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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ich kann jedoch nicht sehen, dass ihnen etwas fehlt. Und sie sagt, dass sie nicht weh tun. Creb, ich denke mir, Aylas Augen nässen, wenn sie Kummer hat."
"Aus Kummer?"
Creb hob erstaunt die Brauen und legte seine Stirn in zwei tiefe verwunderte Falten. Noch nie war jemand krank geworden, weil er meinte, der Mog- ur wäre ihm nicht gut. Man hatte doch gewöhnlich Angst vor ihm und Ehrfurcht und Achtung; und niemand war ihm schon so zugetan, dass dem die Augen nässten, der sich des Mog-urs Gunst entschlagen musste. Vielleicht hatte Iza recht; vielleicht waren Aylas Augen feiner als die ihren, wenn auch ungleich schärfer. Dennoch war ihr beizubringen, dass es zu ihrem eigenen Guten wäre, wenn sie begriff, sich nach der Clan-Art zu verhalten. Denn wenn sie nun die Bräuche willentlich verletzt, Brun könnte sie mit Recht verstoßen.
Den Blick ängstlich zu ihren Füßen gesenkt, näherte sich Ayla langsam dem Mog- ur, der seine Hand unter das Kinn gestemmt hatte und das Kind mit dem einen Auge freundlich ansah. Sie blieb vor ihm stehen, hob den Kopf und blickte aus roten verquollenen Augen zu ihm auf.
Ihr Zeigefinger beschrieb einen Kreis um die Höhle, kehrte wieder zurück und wies auf ihre Augen. Dann öffnete sie die Hand und machte eine Bewegung, als wollte sie das Gezeigte auswischen. "Ich will die anderen nicht mehr anstarren", meinte sie und fragte: "Bist du mir böse, Creb?"
"Nein", gab er zurück, "ich bin nicht böse, Ayla. Aber du gehörst jetzt zum Clan, du gehörst zu mir. Du musst unsere Sprache lernen, aber auch die Art, wie Mädchen und Frauen sich zu fügen haben, und diese Unart lassen."
"Ich gehöre dir? Du bist mir gut?" fragten die kleinen zitternden Finger.
"Ja, sehr gut, Ayla."
Des Mädchens Gesicht hellte sich auf. Es umarmte Crebs Knie, kroch auf seinen Schoß und kuschelte sich dicht an ihn.
Schon immer hatte der Mog-ur gerne Kinder um sich gehabt, und es wäre ihm eine Freude gewesen, wenn man sie hätte zu ihm kommen lassen. Denn nur selten kam es vor, dass er das Totem eines Kindes offenbarte, das der Mutter als nicht zu stark gedeutet war. Der Mog-ur musste lächeln. Was nach des Clans Vorstellung von seiner Kraft des Kündens der Teilhabe am Reich der Geister zugewiesen wurde, war doch letztlich Zeugnis seines Scharfblicks und des weiten Herzens, das sein zerstörter Körper trug. Von dem Tag an, an dem man es geboren hatte, begleitete der Mog-ur jedes Kind mit seinem Auge, das dann, wenn etwas sich ereignen sollte, vorher gesehen hatte, was zu künden war.
Erschöpft vom heftigen Schluchzen war Ayla inzwischen eingeschlafen. Sie hatte sich in die weiten Falten von Crebs Umhang gekuschelt; war zum Zauberer gekommen, den alle fürchteten, der aber jetzt den Platz in ihrem Herzen innehatte, den früher einmal auch jemand besaß, von dem jedoch nicht mal ein schattenharter Abdruck fühlbar war. Und als der Mog-ur nun auf den kleinen Fremdling blickte, deuchte ihn, dass er ihn schon lange vorher gesehen hätte, aber nicht mit seinen wachen Augen, sondern seinen Sinnen, tief im Hirn.
"Iza", rief er leise und reichte der Frau das schlafende Kind.
"Ihr Weh hat sie müde gemacht", bedeutete er, nachdem die Medizinfrau Ayla in das Schaffell gelegt hatte. "Morgen soll sie liegen bleiben. Und sieh ihr noch einmal ihre Augen nach."
"Ja, Creb", nickte sie.
In diesem Augenblick fühlte sich Iza ihrem Bruder nahe wie selten zuvor. Es ließ ihr Gesicht im verhaltenen Schein des glosenden Feuers aufleuchten, als sie das Glück spürte, das ihr Herz umfloss bei dem Gedanken, wie schön es für Creb sei, nun doch jemanden gefunden zu haben, der ihn liebte und dem er es entgelten konnte.
Seitdem sie ein erstes Mal dem drängenden Geschlecht geöffnet worden war, war ihr nicht mehr so wohl zumute gewesen.
    Bedrückend nur die Furcht, die auf ihr lag, dass das Kind, das sie trug, vielleicht ein Junge wurde. Denn ein Sohn musste zum Jäger erzo gen werden. Auch war sie Bruns Schwester, und beider Mutter war die Gefährtin des vorigen Clan-Führers gewesen, und wenn Broud, Bruns Sohn, etwas zustieß oder wenn er mit der Frau, die er zu nehmen hatte, nichts Männliches zeugte, dann müsste ihr Sohn, wenn sie einen gebar, die Führung des Clans übernehmen. Brun hätte sie und das Kind einem der Jäger zu geben oder sie selbst aufzunehmen. Tag für Tag lag Iza auf den Knien und bat den Schutzgeist, ihrem Schoß möchte ein Mädchen entbunden werden.
    Während an den Bäumen langsam die Früchte reiften, begann

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