Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
verbrennen konnte. Ayla sah zu, wie Uka Fleischbrocken und Knochen vom Hals des Bisons aufrührte, die mit Zwiebeln, salzigem Huflattich und anderem Grünzeug in der Brühe brodelten. Uka probierte und gab dann abgeschälte Distelstängel, Waldpilze, Lilienknospen und auch deren Wurzeln, Brunnenkresse, Wolfsmilchblüten, unreife Yamswurzelchen, Preiselbeeren - noch von der alten Höhle und welke Blüten von Taglilien dazu.
Die harten, faserigen alten Wurzeln von Katzenschwanzgewächsen waren inzwischen zerstoßen, die Fasern auseinandergerissen und entfernt worden. Getrocknete Blaubeeren, die sie mitgebracht hatten, und getrocknete und dann zermahlene Körner wurden dem Breiigen zugefügt, das sich auf dem Grund der mit kaltem Wasser gefüllten Körbe absetzte. Auf heißen Steinen nahe beim Feuer buken dann die flachen, dunklen, ungesäuerten Fladen. Wegerich, Lämmersalat, junger Klee und Löwenzahnblätter, mit Huflattich gewürzt, garten in einem anderen Behälter, und etwas Dickflüssiges aus getrockneten sauren Äpfeln, mit Blütenblättern wilder Rosen und Honig vermengt, dampfte über einem weiteren Feuer.
Iza leckte sich über die Lippen, als sie Zoug mit etlichen Schneehühnern aus der Ebene zurückkehren sah. Diese schwerfälligen Vögel, die mit den Steinen aus der Schleuder eines guten Schützen leicht aus der Luft zu holen waren, aß Creb besonders gern. Bald waren sie gerupft und mit Kräutern und Grünzeug gefüllt, und, in Blätter wilden Weins gehüllt, brieten die Federlinge in einer kleineren, mit Steinen ausgelegten Grube. Hasen und große Hamster, gehäutet und auf Spieße gesteckt, bräunten über glühender Holzkohle. Doch ein Häufchen frischer Waldbeeren hatte es Ayla am meisten angetan.
Den ganzen langen Tag war sie schon um die Feuer herumgestreunt und hatte hier und da zu gucken versucht. Iza und Creb waren die meiste Zeit fort, und wenn Iza da war, hatte auch sie alle Hände voll zu tun. Übereifrig half Oga den Frauen bei den Vorbereitungen und hatte keine Lust, sich um den plötzlich so vertrauten Fremdling zu kümmern.
Als die langen Schatten des späten Nachmittags die rotbraune Erde vor der Höhle einschwärzten, breitete sich unter den ClanLeuten erwartungsvolle Ruhe aus. Alle versammelten sich um die größte Grube, in der des Bisons Keulen brieten. Ebra und Uka begannen, die warme Erde, die oben aufgeschichtet war, abzutragen, die welken, angesengten Blätter abzuheben. Als die heiße weiße Wolke, die emporstieg, abgezogen war, wurde das Fleisch, zart und saftig, wie man sah, vorsichtig aus der Grube gehoben. Ebra oblag es, das Fleisch zu schneiden und an die Leute zu verteilen. Stolz blitzte wieder in ihren Augen, als sie das erste Stück dem Sohn reichte.
Mit beherrschter Miene nahm Broud in Empfang, was ihm gebührte. Nachdem alle Männer bekommen hatten, erhielten die Frauen ihren Anteil und dann die Kinder. Ayla war die letzte, aber es reichte noch für viele Male.
Es wurde ein großes und langes Verzehren. Immer wieder stand einer auf, um sich noch etwas von diesem oder jenem zu holen. Man sah, die Frauen hatten wirklich hart geschuftet. Es würde sogar noch für einige Tage reichen. Danach wurde geschlafen, um Kraft zu schöpfen für die lange Nacht.
Als die langen Schattenfinger über das graugrüne Zwielicht hinweggriffen und die Dunkelheit mit Macht herbeizerrten, begannen sich die Leute wieder zu bewegen, reckten sich und schauten sich gespannt um. Auf einen Blick des Clan-Führers schafften die Frauen eilig die Reste beiseite und scharten sich am Eingang der Höhle um eine Feuerstelle, die noch nicht entzündet war; jede an ihrem angestammten Platz. Die Männer, die sich auf der anderen Seite sammelten, hielten es ebenso. Nur der Mog-ur war nirgends zu sehen.
Brun, der ganz vorn stand, gab Grod ein Zeichen. Der trat langsam und gemessen vor und zog aus seinem Auerochsenhorn eine glühende Kohle. Dieses eine Stück, dessen Glut seinen Ursprung in dem Feuer besaß, das die Verschüttung der alten Höhle überlebt hatte, besaß die höchste Bedeutung, war doch ihr Fortbrennen greifbares und offensichtliches Zeichen für das Fortleben des Clans. Dem Brauche nach machte man sich mit dem Entzünden dieses Feuers am Eingang diese Höhle zu eigen, bestimmte sie zur neuen Bleibe.
Dass sie das Feuer beherrschten, war den Menschen des Clans unerlässliches Bedürfnis. Selbst der Rauch hatte Sinn; allein schon sein Geruch weckte ein Gefühl des Geborgenseins. Der Rauch, der von
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