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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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frischen Wurzelverband aufgemuntert, plapperte sie auf Iza ein. Manche Clan-Leute warfen missbilligende Blicke in ihre Richtung, doch deren Bedeutung erkannte sie nicht.
    Denn die Sprechorgane der Clan-Leute waren so unterentwickelt, dass sie zur Sprachbildung nicht taugten. Die wenigen Laute, die sie verwendeten, um ihren Handzeichen Nachdruck zu geben, hatten sich aus Schreien entwickelt, sei es, um zu warnen oder um Aufmerksamkeit zu erregen. Ihre Verständigung beruhte auf Gebärden, Handzeichen, Körperhaltungen und einem Vorverstehen, das aus nahem Beisammensein, festgefügten Gebräuchen und der scharfsichtigen Wahrnehmung von Mienenspiel und Körperhaltung gewachsen war. Sie war ausdrucksvoll, ihre Verständigung, aber die Möglichkeiten, sich einander mitzuteilen, waren beschränkt. So war es zum Beispiel äußerst schwierig für sie, bestimmte Dinge, die man wahrgenommen hatte, anderen zu beschreiben. Und noch schwieriger war es, etwas zu benennen, was man weder fühlen, sehen und riechen, schmecken und hören konnte, sondern nur als Bild im Kopf hatte. Das unbekümmerte Geplapper des Kindes verblüffte demnach diese Erdlinge und machte sie misstrauisch.
    Dabei waren Kinder doch so wichtig. Mit sanfter Freundlichkeit zogen die Clan-Leute die ihren groß, aber auch mit Strenge, wenn sie älter wurden. Solange man ihnen noch die Brust geben musste, wurden sie von Frauen wie Männern liebkost, wenn sie dann krabbelten, meist nicht beachtet. So konnten sie sich sehr schnell in die strenge Ordnung feststehender Gebräuche einpassen; laut herumzutönen, wenn es nicht um des Nachdrucks willen nötig war, galt als ungezogen. Und so war im Augenblick nach Ansicht der Clan-Leute das Mädchen, das wegen seiner Größe älter wirkte, als es in der Tat war.
    Nur Iza ahnte, dass es jünger war, und nahm seine Unbekümmertheit nachsichtiger hin, denn irgendwie spürte sie, dass die Fremdlinge, zu denen das Mädchen ja gehörte, sich wohl gewandter und häufiger besprachen und Worte sie mehr beeindruckten als Gebärden. Iza fühlte sich hingezogen zu dem Kind, das so vertrauensvoll seine dünnen kleinen Arme um ihren Hals geschlungen hatte und dessen Leben von ihrer Sorgfalt abhing, als wäre es das eigene.
    Creb hinkte zu seiner Schwester hinüber, die gerade heißes Wasser über die Malvenblüten goss, und setzte sich neben das Kind. Erregte der kleine Fremdling doch wirklich seine Neugier! Er war noch nicht so weit mit seinen Vorkehrungen für die allabendliche Beschwörung und hatte noch ein wenig Zeit, nach dem Kind der anderen zu sehen. Aufmerksam blickten sie sich an, das Mädchen und der Krüppel, und musterten einander mit gleicher Eindringlichkeit. Noch nie war er jemandem ihrer Art so nahe gewesen und hatte nie zuvor überhaupt ein Kind von ihnen gesehen. Und das Mädchen? So etwas wie die Clan-Leute hatte es sich nicht einmal vorstellen können, bis es mitten unter ihnen erwacht war. Aber fesselnder noch als des Mog-urs Andersartigkeit war dessen zerschundenes Gesicht. Noch nie hatte es solche Narben gesehen. Und mit der ungehemmten Neugier eines Kindes hob sie die Hand und berührte das Gesicht des Zauberers, wollte spüren, ob die narbige Haut sich etwa anders anfühlte.
    Creb war verdutzt, als die Kleine mit ihren Fingern leicht über sein Gesicht strich. Keines der Clan-Kinder hatte dies je getan, und auch die Erwachsenen vermieden es, ihn zu berühren, als hätten sie Angst, sich seine Missgestalt zu holen, wenn sie ihn anfassten. Nur Iza, die ihn pflegte, wenn ihn die Glieder schmerzten - es wurde jeden Winter schlimmer -, schien sich nichts daraus zu machen, wenn sie ihn berührte. Weder war sie abgestoßen von seinem krüppligen Körper und den hässlichen Narben im Gesicht, noch empfand sie Furcht vor Crebs Macht und Stellung im Clan. Die sanfte Aufdringlichkeit der tastenden kleinen Finger rührte den einsamen Mann, der sich gerne mit dem Mädchen verständigt hätte.
    "Creb", machte er und deutete auf sich selbst.
    Iza, die gerade mit ihrem Trank beschäftigt war, sah stumm zu, heilfroh, dass der Bruder das Mädchen nicht abgewiesen hatte, und wohl fiel es ihr auf, dass er seinen Namen gebraucht hatte.
    "Creb", wiederholte dieser und tippte sich auf die Brust. Die Kleine neigte den Kopf und versuchte zu erfassen, was der da wollte. Und noch ein drittes Mal brummte Creb seinen Namen. Plötzlich hellte sich das Gesicht der Kleinen auf. Sie richtete sich auf und lächelte.
    "Creb?" echote sie und rollte

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