Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
froh gewesen um Aylas willige Hilfe! Und beinahe beschlich sie das Gefühl, dass man Ayla ihr gesandt hatte, damit sie dem Kind, dem sie so spät das Leben hatte schenken können, die zweite Mutter werden konnte. Aber es waren nicht nur die wechselnden Jahre, die Iza langsam aushöhlten. Obwohl sie keinen etwas davon wissen ließ, dass ein ständiger Schmerz in der Brust sie quälte und dass sie manchmal nach einem besonders heftigen Hustenreiz Blut spie, sah sie ganz klar, dass es nicht gut um sie stand. Und Creb sah das auch, das spürte sie. Aber auch er wird alt, ging es Iza durch den Kopf. Auch für ihn waren die langen dunklen Ta ge der Kältnis hart zu ertragen gewesen. Und dann sitzt er zu viel in seiner kleinen Höhle. Nur mit einem Kienspan. Das ist nicht warm genug. Iza sorgte sich sehr um den Bruder.
Das zottige Haar des alten Zauberers war fast weiß geworden. Die Schmerzen zogen die Glieder hinauf und machten ihm auch die geringste Bewegung zur Qual. Seine Zähne, die er seit seiner Kindheit anstelle der fehlenden Hand dazu benutzt hatte, Dinge festzuhalten, waren abgenützt und schmerzten beständig. Doch auch Creb hatte schon vo r langer Zeit gelernt, mit Schmerz und Leid zu leben und damit fertig zu werden. Sein Geist war so stark und lebendig wie immer, und jedes mal, wenn er Iza beobachtete, wie sie sich quälte, wurde ihm das Herz schwer. Mit Sorge umfing sein Auge ihren ausgemergelten Körper, der vor der Kältnis noch so prall und kräftig gewesen war. Ihr Gesicht war eingefallen, und die brennenden Augen lagen in tiefen Höhlen. Aus dem Fleisch an den Armen stachen ihre Knochen, ihr Haar wurde fahl; aber am meisten bedrückte ihn dieser beständige Husten, der sie hin und her schüttelte wie eine riesige Faust.
Endlich entließ der Winter das Land aus seiner froststarren Hand, und mit den sich langsam erwärmenden Tagen ergossen sich Ströme von Regen darüber. Eisschollen trieben noch lange, nachdem Eis und Schnee rund um die Höhle schon geschmolzen waren, den angeschwollenen Bach hinunter. Die Fluten des Schmelzwassers verwandelten den hartgetrampelten Platz vor der Höhle in einen zähen, glitschigen Morast. Nur dank der Steine, die den Eingang bedeckten, war der Boden dort etwas fester und blieb die Höhle einigermaßen trocken.
Doch die Schlammassen konnten die Clan-Leute nicht in der Höhle halten. Noch ehe der letzte Schnee geschmolzen war, tapsten sie mit nackten Füßen durch den wüsten kalten Schlamm oder schlurften im Fußzeug, das nach dem ersten Schritt völlig durchweicht war, durch riesige Wasserlachen. Und jetzt, wo es wärmer wurde, hatte Iza mehr damit zu tun, Erkältungen zu behandeln, als während der ganzen langen Zeit des Schnees und der Kälte.
Während die Luft sich langsam erwärmte, und die Frühlingssonne die Schmelzwasser aufsog, rührte sich das Leben im Clan immer mehr. Die Frauen zogen aus, die ersten grünen Triebe und Knospen zu pflücken, und die Männer gingen mit ihren Waffen hinaus, um für die erste große Jagd wieder Auge und Hand zu üben.
Uba wuchs und gedieh. An die Brust kam sie nur noch, um sich dort hinzukuscheln. Iza hustete nicht mehr schlimm; doch sie war schwach und besaß nicht die Kraft und den Drang, so weit herumzuschweifen wie vorher. Creb hatte seine Wanderungen am Bach wieder aufgenommen und konnte ein behagliches Grunzen nicht unterdrücken, als er mit Ayla an der Seite durch den matten Schein der Sonne humpelte.
Da nun Iza die meiste Zeit in Höhlennähe sich zu schaffen machte, übernahm es Ayla, durch das hügelige Land zu streifen und heilkräftige Pflanzen und Kräuter für Iza zu suchen. Die Medizinfrau war stets in Sorge, wenn das Mädchen allein unterwegs war, denn die Frauen sammelten meist in anderen Gebieten. Seltene Kräuter - und die heilsamen waren das wuchsen nicht immer, wo Früchte und Beeren gediehen. Hin und wieder begleitete Iza das Mädchen, um es mit Pflanzen vertraut zu machen, die ihr noch unbekannt waren, und ihr die Orte zu zeigen, wo bestimmte Kräuter, die erst später gepflückt werden konnten, besonders gediehen. Und obwohl Ayla meist Uba trug, ermüdeten die wenigen Ausflüge Iza doch stark. Widerstrebend erlaubte sie dem Mädchen immer häufiger, allein loszuziehen. Ayla blühte richtig auf bei diesen einsamen Streifzügen. Fern den scharfen Blicken der Clan-Leute fühlte sie sich frei und unbeschwert. Oft begleitete sie auch die Frauen, wenn diese Holz sammelten; aber wenn es sich irgendwie machen
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