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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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"Durc war mutig, sich aufzumachen, um eine neue Bleibe zu suchen."
"Ja", gab Creb zurück, "vielleicht war er mutig, aber er war auch ungestüm und blind." Dann wurde des Mog- urs Miene sehr streng und sein Zeigefinger erhob sich warnend. "Durc verließ seinen Clan und das Land seiner Ahnen und wagte zu viel, dem Totem zuwider. Wofür? Weil er etwas anderes zu finden gedachte. Er wollte sich nicht damit begnügen zu bleiben. Im Groß-Clan gibt es junge Männer, die glauben - wie du - Durc wäre mutig gewesen; aber wenn sie älter werden und weise, dann sehen sie alles aus anderen Augen."
"Ich glaube, er ist meinem Herzen nahe, weil er anders war", bedeutete ihm Ayla.
Als das Kind sah, dass die Frauen aufstanden, um den Abendverzehr anzurichten, sprang es ebenfalls auf, um sich nützlich zu machen. Mit einem langen Kopfschütteln sah Creb ihm nach. Es war doch einfach nicht zu fassen: jedes mal, wenn er das Gefühl hatte, Ayla hätte nun verstanden, das Leben aus der Sicht der Clan-Leute zu sehen, so tat sie etwas oder zeigte ihm den Schimmer ihrer Art, der ihn fast blendete und ratlos machte.
    Durcs Beispiel sollte allen zeigen, wie falsch es war, das Alte, das man hergebracht und wahren sollte bis in alle Ewigkeit, von sich aus einfach zu verändern. Ayla jedoch bewunderte das Wagemutige des jungen Jägers, der etwas Neues suchen wollte. Ob sie's wo hl jemals schaffen würde, ihren Blick mit dem der Clan-Leute zu verschmelzen?
    In der Regel wurde von den Mädchen des Clans erwartet, dass sie, wenn sie den siebenten oder achten Sommer gesehen hatte, die Fertigkeiten der Frauen beherrschten. Viele hatten um diese Zeit das erste Mal ihre blutenden Tage und wurden bald darauf einem Mann gegeben. In der Zeit, die nun verstrichen war, seit der Clan das fremde Kind gefunden hatte, war Ayla nicht nur fähig geworden. Pflanzen und Früchte als essbar auszumachen, sie wusste auch, wie man Nahrhaftes zubereitete und für die kurzen kalten Tage haltbar machte. Und auch anderes hatte sie sich angeeignet, was ihr mindestens ebenso gut von der Hand ging wie den jüngeren Frauen des Clans.
    Sie verstand es, Tiere zu häuten und aus den Häuten und Fellen, die sie selbst zurichtete. Umhänge, Überwürfe, und Beutel jeglicher Art zu fertigen. Sie konnte Riemen von gleicher Breite in einer einzigen langen Windung aus einem Hautstück schneiden. Die Schnüre, die sie aus den Haaren der Tiere, auch Sehnen oder faserigen Baumrinden drehte, gerieten kräftig und dick oder dünn und fein, je nach Bedarf. Bewundert wurden die Körbe, Matten und Netze, die sie aus festen Gräsern, Wurzeln und Baumrinden flocht, von allen. Aus einem Brocken Flintstein konnte sie sogar sich eine grobe Handaxt schlagen oder ein kantiges Stück so zuspitzen, dass es sehr gut als Schaber taugte. Dieses machte sie so gut, dass selbst Droog die Brauen hob, als er ihr Werkzeug sah. Auch wusste Ayla, wie man aus einem Baumstrunk eine Schale oder eine Schüssel höhlte und sie auf feinen Glanz polierte. Ihre Finger konnten Feuer machen wie die der anderen im Clan, wobei man einen zugespitzten Stock zwischen den Flächen der Hände zu zwirbeln hatte, während er sich an einem zweiten Stöckchen rieb, bis schwelende Hitze entstand, mit der zunächst das dürre, dünne Holz mit Vorsicht angefeuert wurde. Und Creb überraschte vor allem, wie leicht es ihr fiel, Izas Wissen über die Heilkraft von Kräutern und Pflanzen in sich aufzunehmen und im Kopf zu behalten. Iza hat doch recht gehabt, dachte der Mog- ur.
    Ayla schnitt Yamswurzeln auf, um sie in einen Beutel aus Tierhaut zu geben, der mit Wasser gefüllt über dem Feuer hing.
    Viel blieb davon nicht übrig, nachdem sie die verfaulten Teile angetrennt hatte. Hinten in der Höhle, wo die Nahrung gelagert wurde, war es kühl und trocken. Doch so spät im Winter fingen das Grünzeug und die Wurzeln an, weich zu werden und zu faulen. Und seit Ayla vor einigen Tagen ein erstes dünnes Rinnsal fließenden Wassers im eiserstarrten Bach entdeckt hatte, träumte sie sich in die näherkommende Zeit der Lichtwärme und der Fruchtblüte. Kaum konnte sie es erwarten, das erste frische Grün junger Gräser und Knospen zu sehen und zu fühlen, von dem süßen Saft des Ahorns zu kosten, der in den Bäumen aufstieg und aus den Kerben, die in die Rinden der Bäume geschlagen wurden, heraustroff. Die Clan-Leute sammelten ihn und kochten ihn so lange, bis er schwer und klebrig wurde oder aussah wie gekörnter Schnee, der süß schmeckte

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