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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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gut.
Und es dauerte nicht lange, da waren die alten Muster im Verhalten beider zueinander wieder sichtbar; doch mit einem Unterschied. Ayla bedurfte keiner Überwindung mehr, sich Brouds Willen zu beugen. Ihre Fügsamkeit war nicht mehr, wie zuvor, mit feiner Herablassung unterlegt; sie war ganz einfach ungerührt. Er konnte ihr Blut nicht mehr in Wallung bringen. Er konnte knuffen und puffen und schimpfen und sich in wildeste Wut hineinsteigern, es wirkte nicht. So, wie man sie als Geist behandelt hatte, den man nicht sehen konnte, so behandelte Ayla jetzt Broud, wenn auch ganz ohne Absicht. Denn Broud lechzte nach Aufmerksamkeit, er brauchte sie wie die Luft zum Atmen. Nichts war für ihn schwerer zu ertragen, als übersehen zu werden. Selbst wenn sie sofort seinen Anweisungen folgte, sie tat es dann so, als sei er Luft für sie, denn Ayla kannte des Jägers Grenzen seiner äußeren Macht über sie, hatte seine innere Stärke geprüft und herausgefunden, dass beides nicht reichte, ihr Achtung abzuverlangen. Und das Schlimmste für ihn war nicht nur, von ihr übersehen zu werden, sondern zu erleben, wie sie Aufsehen erregte.
Allein schon durch ihre eigenartige Erscheinung zog Ayla das Augenmerk aller auf sich. Was aber am schwersten wog, waren die Erfahrungen, die man mit ihr gemacht hatte: Sie hatte ein mächtiges Totem. Ihr gehörte die Zuneigung des gefürchteten Zauberers, dessen Feuer sie teilte. Sie ging bei der Medizinfrau des Clans in die Lehre, um selbst einmal Medizinfrau zu werden. Sie hatte Ona das Leben gerettet. Sie war im Gebrauch der Schleuder besser als alle Männer. Sie hatte die Hyäne getötet und damit Bracs Leben bewahrt. Und jetzt war sie sogar von den Toten auferstanden. Jedesmal, wenn Broud hohen Mut gezeigt hatte und eigentlich die Bewunderung des Clans verdient gehabt hätte, war es ihr gelungen, ihn in den Schatten zu stellen.
Mit mißgünstiger Miene betrachtete Broud das Mädchen. Warum hatte Ayla wiederkehren müssen? fragte er sich und stützte das Kinn auf die rechte Faust. Alle sehen nur sie! Immer sehen alle nur sie. Als ich den Bison erlegte und in den Mannesstand erhoben wurde, drehte sich alles nur um ihr Totem. Hat sie je einem Mammut die Stirn geboten? Ließ sie sich beinahe zu Tode trampeln, um diesem Tier die Sehne zu durchschneiden? Nein. Sie hat nicht mehr zu bieten, als mit dieser lächerlichen Schleuder zwei Steine abzuschießen. Und auch noch Brun mit seinen Beratungen! Und dann hat er es doch nicht richtig gemacht. Sie ist wiedergekommen. Und alles dreht sich nur um sie.
"Creb, warum bist du nur so zappelig? Nie habe ich dich so unstet gesehen. Du bist wie ein junger Mann, bevor er seine erste Gefährtin nimmt. Willst du, dass ich dir einen warmen Trank mache, damit du wieder zur Ruhe findest?" äußerte sich Iza besorgt, als der Zauberer zum dritten Mal vom Feuer aufsprang, drei, vier Schritte weghumpelte, dann aber anderen Sinnes wurde und sich wieder niederhockte.
"Du findest mich unstet? Ich bin nur dabei, mir alles ins Gedächtnis zu rufen und mich in mich selbst zu versenken", gab er mit abwehrender Gebärde zurück.
"Was mußt du dir so eilig ins Gedächtnis rufen? Lange schon bist du der Mog-ur, Creb. Es gibt keine einzige Feier, die dir nicht klar vor Augen steht. Und nie habe ich gesehen, dass du herumhoppelst wie ein Hase, wenn du in dich hineinschaust. Ich mache dir einen warmen Trank."
Schon wollte Iza sich erheben, als Creb abwehrte: "Nein, nein. Ich brauche keinen warmen Trank. Wo ist Ayla?"
"Da drüben, hinter der letzten Feuerstätte. Sie sucht die Yamswurzeln", zeigte ihm die Schwester.
Creb ließ sich wieder nieder.
Nicht lange danach erschien Brun und gab dem Mog- ur ein Zeichen. Der Zauberer erhob sich wieder, und die beiden Männer zogen sich in den hinteren Teil der Höhle zurück. Kopfschüttelnd blickte Iza ihnen nach. Sie hatte keine Ahnung, was vorging.
"Ist es nicht bald Zeit?" fragte der Clan-Führer, als sie den Raum erreichten, den er frei gemacht hatte. "Ist alles bereit?"
"Es ist alles bereit. Aber die Sonne muß noch tiefer stehen, glaube ich."
"Das glaubst du nur und weißt es nicht? Du hast mir doch bedeutet, dass du weißt, was zu tun ist. Du hast mich wissen lassen, dass du dich in ferne Zeiten versenkt und eine Feier gefunden hast. Alles muß so sein, wie es sein soll. Du mußt wissen, nicht glauben", beschwerte sich Brun mit ungeduldiger Hand.
"Ich habe mich versenkt", gab der Mog- ur zurück. "Und ich war in lang, lang

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