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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Jagd war gut, und wir haben viel Nährendes gesammelt. Wir haben reichlich vorgesorgt. Die Jäger ziehen heute noch mal aus, das letzte Mal vielleicht. Es wird uns an nichts fehlen."
Iza blickte zu den Männern hinüber. "Ich sehe, sie wollen nicht länger warten. Sie wollen essen."
Widerstrebend verließen die Frauen Iza und ihr Kind, um den Morgenverzehr zu bereiten. Ayla hockte sich neben Iza nieder, und die Frau legte ihren Arm um sie und im anderen hatte sie Uba. Ihr Herz schlug wieder ruhig und sicher. Es tat ihr gut, an diesem frischen, klaren, lichten Tag noch draußen zu sein. Es tat ihr gut zu sehen, dass das Kind, das sie geboren hatte, ein Mädchen war und heil. Sie war froh um die Höhle; froh, dass Creb sie an seinem Feuer aufgenommen hatte; froh um das magere, sonnenhaarige Mädchen.

8
    "Feintrockener Schnee nahm Körnige Schneeflocke zur Gefährtin, und nach einer Zeit gebar sie ihm hoch oben, wo es die warmen Zeiten über einfach nicht mehr Nacht wird, einen Berg aus Eis. Doch die stolzstrahlende Sonne hasste das glitzernde Kind, das wuchs und wuchs und immer weiter über das Land gekrochen kam und ihre Wärme verschlang, so dass nicht einmal ein Grashalm sprießen konnte. Wütend geworden, wollte die Sonne den wandernden Wärmefresser vernichten, doch Sturmwolke, Schwester von Körniger Schneeflocke, wusste darum. Und in der Zeit der warmen Tage, wenn die Sonne am mächtigsten war, kämpfte Sturmwolke mit ihr, um des Eiskinds Leben zu retten."
    Mit Uba auf dem Schoß saß Ayla da, den Blick versonnen auf Dorv gerichtet, der mit breiter Gebärde und rauen Tönen von früher erzählte. Er hatte es schon oft tun müssen, und Ayla wurde nie müde, seinen Schilderungen zuzusehen und sich die Bilder in den Kopf zu denken. Doch das Kind auf ihrem Schoß, mittlerweile einen und einen halben Sommer alt, fand Aylas langes sonnenhelles Haar aufregender als das Gefuchtel des alten Mannes und grapschte immer wieder hinein und zupfte daran. Sanft, aber bestimmt löste Ayla ihr Haar aus Ubas fest geballten Fäustchen, jedoch ohne die Augen von dem Erzählenden zu wenden, der am Feuer stand und von den Anfängen gewaltige Kunde gab.
    "An manchen Tagen gewann die Sonne den furchtbaren Kampf und bohrte ihre glühend scharfen Strahlen in das klirrend harte Eis, so dass es zu Wasser zerfloss und sein Leben dahinschmolz. Aber an vielen obsiegte Sturmwolke und stand dann dunkel und drohend vor der Sonne, die nichts mehr sah und ihre sengenden Flammenspeere nicht auf das Eiskind werfen konnte, das in der Zeit der warmen Tage zwar hungern musste und mächtig abmagerte, doch wenn die kur zen, kalten Tage kamen, von Feintrockenem Schnee und Körniger Schneeflocke gewaltig gefüttert wurde.
    Und wenn er wuchs, der Eisberg, eilte ihm ein stürmisch kalter Wind voraus, der markerschütternd heulte; Körnige Schneeflocke raste und brachte immer neue Nahrung, die Feintrockener Schnee auf das Land legte, so dass Eiskind immer weiterkriechen konnte bis zu dem Ort, wo die Erdlinge lebten. Den Clan-Leuten schlugen die Zähne vor Kälte aufeinander, und sie drängten sich dichter um das Feuer."
    Als ein heftiger Windstoß an den Ästen der kahlen Bäume vor der Höhle rüttelte, dass es klang, als würden Gebeine zusammengeschlagen, rann Ayla ein kalter Schauder den Rücken hinunter. Dann sah sie wieder auf Dorv.
    "Diese Clan-Leute damals wussten nicht mehr, was sie tun sollten und klagten laut: Warum beschützen uns die Geister unserer Totems nicht? Was haben wir getan, dass sie voll Finsterkeit sich von uns wenden? Dann machte ihr Mog- ur sich allein auf den Weg, um die Geister zu suchen und ihre Absicht zu erkunden. Lange war er fort, und viele wurden von Ratlosigkeit gepackt, während sie auf seine Rückkehr warteten, besonders die Jungen.
    Und es war Durc, der ungestümer war als alle anderen, und aussprach, was manche dachten: der Mog- ur wird nie zurückkommen. Unsere Totems haben keinen Gefallen an der Kältnis in diesem Land. Und deshalb sind sie fortgegangen. Auch wir sollten es tun!
    Auf das, was da gefordert wurde, entgegnete ruhig der ClanFührer: Wir können den heimischen Boden nicht verlassen. Schon immer hat der Clan hier gelebt. Dies ist das Land der Ahnen. Dies ist die Heimstatt der Geister unserer Totems. Sie sind nicht fortgegangen. Sie sind zornig mit uns. Aber sie würden noch stärker zürnen, wenn sie durch fremde Orte müssten.
    Als der Clan-Führer geendet hatte, sprang Durc auf und trat ihm entgegen.

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