Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
Zauberhöhle zugebracht. Es muß heute eine Feier geben, denn solange Ayla tot war, suchte er sie niemals auf. Und jetzt ist er immerfort dort", bedeutete Iza den anderen Frauen, und ihre Hand hängte noch eine kurze Bemerkung an:
"Und wenn er herauskommt, ist er immer noch so versunken, dass er doch tatsächlich zu essen vergißt."
"Aber wie kommt es, dass Brun von Sonnenaufgang bis zu ihrem höchsten Stand hinten in der Höhle herumgeschafft hat, um einen freien Platz zu machen?" warf Ebra mit behender Rede ein und zeigte weit ins Innere der Höhle. "Ich bot mich an, es für ihn zu tun, doch jagte er mich fort. Warum schuftet er wie eine Frau? Sie haben doch eine Stätte für ihre Feiern."
"Nur eine Feier kann es sein", entgegneten Izas kundige Hände. "Immer sehe ich den Mog-ur und Brun sich beraten; und werden sie meiner gewahr, so hören sie augenblicklich auf. Sie bereiten eine Feier vor, bestimmt. Und darum der Festverzehr heute abend. Des öfteren ist der Mog- ur aus seiner Zauberhöhle getreten und nach hinten gegangen, wo Brun Platz geschaffen hat. Und wenn mich meine Augen nicht betrogen, so trug er etwas im Arm. Da es so finster ist dort hinten, war jedoch leider nichts genau zu sehen."
Und Ayla? Das Mädchen genoß es ganz einfach, wieder mit den Erdlingen zusammen zu sein. Obwohl seit ihrer Wiederkehr nun fünf Tage verga ngen waren, konnte sie es noch immer nicht recht fassen, dass sie wirklich zurück war und im Kreis der Frauen saß, als wäre sie niemals fort gewesen. Dennoch war es nicht ganz so wie früher, denn die Frauen fühlten sich befangen in des Mädchens Gegenwart. Ayla war tot gewesen. Ihre Wiederkehr ins Leben war ein Wunder. Sie wussten nicht, wie sie sich zu ihr stellen sollten, die ins Reich der Toten getreten war und nun wieder unter den Lebenden weilte. Von diesem befangenen Verhalten ließ Ayla sich nicht im geringsten stören. Sie war's zufrieden, wieder beim Clan zu sein.
Gerade beobachtete sie Brac, wie er zu seiner Mutter hinüberkrabbelte und an ihr hochkroch, um bei ihr zu trinken.
"Was macht sein Arm, Oga?" fragte sie die junge Frau, die neben ihr hockte, und deutete auf Brac.
"Schau dir's doch selbst an, Ayla." Sie zog des Jungen Fellkittel auseinander und zeigte Ayla Arm und Schulter. "Iza hat die Birkenrinde am Tag vor deiner Wiederkehr endgültig abgenommen. Sein Arm ist gut geheilt; er ist nur noch ein wenig dünner als der andere. Aber wenn er ihn bewegt, dann wird es sich schon geben."
Ayla sah sich die verheilten Wunden an und betastete behutsam den Arm. Der Junge staunte sie aus großen Augen an. Sorgsam hatten die Frauen bisher darauf geachtet, nicht Dinge oder Ereignisse zu behandeln, die auch nur im entferntesten Aylas Verfluchung betrafen. Häufig war es vorgekommen, dass eine von ihnen eine Unterhaltung begann, dann plötzlich die Arme sinken ließ und völlig erstarrt war, da sie erkannte, womit es enden würde.
"Die Narben sind noch rot, aber nach und nach werden sie verbleichen", befand Ayla. Dann schaute sie dem Kind in die Augen und fragte: "Bist du stark, Brac?" Als der Kleine nickte, forderte sie ihn auf. "Zeig es mir! Hier, kannst du meinen Arm herunterziehen?" und streckte ihn aus. Ayla schüttelte den Kopf. "Nein, nicht mit dieser, mit der anderen Hand", bedeutete sie ihm, als Brac den gesunden Arm hob.
Der Junge packte ihren Arm also mit der anderen Hand und zog daran. Und Ayla leistete gerade soviel Widerstand, dass zu sehen war, wieviel Kraft in seiner Bewegung steckte. Dann gab sie nach.
"Du bist ein starker Junge, Brac. Eines Tages wirst du ein tapferer Jäger werden, genau wie Broud", machte sie und sah zu Oga hin. Dann öffnete sie einladend die Arme. Zunächst wandte der Kleine sich ab, drehte dann den Kopf, beäugte Ayla aufmerksam, zögerte noch etwas, krabbelte dann auf sie zu und ließ sich hochheben. Mit ausgestreckten Armen hielt sie ihn hoch und setzte sich den Jungen dann auf den Schoß. Ein Weilchen ließ er sich von ihr kosen, doch als er merkte, dass bei Ayla nichts zu holen war, strampelte er sich frei und kroch zu Oga hinüber, die ihn an die Brust nahm.
Ayla wandte sich an die junge Mutter und deutete auf den Säugling.
"Das Glück ist dir gut gesinnt, Oga."
Bevor sie eine Antwort gab, blickte Oga sich schnell um, zuckte dann mit den Schultern und bekannte: "Wärst du nicht gewesen, so wäre er jetzt nicht mehr bei mir, Ayla." Endlich hatte Oga doch das Tabu gebrochen. "Ich habe dich nie wissen lassen, dass ich dir aus tiefstem
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