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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Männern gleich sein." Sie war nicht sicher, die Gebärde des Clan-Führers richtig erfaßt zu haben. "Wenn du aber diesen Ort verlassen hast, dann ist es dir für immer untersagt, dich den Männern gleich zu sehen. Du bist jetzt eine Frau und wirst es immer bleiben."
Ayla hob die Hand zur Bestätigung. Aber gewiß war sie eine Frau. Das war doch klar.
"Dies ist Elfenbein aus dem Stoßzahn des Mam-Muts, das wir erlegt haben", bedeutete ihr Brun weiter. "Großes Glück begleitete uns auf dieser Jagd. Keiner der Jäger wurde verwundet, und doch gelang es uns, das mächtige Mam-Mut in die Knie zu zwingen. Dieses Stück hier wurde dem Geist des Großen Bären geweiht und vom Mog- ur in das heilige Rot getaucht. Es trägt einen mächtigen Zauber in sich, der den Jagenden Glück und Schutz bringt. Denn jeder Jäger des Clans trägt einen solchen Zauber in seinem Amulett, und jeder Jäger muß ihn haben."
Bruns Augen blickten das Mädchen unverwandt an, als er ihr seine Absicht dartat.
"Ayla, ein Junge wird erst dann zum Mann, wenn er auf der Jagd getötet hat; wenn dieses geschehen ist, dann kann er kein Kind mehr sein. In lichtfernen Tagen, die weit hinter uns liegen, als noch die Ahn-Geister herrschten, die uns jetzt umgeben, gingen auch die Frauen des Groß-Clans auf Jagd. Niemand hat uns gezeigt, warum dein Totem dich auf den Weg der AhnGeister geführt hat. Wir aber können dem Geist des Höhlenlöwen nicht trotzen. Wir müssen uns fügen. Ayla, du hast auf der Jagd getötet. Du bist erwachsen geworden; aber eine Frau und kein Mann, und immer wirst du eine solche sein. Du darfst aber mit der Schleuder jagen, mit der Schleuder allein, Ayla. Hinfort bist du die Frau im Clan, die jagt."
Ayla spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß. Hatte sie Bruns Gebärde auch richtig aufgefaßt? Dafür, dass sie die Schleuder gebraucht hatte, war sie ausgestoßen worden und für bemessene Tage tot gewesen. Und jetzt erlaubte man ihr, mit der Schleuder zu jagen, wieso denn?
"Dies ist für dich. Verberge es in deinem Amulett."
Ayla nahm ihren Beutel vom Hals und öffnete ihn mit fliegenden Fingern. Sie steckte das rotgefärbte Elfenbein, das Brun ihr reichte, zu dem Ocker und der steinernen Seeschnecke, zog den Beutel wieder zu und hängte ihn sich um.
"Bedeute dieses niemandem, ich will es vor dem Festverzehr verkünden. Dir zu Ehren wird er sein, Ayla", erklärte ihr Brun.
"Dreh dich jetzt um."
Sie tat, wie ihr ge heißen. Wieder wurden ihr die Augen verbunden, und dann führten die beiden Männer sie zurück, nahmen ihr die Binde vom Gesicht. Sie blickte Brun und Goov nach, die zum Kreis der Männer zurückkehrten. Habe ich geträumt? Mit den Fingern betastete sie ihren Hals. Der Schnitt, den der Mog-ur dort getan hatte, brannte noch ein wenig. Dann ließ sie ihre Hand ein Stück herabgleiten und befühlte die drei Dinge in ihrem Amulettbeutel. Ayla schlug ihren Überwurf auseinander und blickte auf die leicht verschmierten schwarzen Linien auf ihrem Schenkel. Ich bin eine Jägerin! Ich darf für den Clan jagen! Mein Totem wollte es so, und der Clan konnte ihm nicht trotzen. Flüchtig hatte sie ihr Amulett berührt, schloß dann die Augen und teilte sich ihrem Schutzgeist mit: "Großer Höhlenlöwe, wie konnte ich nur in meinem Herzen an dir zweifeln? Der Todesfluch war für mich eine schwere Prüfung, die schwerste, die ich durchstehen musste, aber ich habe etwas Außerordentliches dafür bekommen. Zutiefst bin ich dankbar, dass du mich wiederum deiner für würdig befunden hast. Jetzt weiß ich, dass Creb recht hatte - mein Leben wird niemals leicht sein, aber es wird ein reiches Leben sein, da du mich erwählt hast."
Die gewaltige Feier hatte die Männer überzeugt, dass man Ayla die Jagd erlauben musste, um die Ahn-Geister nicht herauszufordern. Nur einer hockte da und hatte eine schlimme Wut im Bauch: Broud. Und wäre ihm bei des Mog-urs strengem Warnzeichen nicht die Furcht in die Glieder gefahren, so hätte er die Feier schnurstracks verlassen. Mit finsterer Miene hatte er den Zauberer angefunkelt. Seine größte Erbitterung jedoch galt Brun.
Der hat das getan, dachte der Jäger. Immer hat er sie in Schutz genommen, ihr immer besondere Gunst geschenkt. Und mir hat er mit dem Todesfluch gedroht, nur, weil ich dieses Mädchen für seine Aufsässigkeit strafte. Mir, dem Sohn seiner Gefährtin! Und dabei hatte sie es ja nicht anders verdient; bis ans Ende aller Tage und noch weiter hätte er diese Ayla verfluchen sollen. Und

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