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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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und konnte nicht entwendet werden.
Und da die Macht ihres Geistes während der blutenden Tage um vieles mächtiger war als sonst, wurde diese Frau in ihrem Leben beschränkt. Sie hatte unter den Frauen zu bleiben und durfte auch keinen Verzehr berühren, der womöglich einem Mann zugedacht war, sie musste niedrige Arbeiten verrichten, wo man zu bücken, zu knien und zu hocken hatte, Holz sammeln etwa oder Häute behandeln, die dann auch nur von Frauen getragen werden durften. Und während dieser Zeit übersahen sie die Männer samt und sonders und wiesen sie nicht einmal zurecht. Und wenn der Zufall es dann wollte, dass sie dem Mann ins Blickfeld lief, dann tat er so, als wäre sie unsichtbar, und würde durch sie hindurchsehen.
Dieser Frauenfluch war dem Todesfluch ähnlich, der schlimmsten Art, einen Erdling zu strafen, wenn er sich einem heiligen Brauch des Clans verweigert hatte. Nur der Clan-Führer konnte dem Mog- ur befehlen, die bösen Geister herabzurufen und den Frevelnden mit dem Fluch des Todes zu belegen. Ein Mog- ur konnte die Verwünschung nicht verweigern, obwohl sie für den Zauberer so gefährlich war wie für den Clan. Denn war der Missetäter einmal verflucht, so nahm niemand im Clan ihn mehr zur Kenntnis. Er war einfach nicht mehr vorhanden. Er hätte auch ebenso gut tot sein können, denn so beklagten ihn die Seinen. Man teilte mit ihm nicht mal den Verzehr. Manche hatten dann den Clan verlassen und wurden nie wieder gesehen. Die meisten aber hörten einfach auf zu essen und zu trinken, so dass der Fluch an ihnen sich erfüllte.
Es begab sich aber auch, dass ein Todesfluch nur für beschränkte Zeit zu gelten hatte, doch war selbst das oft tödlich für das Opfer; wenn der Bestrafte aber überlebte, so wurde er mit allen Ehren wieder in den Schoß des Clans zurückgenommen. Er hatte sich von seiner Schuld gereinigt, und sein Vergehen war vergeben und vergessen.
Obwohl auch die Frauen in der Zeit ihrer Tage von den Männern behandelt wurden, als wären sie mit dem Todesfluch belegt, sahen das die meisten nicht nur als eine Strafe, sondern auch als eine willkommene Zeit, sich auszuruhen, in der sie nicht ständig die fordernden Männer und deren scharfe Blicke bedrängten. Iza jedoch freute sich darauf, nach der Namensfeier endlich wieder nach draußen zu können, denn die Zeit war ihr lang geworden in der Höhle, und sie blickte mit gierigen Augen in das Licht des jungen Wintertags, der vor der Öffnung sich bemerkbar machte.
    Gewöhnlich wurden die Namensfeiern häufig früh am Morgen abgehalten, kurz nachdem die Sonne ihre Strahlen verschoss und solange die Totems noch nah waren, die den Clan während der Nacht beschützten. Als Creb seiner Schwester winkte, eilte sie hinüber zu den anderen, die sich bereits versammelt hatten. Vor dem Mog-ur blieb sie stehen und senkte den Blick zu ihren Füßen, während sie das Kind aus den wärmenden Hüllen schälte. Hoch hielt sie das Kleine dem Zauberer entgegen, der über sie hinwegblickte und die Geister beschwor, den Feiernden beizuwohnen.
Er tauchte einen Finger in die rote Schale mit dem FlüssigWeichen, die Goov in den Händen hielt, und zog von da aus, wo die buschigen Brauen des Kindes zusammentrafen, bis zu der Nasenspitze die heilige Linie und machte das Zeichen.
    "Uba. Der Name des Mädchens ist Uba", verkündete er.
    Ein kalter Windstoß, der durch die Öffnung in die Höhle fuhr, fegte über das nackte Kind. Sein lautes Schreien verdrängte das beifällige Brummen der Clan-Leute.
    "Uba", wiederholte Iza und drückte das fröstelnde Kind fest an sich.
Ein treffender Name, dachte sie und wünschte, sie hätte die Uba, die Mutter ihrer Mutter, deren Namen ihre Tochter bekommen hatte, gekannt. Die Clan-Leute traten zu ihr, und jeder einzelne wiederholte den Namen ihrer Tochter, um sich und sein Totem mit diesem neuen Clan-Kind vertraut zu machen. Iza achtete darauf, den Kopf gesenkt zu halten, um nicht unbedacht einem der Männer den Blick zu bieten, die an ihr vorüberschritten, um die Aufnahme Ubas in den Clan zu bestätigen. Danach wickelte sie das Kind in warme Kaninchenfelle und nahm es unter ihren Umhang an ihre Brust. Iza trat zurück an ihren Platz unter den Frauen, denn die beiden Zusammengaben sollten nun folgen.
Hierbei wurde das heilige Flüssig-Weiche mit gelbem Ocker vermengt, und Goov reichte dem Mog- ur die gelbe Schale, der sie mit dem Stumpf seiner Linken fest an seinen Körper nahm. Dann trat der Gehilfe, dem die Feier galt,

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