Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
war der Biber - stark genug. Und Ovra war ein Mädchen, das unermüdlich ihre Hände regte und selten nur zurechtgewiesen werden musste. Sie würde ihm eine gute Gefährtin sein und ihm Kinder gebären, dachte Creb. Und dann ist Goov auch noch ein guter Jäger; er wird es an nichts fehlen lassen. Und wenn er Mog- ur wird, dann hat er stets den Anteil an der Beute, wenn seine Pflicht ihn hindert, auf die Jagd zu gehen.
Und wird er ein mächtiger Mog-ur werden? Creb schüttelte den Kopf. Er war Goov zwar sehr zugetan, doch wusste Creb, dass sein Gehilfe niemals das Erfahrungswissen haben würde, das er sich selbst in seinen Kopf gebracht, und auch kein großer Künder werden würde. Denn dieses einst zu werden, hätte des Verzichts bedurft, den er geübt. Sein krüppelhafter Körper hatte ihn vieles zu tun gehindert, was zum Leben eines Mannes gehörte; niemals hatte er mit auf die Jagd gehen können, niemals mit Frauen zusammengelegen. So war ihm die Zeit und die Kraft geblieben, den Geist auf das Wissen von den Dingen zu richten, zu sehen und zu erfahren, es im Kopf zu bewegen und zu einem Bild zu fügen und schließlich von ihm zu künden. So war er der große Mog- ur geworden. Beim Miething des GroßClans war er der gewaltige Vormann, der bei der heiligsten aller Feiern den Geist aller anderen Mog- urs lenkte. Seine Gedanken wanderten zu der nächsten Zusammenkunft des Groß-Clans, die nur einmal alle sieben Sommer abgehalten wurde, und die letzte hatte man in den heißen Tagen vor dem Einsturz der Höhle gehabt. Wenn ich das nächste noch erlebe, ging es ihm plötzlich durch den Sinn, wird es gewiss mein letztes sein.
Creb nahm seine Gedanken wieder zusammen und lenkte sie auf die baldige Feier, bei der auch Droog und Aga zusammen zugeben waren. Droog war ein erfahrener Jäger; seine Fertigkeit als Werkzeugmacher galt nicht nur innerhalb des Clans als rühmenswert. Er war so ruhig und verhalten in seinem Gebaren wie der Sohn seiner toten Gefährtin und hatte das gleiche Totem wie Goov. Die beiden waren sich wirklich ähnlich, und Creb glaubte fest, dass Droogs Schutzgeist Goov erschaffen hatte. Es deuchte ihn jammerschade, dass Droogs Gefährtin ins Reich der Toten abgerufen worden war; das Band warmen Herzens, das sie mit Droog verbunden hatte, wird wohl mit Aga nicht zu knüpfen sein. Doch beide, Aga und Droog, hatten einander nötig und der Clan die Kinder, die durch Droog aus Aga kommen würden.
Plötzlich wurden Creb und Ayla, die wieder nebeneinander hergegangen waren, von einem Hasen in ihren Gedanken aufgescheucht. Ayla erinnerte er an das Kaninchen in der Höhle, und augenblicklich kehrte das in ihrem Kopf zurück, was ihr die ganze Zeit schon durch den Sinn gegangen war: das Neugeborene, Izas Kind.
Sie hielt den Schritt an und fragte, zu dem Mog-ur gewandt:
"Creb, wie ist das Kind in Iza hineingekommen?"
"Eine Frau verschluckt den Geist des Totems eines Mannes", machte Creb mit zerstreuter Gebärde deutlich, noch immer in eigenen Gedanken gefangen. "Er kämpft mit dem Schutzgeist der Frau. Und wenn er ihn besiegt hat, lässt er als Zeugnis einen Teil von sich selbst in ihr zurück, der neues Leben entbergen wird."
Mit großen Augen sah sich Ayla um. Überall mussten da jetzt die Geister sein. Sie konnte keinen entdecken, doch wenn Creb das sagte, dass sie da waren, dann glaubte sie es.
"Und kann der Geist von jedem Mann in die Frau hinein?" bohrte sie mit raschen Bewegungen weiter.
Der Mog- ur seufzte leise. Die Gedanken ließen sich nicht halten, wenn das Kind sie immer wieder durch Fragen verscheuchte, und antwortete: "Ja, aber nur ein Geist, der stärker ist, kann den ihren bezwingen. Und oft bittet das Totem eines Gefährten einer Frau einen anderen Geist um Hilfe. Dann kann es sein, dass der andere Geist seinen Teil in der Frau zurücklässt. Gewöhnlich kämpft nur der Geist des Gefährten der Frau darum, in die Frau hineinzudringen, er ist der nächste, aber oft braucht er Hilfe, und ein anderer aus dem Clan tut's für ihn. Wenn ein Junge das gleiche Totem hat wie der Gefährte seiner Mutter, dann bringt ihm das Glück", erklärte Creb mit sorgfältiger und langsamer Gebärde.
"Kommen nur aus Frauen Kinder?"
Der alte Mann nickte.
"Muss eine Frau einen Gefährten haben, damit ein Kind herauskommt?"
"Nein, es kommt vor, dass sie einen Geist verschluckt, ehe sie einen Gefährten hat." Aber wenn sie zur Zeit des Gebarens immer noch keinen Gefährten habe, könnte das Unglück über das Kind bringen,
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