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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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einmal bis zum Bach würde man hinuntergehen müssen. Der Höhlenweihe sahen sie mit freudiger Erwartung entgegen; eines der wenigen heiligen Feste, an denen Frauen teilnehmen durften.
Der Mog-ur raffte seinen Fellumhang und humpelte noch eine Strecke Wegs. Er brauchte Ruhe jetzt und einen Platz, wo er in sich gehen konnte, ohne plötzlich gestört zu werden. Ein warmer Wind strich ihm um den Bart, während er dem eifrig springenden Bach folgte, der weiter unten schon nicht mehr so schnell lief, statt dessen aber immer breiter wurde und schließlich als kräftiger Fluss sich ins Meer ergoss. Creb schaute sich um. Nur ein paar ferne Wolken trübten die Klarheit des spätnachmittäglichen Himmels, und dicht und üppig sprossen Sträucher und Büsche, die er immer wieder zu umgehen hatte.
Ein Rascheln im nahen Gebüsch ließ ihn plötzlich innehalten. Das Land war ihm fremd hie r, und sein einziger Schutz war der schwere Stock, auf den er sich beim Gehen stützte, der aber in seiner kraftvollen Hand eine fürchterliche Waffe war. Er hielt ihn schlagbereit, während das Rascheln näher kam und ein Schnauben und Grunzen anhob aus dem dichten Unterholz, begleitet vom Knacken brechender Äste.
Mit einemmal stieß das Tier durch das dichte grüne Laubwerk. Den mächtigen Körper trugen kurze, stämmige Beine, zu beiden Seiten des Rüssels sprangen spitz und scharf die unteren Eckzähne hervor. Ein Keiler. Angriffslustig funkelten ihn die kleinen, rotgeäderten Augen des graumassigen Tieres an, das aber dann zu scharren anfing, den Kopf schnüffelnd in die Erde bohrte und sich so seinen Weg zurück ins Dickicht grub.
Creb seufzte erleichtert und setzte seinen Weg am Bach entlang fort. An einem schmalen, sandigen Uferstreifen hielt er an, breitete seinen Umhang aus, legte den Schädel des Höhlenbären darauf und setzte sich ihm gegenüber. Dann beschwor er den Geist des Großen Bären und bat ihn um seine Hilfe. Der Kopf fiel ihm auf die Brust, aus dem alle Bilder und Gedanken getilgt waren, in dem jetzt nur noch Platz war für die beiden kleinen Kinder, die erfahren mussten, welches ihr Totem war.
Kinder hatten Creb schon immer gefesselt. Oft, wenn er scheinbar in sich selbst vertieft inmitten der Clan-Leute saß, beobachtete er sie, ohne dass jemand dessen gewahr wurde. Das eine war ein Junge, kräftig und behänd, der lauthals brüllte, als man ihn geboren hatte. Und noch immer nuckelte Borg an seiner Mutter herum, grub den Kopf in ihre weichen Brüste und suchte und saugte und stieß dabei leise, grunzende Laute aus. Er erinnerte Creb an den Keiler, dem er eben begegnet war. Der Keiler schien ihm ein Tier, das man achten musste. Es war schlau. Beim Angriff konnte es auf den kurzen Beinen erstaunlich schnell über den Boden donnern, und die scharfen Hauer mochten böse Wunden reißen. Kein Jäger wurde ein solches Totem gering schätzen.
Und Borgs Schutzgeist würde sich heimisch fühlen in der neuen Höhle; gut, ein Keiler also, erkannte Creb. Der Mog- ur war zufrieden mit der Wahl, bündelte wieder seine Sinne und richtete sie auf das andere Kind. Ona, deren Mutter ihren Gefährten bei dem Erdbeben verloren hatte, war nicht lange vor diesem Schrecknis geboren worden. Ihr Bruder Vorn, der noch nicht lange laufen konnte, war jetzt der einzige männlichen Geschlechts an diesem Feuer.
Aga brauchte bald einen anderen Gefährten, ging es dem Zauberer durch den Kopf, einen Gefährten, der auch ihre Mutter Aba beschützt. Aber das ist Bruns Sorge, ich muss an Ona denken.
Für gewöhnlich brauchten Mädchen sanftere Totems. Das Schutzzeichen einer Frau durfte nicht stärker sein als das eines Mannes, weil es sonst die Fruchtbarkeit spendenden Kräfte abwehrte, und dann trug die Frau niemals Kinder. Das Bild Izas entstand vor seinem Auge. Viele, viele Monde lang hatte sich ihr Totem, die Steppenantilope, dem ihres Gefährten überlegen gezeigt. Aber war es wirklich so stark? Dem Mog-ur ging die Frage oft durch den Kopf. Seine Schwester hatte mehr Wissen über zauberische Kräfte, als man gemeinhin annahm, und dem Mann, dem sie gegeben worden war, war sie höchst abgeneigt gewesen, was Creb ihr jedoch nicht verargen konnte. Hatte sie doch alles ertragen und nicht allzu viel nach außen dringen lassen; aber der Zwist zwischen ihnen war zu spüren gewesen. Jetzt würde er, der Mog- ur, sich um sie kümmern, wenn auch nicht als ihr Gefährte.
Niemals konnte Creb mit Iza, die seine Schwester war, zusammengegeben werden; es hätte gegen

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