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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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sie und deutete auf ihre eigenen Füße. "Ja", nickte er, gespannt jetzt.
    Sie drehte sich um und ging von ihm weg. Als sie sich ihm wieder näherte, machte sie das Handzeichen, mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger ruhig durch die Luft fahrend, und sprach dabei das Wort Füße.
    "Ja! Ja! Das ist es!" machte Creb zu ihr. "Du hast es erfasst. Ich glaube, du hast es erfasst."
    Ayla wartete einen Augenblick, dann drehte sie sich wieder um und rannte nun von ihm weg, dann wieder über die kleine Lichtung zurück, blieb ein wenig außer Atem vor ihm stehen und sah ihn erwartungsvoll an. "Rennen", zeigte er durch drei schnell durch die Luft gezogene Finger an, während sie aufmerksam zusah. Jetzt war es eine andere Bewegung, so ähnlich wie beim ersten Mal, aber anders. Und zaghaft amte ihre Hand sie nach. Sie hat es wirklich erfasst! Creb rieb sich die Hände. Das Mädchen hatte Hirn. Die Handbewegung war zwar grob und ungelenk gewesen, doch der Sinn war gedeutet. Er nickte ihr ermutigend zu und wurde beinahe von seinem Wurzelsitz gerissen, als Ayla sich an seine Brust warf und ihn stürmisch umarmte.
    Hastig und verhohlen sah der alte Zauberer sich um. Sie waren allein. Selig lächelnd zog der Krüppel das kleine Mädchen an sich und spürte die junge Wärme auf sich überfließen. Für Ayla öffnete sich nun eine ganz neue Welt. Mit Feuereifer machte sie sich daran, alle Bewegungen Crebs nachzuahmen. Da dessen einhändige Gebärden jedoch eigene Abwandlungen der normalen Handsprache waren, überließ er es Iza, sie die Feinheiten zu lehren.
    Während Ayla von Tag zu Tag mehr verstand und wusste, was wie zu bedeuten war, wurde das verschwommene Bild, das sie vom Tun und Treiben der Leute um sie herum hatte, allmählich immer klarer. Gebannt beobachtete sie den Austausch von Gebärden und Zeichen und versuchte zu erfassen, was da behandelt wurde. Anfangs ließen die ClanLeute sich diese Wissbegier noch gefallen; man behandelte sie eben wie ein kleines Kind; dann aber flogen die ersten unwilligen Blicke, und es war klar, dass man ihr ungezogenes Verhalten nicht länger duldete. Es gehörte sich einfach nicht, andere zu beobachten; dem Clan-Brauch nach hatte man die Augen abzuwenden, wenn andere sich unterhielten.
    Es war, als die Clan-Leute nach dem Abendverzehr noch in der Höhle an ihren Feuern saßen. Über den Flammen des Feuers am Eingang der Höhle, deren lodernder Schein böse Geister, räuberische Tiere und die nasskalte Nachtluft vertreiben sollten, stieg dünner Rauch auf, und hinter der wabernden Hitzewelle schienen schattendunkle Bäume und Büsche in flirrender Bewegung zu zittern. Das flackernde Licht warf ständig wechselnde Muster von Hell und Dunkel auf die porige Felswand der Höhle.
    Ayla saß in dem Steinkreis, der Crebs Bereich umgrenzte, und blickte hinüber zu Bruns Feuer. Broud hatte einen roten Kopf; eine Ader an seinem Hals trat dick hervor; er war verdrießlich und grob zu seiner Mutter und Oga. An diesem Tag, der nun zu Ende ging, hatte Brouds Stolz einen schlimmen Knacks erlitten. Endlos und mit mühsam bewahrter Geduld hatte er auf der Lauer gelegen, aber sein Schuss hatte verfehlt, und der Rotfuchs, dessen Fell Oga versprochen war, verschwand so schnell wie der Blitz im dichten Unterholz, gewarnt vom Sirren des sausenden Steins. Des Mädchens Blick war doppelt kränkend.
    Die Frauen, die müde waren von dem langen Tagwerk, wollten endlich Ruhe haben; Ebra, die Brouds Benehmen störte, bedeutete dies Brun, der dessen aufsässiges Verhalten wohl bemerkt hatte. Zwar konnte ein Mann die Frauen drangsalieren, wenn er wollte, aber Brun verdross es, weil dies sein Sohn tat, der doch später führen sollte und die Frauen zu achten hatte, wenn sie müde waren.
    "Broud, lass jetzt die Frauen. Sie brauchen Ruhe", tadelte er den Sohn.
Dass er zurechtgewiesen wurde, und noch dazu vor Oga, traf Broud so hart wie ein Keulenschlag. Niedergeschmettert und den Kopf gesenkt stampfte er davon und zog sich zornig und gekränkt an den äußersten Rand von Bruns Wohnkreis zurück. Plötzlich spürte er Aylas Augen und fühlte sich erkannt. Wenn nicht der Brauch gewesen wäre, er würde zu diesem hässlichen Eindringling hinübergeflogen sein und hätte sie abgestraft; drei, vier Schläge an den Kopf und sie würde wissen, dass man ändern nicht in den Wohnkreis zu gucken habe und auch noch zusehen, wie man ihn gescholten hatte. Broud sandte dennoch einen finsteren Blick hinüber zu dem Mädchen.
Creb war des Unmuts

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