Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
sein. Mühsam zog sie sich an dem Busch hoch, der seine Äste in die Höhle hereinstreckte, bekam das Ende des langen Stocks zu fassen und stieß ihn aufwärts. Bald rieselte es auf sie herab, als das Holz die Schneedecke durchstieß. Das Loch für Luft war wieder offen. Ein kühler Windhauch fuhr herein, und anstelle des matten Lichtflecks war das ausgefranste Blau des Himmels zu sehen.
    Die frische kalte Luft machte Ayla einen klaren Kopf. Es ist vorbei. Es hat aufgehört zu schneien. Endlich. Ich kann heim. Aber wie hier herauskommen? Sie stocherte und bohrte mit dem Stock und versuchte, das Loch zu vergrößern. Schnee fiel herab und bedeckte kalt und feucht Aylas Kopf und Körper, die sich schüttelte und ermahnte, dass sie sich begraben würde, wenn sie nicht achtsamer wäre. Vorsichtig kletterte sie wieder herunter, und ihr wurde froh ums Herz, als sie sah, dass die Helligkeit, die durch das Schneeloch hereinströmte, alles wieder sichtbar in der Höhle machte. Des Mädchens Finger zitterten aufgeregt. Ayla konnte es kaum erwarten aufzubrechen, doch sie zwang sich zu Ruhe und Bedacht.
    Wenn doch nur das Feuer nicht ausgegangen wäre. Wie gerne hätte sie jetzt etwas Warmes getrunken. Aber etwas Wasser musste noch im Beutel sein. Dem war so; und als sie trank, fühlte Ayla sich wieder lebendig, so lebendig, dass sie auch nach Dörrfleisch suchte, und, während sie davon abbiß, wieder und wieder zum Einschlupf ging, um sich zu vergewissern, dass der Himmel noch immer blau war.
    Also, was nehme ich mit? überlegte das Mädchen und fuhr sich mit dem Handrücken über die fettigen Lippen. Für Nährendes brauche ich nicht zu sorgen. In der Höhle unten ist genug gelagert seit der Mammutjagd. Mitten in der Bewegung hielt sie inne. Mit einem Schlag brach alles wieder auf. Die Mammutjagd, der Schuß auf die Hyäne, der Todesfluch. Ayla strich sich das Haar aus der Stirn. Werden sie mich wirklich wieder aufnehmen? Werden sie mich auch wieder sehen können? Und wenn nicht?
    Sie wusste nicht, wo sie dann hätte hin sollen. Aber Brun hatte versprochen, dass sie zurückkehren könne. Und versprochen war versprochen. Abschätzend blickte sie sich um. Sie schüttelte den Kopf, als sie die Schleuder sah. Nein, die würde sie gewiß nicht mitnehmen. Und den Sammelkorb? Den alten hatte Creb ja verbrannt. Nein, den brauchte sie erst nach der Schneeschmelze. Wieder ein Kopfschütteln. Bis dahin war vielleicht ein neuer zu fertigen. Und ihre Anziehsachen? Alles, Ayla nickte heftig, alles, was anzuziehen war, würde sie überstreifen und umhängen. Auch einiges Werkzeug musste mit.
    Ayla richtete alles her und zog sich an; um die Füße das Kaninchenfell, dann das erste Paar Fußhüllen und darüber das zweite; um die Beine die wärmenden Wadenwickel. Das Werkzeug verstaute sie in den tiefen Falten ihres Überwurfs. Den Pelzumhang zog sie fest um sich. Auf den Kopf kam die Vielfraßfellmütze. Zuletzt streifte sie sich die gefütterten Handhüllen über und ging zum Einschlupf. Dort drehte sie sich noch einmal um und umfing mit den Auge n noch einmal die Höhle, die ihr während eines Mondes Zuflucht und Heim gewesen war. Bedächtig streifte sie die Handhüllen ab und lief zurück.
    Ayla wusste selbst nicht, warum es für sie wichtig war, die kleine Höhle aufgeräumt zurückzulassen. Es gab ihr ein Gefühl des Abschlusses, als legte sie etwas endgültig aus der Hand, das sie nun nicht mehr brauchte. Dann zog sie die Handhüllen wieder über und ging vor zum Einschlupf. Sie würde herauskommen. Wie, das würde sich schon zeigen. Es wäre zu schaffen. Bald hätte der Clan sie wieder.
    Ayla schaute hoch. Besser, wenn ich da oben durch das Loch ins Freie krieche, entschied sie. Hier unten kann ich mich niemals durchgraben, da ist die Schneeverwehung viel zu dick. An dem Haselnußbusch kletterte sie hoch und stocherte mit dem Stock an der Öffnung herum, schob den Schnee beiseite, und ihr wurde warm dabei. Als Ayla schließlich auf den obersten Ästen stand, die im tiefen Schnee nur wenig unter ihrem Gewicht nachgaben, reckte sie sich noch ein bißchen und streckte den Kopf in das Blaue hinein. Der Atem stockte ihr. Die Wiese war nicht wiederzuerkennen. Von ihrem Ausguck aus war nichts zu sehen als Schnee. Nicht einen einzigen vertrauten Hinweis konnte sie entdecken. Alles war weiß. Wie sollte denn da ein Durchkommen sein? Einen Augenblick lang verließ Ayla der Mut.
    Doch als sie sich aufmerksamer umschaute, fand sie nach und nach

Weitere Kostenlose Bücher