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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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zu, wie Oga und Vorn dürre Äste vom Boden aufhoben, während Ovra mit der handlichen Steinaxt einen umgestürzten Stamm bearbeitete. Oga, die eben ein Bündel Holz bei der Grube abgelegt hatte, kam zurück, ergriff ein Stück des Baumstammes, das Ovra abgetrennt hatte, und versuchte, es zum Holzhaufen zu zerren. Wie Ayla sah, dass sich das andere Mädchen abmühte, lief sie rasch hinzu. Sie bückte sich, um das andere Ende des Klotzes hochzuheben; und als die beiden sich aufrichteten, blickte Ayla direkt in Ogas dunkle Augen. Einen Herzschlag lang hielten sie inne und starrten einander an.
Wer beide so gesehen hätte, der würde gemerkt haben, dass sie, so verschieden die Mädchen voneinander auch waren, sich doch irgendwie glichen. Denn beide waren sie Erdlinge und beider Art hatte vielfältige, wenn auch unterschiedliche, Fähigkeiten und Formen des Verhaltens entwickelt - entwickeln müssen. Trennendes war zwischen ihnen nicht allzu viel; doch in den feinen Unterschieden, die das Wechselseitige zwischen Körper, Kopf und Umland mit sich brachte, lag der Ursprung ihrer völlig unterschiedlichen Entwicklung und ihrer darin unverrückbar festgelegten Schicksale.
Gemeinsam trugen nun Ayla und Oga den Baumbrocken zum anderen Holz. Als sie Seite an Seite zurückgingen, hielten die Frauen wieder in ihrer Arbeit inne und blickten ihnen nach. Beinahe gleich groß waren die Mädchen, doch zählte Oga fast doppelt so viel Jahre wie Ayla, die rank und hellhaarig war und gerade geformte Glieder hatte, während die andere stämmiger und dunkler erschien und auf gebogenen Beinen ging. Insgeheim verglichen die Frauen die beiden miteinander, doch die Mädchen hatten bald keinen Blick mehr für die Unterschiede zwischen ihnen. Gemeinsam war die Arbeit leichter, und ehe der Tag um war, hatten sie es geschafft, sich einander mitzuteilen und die Arbeit als vergnügliches Tun zu verrichten.
Als es dunkelte, taten sich die beiden noch mehr zusammen und hockten auch am Feuer eng nebeneinander. Es machte Iza froh, als sie sah, dass Oga die fremde Ayla angenommen hatte, und sie wartete, bis die Dunkelheit kam, ehe sie das Kind zu sich holte. Immer noch ein Staunen in den Augen, blickten die beiden Mädchen einander nach; dann wandte sich Oga ab und legte sich in ihr Fell neben Ebra. Männer und Frauen schliefen noch immer getrennt. Des Mog-urs Verbot würde erst aufgehoben werden, wenn sie die Höhle bewohnten.
Beim ersten Schimmer des frühen kalten Lichts schlug Iza die Augen auf. Still blieb sie liegen und lauschte dem vielkehligen Tun der Vögel, die zwitschernd und gurrend, quorrend, trällernd, pfeifend und zirpend dem neuen Tag entgegentönten. Bald dachte sie, würde ihr Blick wieder auf sichere Felswände treffen, wenn sie die Augen öffnete. Es machte ihr nichts aus, im Freien zu schlafen, solange das Wetter warm und trocken war, doch sie freute sich darauf, endlich im Schutz der Höhle liegen und leben zu können. Und sofort stand alles wieder vor ihr, was sie am heutigen Tag noch zu tun hatte; leise erhob sie sich.
Creb war schon wach. Man hätte meinen können, er hätte überhaupt nicht geschlafen. Noch immer saß der Mog-ur an derselben Stelle, wo sie ihn am Abend zuvor zurückgelassen hatte, und blickte starr in das glosende Feuer. Sie machte Wasser heiß, und als sie ihm den Trank aus Minze, Luzerne und Nesselblättern brachte, war auch Ayla auf und hockte neben dem Krüppel.
Am späten Nachmittag stieg Würziges von den Feuern auf und durchzog die Luft rings um die Höhle. Kochgeräte und Gerätschaften zum Essen, aus der alten Höhle gerettet und von den Frauen in ihren Bündeln mitgeschleppt, wurden ausgepackt. Feingearbeitete, festgeflochtene wasserdichte Körbe mit verschiedenen Mustern dienten als Töpfe und Wasserbehälter; ähnlich auch die Holzschalen. Rippenknochen erleichterten das Umrühren, flache große Beckenknochen wurden ebenso wie dünne Holzscheiben von Baumstämmen als Unterlagen beim Schneiden oder als Behältnisse für Flüssiges benützt. Markknochen und Schädelteile gaben Schöpfgeräte und Trinkbecher und Schüsseln ab.
Mit großen Augen sah sich Ayla um. In einer Tierhaut, die von einem mit Riemen zusammengebundenen Rahmen über dem Feuer herabhing, dampfte eine dicke, fettaugentriefende Brühe. Sorgsam wurde darüber gewacht, dass die Flüssigkeit durch die Hitze nicht zu wenig wurde; denn solange die Brühe oberhalb der Flammen stand, war das Behältnis noch so feucht, dass es nicht

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