Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
an Bruns Feuer wohl gewahr geworden. Mit feiner Nase nahm er stets alles auf, was unter den ClanLeuten vor sich ging. Er ahnte, dass nur ein tiefer Groll Broud hatte dazu treiben können, vor allen in den Wind zu schlagen, was Sitte war im Clan, und mit seinen Blicken in den Nachbarkreis zu dringen. Brouds Widerwillen gegen das Kind ist zu heftig, als dass sie hier im Clan nach ihrer Art sein kann, dachte Creb. Sie muss das lernen, was gebräuchlich ist bei uns, zu ihrem eigenen Guten.
"Ayla!" rief er sie scharf und rau, die zusammenfuhr beim harten Klang der Stimme. "Lass deine Blicke weg von anderen Feuern!" machte er mit warnender Gebärde und hob den Zeigefinger.
Sie war verwirrt. "Warum denn nur?"
"Das ist der anderen Leute Bereich, und sie möchten nicht, dass man sie stört - auch nicht mit den Augen." Der Mog-ur sah, wie Broud herüberblickte und helle Schadenfreude auf seinem Gesicht stand.
Sie steht noch viel zu hoch in der Gunst des Zauberers, dachte der junge Jäger. Wenn sie in unserem Wohnkreis lebte, würde ich ihr schon Beine machen, dass sie nicht mehr solang und grade wären. Sie wüsste dann, wie eine Frau sich zu verhalten hat.
"Ich will wissen", bedeutete Ayla, "was da drüben ist", und zeigte auf Bruns Feuer, noch immer verwirrt und ein wenig verletzt.
Creb wusste, weshalb sie hinübergesehen hatte; doch es war an der Zeit, dass sie sich anpasste an das im Clan Gewohnte. Und Brouds Groll gegen sie wurde bestimmt besänftigt, wenn er sah, dass der Mog-ur ihre Eigenart bestrafte.
"Du sollst die anderen nicht einfach anstarren", bedeutete ihr Creb mit strengem Blick. "Das ist schlecht. Du sollst nicht dagegen reden, wenn ein Mann dir etwas sagt. Das ist schlecht, und du sollst vor allem nicht mit deinen Blicken stören, wenn andere in ihrem Wohnkreis sind. Das ist sehr schlecht." In harten kantigen Bewegungen hatte Crebs Hand gesprochen, sogar zur Faust war sie geballt. Er war barsch und deutlich geworden. Er wollte sie spüren lassen, dass es ihm ernst war. Er sah, wie Broud aufstand und auf Bruns Wink zum Feuer zurückkehrte, unverkennbar Hohn in den Augen.
Ayla war niedergeschlagen. Noch nie hatte Creb sich so verhalten, noch nie sie so hart zurechtgewiesen. Sie hatte geglaubt, es machte ihm Freude, wenn sie die Sprache des Clans erlernte; jetzt warf er ihr vor, dass es schlecht war, den Leuten etwas abzugucken, nur um mehr zu lernen. Sein barsches Verbot bedrückte sie; plötzlich kam ihr das Wasser in die Augen, das als glitzerndes Rinnsal die Wangen durchzog.
"Iza!" rief Creb verstört. "Komm, Aylas Augen!"
Die Augen der Clan-Leute tränten nur, um einen Fremdkörper auszuschwemmen oder wenn sie sich erkältet hatten und die Augen krank waren.
Iza kam sogleich herbeigeeilt.
"Hier, schau! Ihre Augen sind voll Wasser. Vielleicht ist ein Funken vom Feuer hereingeflogen. Sieh es dir an!" bedrängte er die Schwester.
Auch Iza war erschrocken. Sanft zog sie Aylas Lider hoch und starrte suchend in die Augen des Kindes.
"Tut das den Augen weh?" machte sie. Entzündliches war nicht zu sehen. Den Augen schien nichts zu fehlen. Aber sie waren voll Wasser gelaufen.
"Nein." Ayla schüttelte den Kopf und schniefte. Was hatten sie denn für ein Getue um ihre Augen, jetzt, nachdem Creb sie so gescholten hatte?
"Warum ist Creb böse, Iza?" wollte Aylas Hand wissen.
"Du musst verstehen, Ayla", gab Iza zur Antwort, "es ist nicht gut, andere mit Blicken zu belästigen. Es ist nicht gut, zum Wohnkreis anderer Feuer hinüberzusehen und dort zu stören. Nur die Kleinen reißen die Augen auf. Du bist groß. Und wenn du's dennoch tust, verärgerst du die Leute."
"Auch Creb?" Und wieder glitzerte es auf Aylas hohen Wangenknochen.
Iza hatte immer noch kein klares Bild, was es war, das ohne Anlass Aylas Augen wässerten; aber sie spürte die hilflose Verwirrung des Kindes. Sie kehlte die ausgestreckten Hände, so dass sie Schalen glichen, und legte sie an ihre Brust. "Schau, so trägt Creb dich in seinem Herzen. Und ich habe dich auch darin."
Creb wollte sie doch nur lehren. Aber sie müsse sich mehr zu eigen machen als nur die Clan-Sprache; sie müsse sich dem unterwerfen, was Sitte und Brauch sei im Clan. Die Frau nahm das kleine Mädchen in die Arme und hielt es fest, während Ayla immer noch trostlose Tränen vergoss.
"Was ist mit ihren Augen?" fragte Creb. "Ist ihnen nicht gut?"
"Sie hat geglaubt, du bist ihr nicht gut. Sie hat geglaubt, du wärest böse auf sie. Vielleicht sind helle Augen wie die ihren schwach,
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