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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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offen. Der Höhlenbär war frei.
Die speerbewafmeten Jäger stürzten herbei, um zwischen dem gefährlich gereizten Tier und den bleichgesichtigen Zuschauern einen schützenden Wall zu bilden. Frauen kämpften gegen das würgende Verlangen, aufs schnellste die Flucht zu ergreifen, und drückten ihre Säuglinge fester an sich, während die älteren Kinder sich mit schreckgeweiteten Augen an die Beine und Hüften der Mütter klammerten. Die Männer umfaßten fester ihre Speere. Aber keiner unter den Clan-Leuten rührte sich vom Fleck.
Als der angestachelte Bär mißtrauisch durch die klaffende Stelle in seinem Verhau hinaustapste, sprangen Broud, Gorn und Voord, die auf den mit Bedacht abgeflachten Pfahlenden gelauert hatten, auf das überraschte Tier hinunter. Broud stand auf seinen Schultern, beugte sich vornüber, packte das Fell am Kopf und riß ihn nach hinten. Voord war dem Bären inzwischen in den Rücken gesprungen, grub dort seine Hände in die Zotteln und zog mit aller Kraft abwärts, so dass sich die wabbelige Fett haut um den Hals des Tieres straffte. Dann schlug er ihm mit der Axt auf die schwarzglänzende empfindliche Schnauze, so dass das Tier vor Schreck und Schmerz das riesige Maul weit aufriss.
Gorn, der rittlings auf des Bären Schultern hockte, rammte ihm eilig den Holzklotz breitseits in den geifernden Rachen. Als Broud losließ, klappte der Bär die Kiefer zu und klemmte den Keil fest zwischen seinen Zähnen und der Backenwand ein. Er röchelte und keuchte, als er das Maul zu öffnen versuchte vergebens, das Maul blieb zu.
Mit schweren Pranken schlug er dann wie rasend nach den Männern, die in seinem Fell hingen. Scharfe Krallen, die früher nur totes Fleisch und Äpfel geholt hatten, gruben sich in den Oberschenkel Gorns und rissen ihn herab. Mächtige Arme drückten den Erdling, der vor Schmerzen wie von Sinnen schrie, an die rotfleckige Bärenbrust, und das Leiden des jungen Jägers hatte plötzlich ein schnelles Ende, als ihm mit einem trockenen Krachen das Rückgrat brach. Ein nichtendenwollender Klageschrei stieg aus der Frauengruppe auf, als das Höhlentier den zerfetzten und zerknickten Körper Gorns wegschleuderte.
Mit gesenktem Kopf rannte der Bär gegen den speerbewaffneten Wall junger Männer, die sogleich einen Ring um ihn schlossen. Mit einem furchtbaren Schlag seiner Krallenpranke hatte er sich eine Lücke gemacht, als er drei Männer zu Boden fegte und einem vierten das Bein bis auf die Knochen aufriß. Wie ein Wurm krümmte sich der Mann zusammen vor Schmerz, der ihn so heftig durchfuhr, dass ihm kein Schrei über die Lippen kam. Schnell sprangen die anderen über ihn hinweg und suchten dem rasenden Bären so nahe zu kommen, dass sie ihn mit ihren Speeren durchbohren konnten.
Voller Entsetzen umklammerte Ayla ihren Sohn. Eine tiefe Angst, dass der Bär sich auch auf sie stürzen würde, lahmte ihre Beine. Doch als der Jäger zusammenbrach und sein Blut die Erde überschwemmte, vergaß sie alle Angst. Hastig drückte sie Uba ihr Kind in den Arm und stürzte sich in das Getümmel. Flink drängte sie sich zwischen den todesmutig kämpfenden Männern hindurch und schleifte den Jäger weg von dem wilden Gestampf und Geschrei und Gestöhn. Schnell drückte sie den BlutFluss ab und band einen Riemen fest um die aufgerissene Stelle. Ayla fing schon an, dem Jäger mit dem Tragfell ihres Kindes das Blut abzuwischen, als zwei andere Medizinfrauen ihrem Beispiel folgten. Furchtsam dem Kampfgemenge ausweichend, eilten sie Ayla zu Hilfe. Zu dritt trugen sie den verwundeten Mann in die Höhle, und während sie verzweifelt um sein Leben rangen, erlag der Bär schließlich doch den stärkeren Speeren der anderen Jäger.
Kaum war der Höhlenbär bezwungen, da riß sich Gorns Gefährtin aus den Armen jener, die sich bemühten, sie zu trösten, und rannte zum Leichnam ihres Gefährten; warf sich über ihn und grub ihr Gesicht in seine haarige Brust. Sie kniete sich nieder und beschwor ihn beharrlich, doch endlich bitte aufzustehen. Ihre Mutter und Norgs Gefährtin versuchten sanft, sie fortzuziehen, als die Mog-urs sich der Gruppe näherten. Der Große Mog-ur neigte sich zu der Frau hinunter und berührte behutsam ihren Kopf, so dass sie zu ihm aufblicken musste.
"Klage nicht um ihn", bedeuteten ihr seine milden Gebärden. "Gorn ist die höchste aller Ehren zuteil geworden. Er wurde erwählt, den Großen Höhlenbären in die Welt der Geister zu begleiten. Der Geist des Höhlenbären erwählt nur die

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