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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Männern zugesehen, wenn sie ihre Jagd schilderten, doch nur jetzt, so und auf diese Weise, konnte er, der Krüppel, an dem Erlebnis in seiner Gänze teilhaben. Der Junge machte seine Sache gut, dachte der Zauberer, während er um das Feuer herum nach vorne ging. Er verdient wahrlich sein Totemzeichen. Mit einem letzten Sprung landete der junge Mann unmittelbar vor dem machtvollen Zauberer. Das dumpfe Klopfen der Speere und die erregenden Wirbel erstarben. Creb und der junge Jäger standen einander gegenüber. Auch der Mog-ur verstand es, seine Schau zu machen und wartete, damit die Erregung des Tanzes verklingen und gespannte Erwartung sich einstellen konnte. Dunkel hob sich seine klobige, schiefgeneigte Gestalt, in eine schwere Bärenhaut geschlagen, vor dem hell lodernden Feuer ab. Das ockerrote Gesicht war jetzt im Schatten, und in seinen verfinsterten Zügen glitzerte das eine Auge, unheilvoll wie das eines bösen Geistes.
    Nur das Knistern des Feuers, ein leiser Wind, der durch die Bäume strich, und das Heulen einer Hyäne unten in der Ebene störten die Stille der Nacht. Keuchend stand Broud da. Seine Augen glänzten heiß vom Tanz, vor Erregung und vor Stolz, aber auch von einer wachsenden, sein Herz beengenden Furcht.
    Er wusste, was nun kommen würde, und je länger es dauerte, desto erbitterter musste er gegen die Eiseskälte ankämpfen, die in ihm heraufkroch und ihn zittern machte. Jetzt war der Augenblick gekommen, wo der Mog- ur ihm das Zeichen seines Totems in den Körper ritzen würde. Es sich vorzustellen, hatte er nicht wollen, jetzt aber, da es gemacht würde, fürchtete Broud mehr als nur den Schmerz. Der Mog-ur, dieser Zauberer, war es, der ihn mit einer viel größeren Angst erfüllte.
    Er stand vor dem Einlass zur Geisterwelt, wo Wesen wohnten, die weit schrecklicher waren als ein riesenhafter Bison. Denn so gewaltig und kraftvoll ein solches Tier auch sein würde, man konnte es sehen, riechen, hören, jagen und wenn man Glück hatte - auch schmecken. Doch mit den unsichtbaren, weit mächtigeren Kräften, die selbst die Erde erzittern lassen konnten, war es etwas ganz anderes. Und Broud war nicht der einzige, der einen Schauder verspürte, als plötzlich Bilder vom jüngst erlebten Beben die Köpfe bedrückten. Nur Zaubermänner, die Mog- urs, wagten es, in diese körperlose Welt einzudringen. Der junge Mann wünschte, dieser größte aller Mog- urs wolle schnell machen.
    Wie in Erfüllung Brouds stummer Bitte hob der Zauberer seinen Arm und blickte hinauf zum Mond, ein heller, schmalgekrümmter Span heute. Mit ruhigen fließenden Bewegungen seiner übriggebliebenen Hand begann der Mog- ur die Berufung, die Zwiesprache mit den Geistern. Als er zum Ende kam, hatten die Clan-Leute Gewissheit, dass nun der Hauch ihrer Totems und einer Schar anderer unbekannter Geister da war und sie umgab. Und sie fürchteten sich sehr.
    Blitzartig dann, so schnell, dass einige erschreckt den Atem anhielten, riss der Zauberer aus einer Falte seines Umhangs eine große scharfe Steinklinge und hielt sie hoch über seinen Kopf. Als wollte er ihn peitschen, zog der Mog-ur das spitze, scharfkantige Gerät durch die Luft, um es Broud in die Brust zu senken. Doch jäh hielt er inne, vermied den todbringenden Stich und ritzte mit rascher Hand zwei Linien in den Körper des jungen Mannes, die sich, leicht gebogen, zu einer Spitze vereinigten.
    Broud presste die Augenlider zusammen. Er zuckte nicht, als die Klinge seine Haut aufschlitzte. Blut quoll aus der Wunde und rann in roten Bächen seine Brust hinunter. Goov erschien an der Seite des Zauberers. In den Händen hielt er eine Schale mit etwas Schmierigem, gewonnen aus dem ausgelassenen Fett des Bisons und gemischt mit der heilkräftigen Asche vom Holz einer Esche. Der Mog-ur rieb sie in die Wunde, um den Blutstrom zu stillen. Später würde sich eine schwarze Narbe bilden, die allen kundtat, dass Broud ein Mann war; ein Mann, der für immer im Schutz des Geistes des kämpferischen, unberechenbaren wollhaarigen Nashorns stand.
    Der junge Mann kehrte an seinen Platz zurück. Aller Augenmerk war auf ihn gerichtet, und er fühlte sich wohl dabei, jetzt, wo das Schlimmste vorüber war. Felsenfest war Broud überzeugt, dass sein starkes Herz und sein guter Arm bei der Jagd, seine Fähigkeit, beim Tanz zu fesseln, und die Unerschrockenheit, die er bei der Offenbarung seines Totems gezeigt hatte, ihn auf lange Zeit zu dem Mann des Clans machten, über den viel und nur das

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