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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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sondern ein Versäumnis, das sich aus der Veranlagung seiner Art ergab. Niemals wäre es in seinen Kopf gegangen, dass man unterwegs ein verletztes Kind finden würde, das nicht zum Clan gehörte, und so war er unfähig gewesen, vorauszusehen, was geschähe, wenn die Kleine gerettet wurde. Gut, man hatte sie dem Tod entrissen. Aber wenn er nicht wollte, dass sie beim Clan blieb, gab es nur eines: Sie musste wieder ausgesetzt werden. Doch allein konnte sie nicht überleben. Das brauchte man nicht vorauszusehen. Das war Erfahrung. Aber wenn er sie jetzt erneut dem Tod preisgab, wurde er sich zunächst Iza entgegenstellen müssen. Nun, diese hatte zwar selbst keine Macht, doch die Schar der Geister auf ihrer Seite und nun auch Creb, den Mog-ur, der mit den Geistern reden konnte. Brun hatte Angst, sich die mächtigen Unsichtbaren zu Feinden zu machen. Dieses Schreckbild verfolgte ihn, seit das fremde Mädchen beim Clan war, und ließ ihn noch ernster dreinschauen als sonst.
Als am folgenden Morgen die Medizinfrau Aylas Bein untersuchte, sah sie, dass die Rötung der Haut zurückgegangen war. Die vier tiefen Schrammen hatten sich geschlossen und Schorf gebildet. Die Narben würden dem Kind allerdings immer bleiben. Den Verband erneuerte Iza nun nicht mehr, machte ihr jedoch einen Trank aus Weidenrinde, und als sie Ayla vom Fell heben wollte, versuchte die Kleine zu stehen, wobei Iza ihr half und sie stützte. Es tat weh, als das kranke Bein belastet wurde, aber nach einigen achtsamen Schritten ging es schon viel besser.
Jetzt aufrechtstehend, war Ayla noch größer, als Iza geglaubt hatte. Ihre Beine waren lang und gerade und dünn wie die einer Spinne; die Knie klobig. Iza glaubte zuerst, sie wären missgebildet, denn die Beine der Clan-Leute waren kurz und stark durchgebogen. Wenn es auch hinkte, das Kind hatte keine Mühe beim Gehen. Diesen Menschen schienen gerade Beine gegeben zu sein, genau wie die hellen Augen von der Farbe des Himmels im Sommer.
Da der Clan wieder aufbrach, hüllte die Medizinfrau die Kleine in ihren Umhang und hob sie auf die Hüfte, denn man musste vorsichtig sein mit dem Bein und es noch nicht arg belasten. Unterwegs dann ließ Iza sie ab und zu herunter, um es leichter zu haben, denn zuletzt hatte Ayla so gierig gegessen, als wollte sie nachholen, was ihr in den Tagen des Hungers entgangen war, und der Frau das Gefühl gegeben, als sei sie schon schwerer geworden.
Vorwärtszukommen wurde jetzt zunehmend beschwerlicher, denn man hatte das weite, flache Grasland hinter sich gelassen, das wellige Hügelland durchquert, dessen Hänge immer steiler wurden, und befand sich nun am Fuß der Berge, deren glitzernde, eisige Gipfel von Tag zu Tag näherrückten. Die Hügel waren von dichten Wäldern überzogen; aber nicht die düsteren Nadelbäume der kälteren Gebiete wuchsen hier, sondern saftiggrüne Laubbäume mit handgroßen Blättern und massigen, knorrigen Stämmen umschlangen sich mit ihren Zweigen. Es hatte sich viel schneller erwärmt als sonst um diese Zeit frischsprossenden Grüns, und das verwirrte Brun. Die Männer tauschten ihre Überwurfe gegen kurze Schurze, so dass ihre haarigen Oberkörper in der Sonne dünsteten. Die Frauen zogen nichts aus, ihre Körbe und Bündel hätten die nackte Haut nur aufgerieben.
Die Gegend hier hatte nun gar keine Ähnlichkeit mehr mit dem kalten flachen Land, wo ihre alte Höhle gewesen war. Und während die Clan-Leute durch schattige Schluchten, über grasbedeckte Hügel und durch des morgens tropfnasse Laubwälder wanderten, musste Iza immer mehr auf ihre überkommenen Kenntnisse von den Dingen der Natur zurückgreifen. Neben den festwurzligen dunkelbraunen oder auch blaugrauen Stämmen von Eiche, Buche, Walnuss, Stechapfel und Ahorn standen biegsame, dünnrindige Weiden, Birken, Hainbuchen und Bergtannen, und dazwischen wucherten die vielzweigigen hohen Sträucher von Erle und Haselnuss. Die Luft war fast zum Greifen und durchmengt von einem besonderen Geflimmer, das auf dem sanften, weichen Wind, der Wärme herbeitrug, zu schweben schien, und dem Iza keinen Namen geben konnte. Flaumige Samenschwengel hingen noch an den vollbelaubten Birken. Hie und dort rieselte ein feiner Regen zartfarbener Blütenblättchen zur Erde. Die ClanLeute zwängten sich durch sprödes Unterholz und dichtes Gestrüpp des Waldes, bis sie kahle Hänge erreichten. Rundum leuchtete das hügelige Land in vielfältigen Grüntönen. Und als sie höher stiegen, begegneten sie wieder

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