug die Knochen zurück zu dem Haufen an der hinteren Wand.

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