Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
letzte Stück zur Höhle. In stummer Huldigung schritten sie neben ihnen. Dass Broud mit an der Spitze ging, zeigte an, dass er die Beute erlegt hatte. Selbst Ayla wurde von der Erregung gepackt, die nun fast greifbar war.
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"Der Sohn deiner Gefährtin ist tapfer", bedeutete Zoug dem Clan-Führer, als die Jäger das mächtige Tier vor der Höhle niederlegten. "Du hast einen neuen Jäger, auf den du stolz sein kannst."
"Er hat ein starkes Herz gezeigt und eine kräftige Hand." Brun legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter, und Broud reckte den Kopf, als wollte er sich sonnen.
Zoug und Dorv musterten das erlegte Tier mit großen Augen, die ganz winzig, aber doch sichtbar eine heimliche Sehnsucht nach der prickelnden Erregung der Jagd und dem berauschenden Hochgefühl des Beutemachens erkennen ließen, denn die Gefahren und Enttäuschungen, die Hauptteil ihres Lebens waren, hatten sie vergessen. Die beiden Alten konnten nicht mehr mit und die großen Tiere jagen; doch auch sie trugen ihren Teil zur Beschaffung der fleischlichen Nahrung bei. Schon früh waren sie in den Wald gepirscht und hatten den ganzen Morgen nach kleinem Wild gespürt.
"Wie ich sehe, habt ihr von euren Schleudern regen Gebrauch gemacht, du und Dorv", merkte Brun an. "Bald müssen wir einen Platz zum Üben finden, denn nützlich war es für den Clan, wenn alle Jäger so geschickt die Schleuder zu gebrauchen wüssten wie du, Zoug. Demnächst muss auch Vorn zum Jäger herangezogen werden."
Brun stand immer vor Augen, dass all dies, was die beiden Alten noch erjagten, dem Clan sehr nützlich und deshalb auch zu loben sei. Nicht immer war den Großwildjägern Glück beschieden, und häufig waren es die Älteren, die das nötige Fleisch herbeischafften, besonders während der kalten Zeit im Winter, wenn einem der Schnee bis über die Schultern ging, wenn man einsank, und nur leichte kleine Tiere ihren Bau verließen. Es tat dann gut, ein bisschen frisches Fleisch zu haben, auch weil man mit der Zeit des kalten Dörrfleischs überdrüssig wurde und auch der Vorrat nicht so schnell zu Ende gehen sollte.
"Den jungen Bison wiegt es hier nicht auf", erklärte Zoug und wies auf einen Biber und ein paar Kaninchen. "Auch sah ich eine Lichtung heute, nicht groß, doch sehr geeignet, einen Platz zum Schleudernüben anzulegen."
Zoug, der seit dem Tod seiner Gefährtin bei Grod lebte, hatte, nachdem er aus den Reihen der Jäger ausgeschieden war, ständig geübt und gearbeitet, sein Geschick mit dem Umgang der Schleuder zu verbessern; Schleuder und Wurfschlinge waren die Waffen, die sich den Händen der Männer des Clans am meisten widersetzten. Und wenn Zoug einmal wieder nicht getroffen hatte, so schüttelte er wütend den Kopf und blickte sinnend auf seine muskulösen, grobknochigen und leicht gebogenen Arme hinab, die ungeheuer kraftvoll waren und dennoch Bewegungen ausführen konnten, die soviel Gefühl in den Fingern und Genauigkeit verlangten wie das Behauen von Flintstein. Denn in den Armgelenken, vor allem in der einzigartigen Verbindung von Muskeln und Sehnen mit den Knochen saß diese ungeheure Kraft, die sie hatten, die gepaart war mit der feinbeweglichen Fähigkeit der Finger. Doch dieses Gelenk hatte leider auch den folgenschweren Nachteil, dass Zoug und alle diese Menschen mit ihren Armen keinen vollen Rundschwung machen konnten und somit im Erlernen von Schleudern und Werfen durch die Natur selbst behindert waren.
Ihr Speer war kein Wurfgerät, das durch die Luft geschleudert, sondern eine Waffe, die aus dichter Nähe mit großer Wucht gestoßen wurde. Um Speer und Keule zu gebrauchen, war nur die Kraft des Körpers nötig; das Schleudern oder Werfen der Wurfschlinge zu erlernen, erforderte Geschick, ein gutes Auge und lange Übung der Gele nke und des Körpers. Ihre Schleuder stellten sie aus einem Streifen geschmeidiger Tierhaut her; sie wurde an beiden Enden zusammengehalten und mehrmals über dem Kopf herumgewirbelt, ehe der Kieselstein, der in der Vertiefung in der Mitte lag, durch Loslassen der Enden freigegeben wurde. Damit hatte es Zoug schon weit gebracht, und er war stolz auf seine Fähigkeit, bisweilen auch ein laufendes oder fliegendes Tier zu treffen. Es tat ihm wohl, dass Brun ihn berufen hatte, die jungen Jäger darin zu unterweisen.
Während Zoug und Dorv mit ihren Schleudern die Vorberge durchstreift hatten, waren die Frauen ausgezogen. Pflanzen und Früchte zu sammeln.
Nachdem die Bäuche voll waren, streckten sich die
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