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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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sein. Seltsam, dass die anderen ClanLeute sich nichts daraus machten, im Wasser zu toben, sich treiben zu lassen und sich mit der Strömung zu messen. Und wie gut die Fische schmeckten und die Eier aus den Felsennestern. Sie kletterte gern hoch oben in die Klippen. Wie der Wind da sauste und einem die Haare zu entführen drohte!
    Bis zur Mitte des Tages durchstreifte Ayla das vielfältige Grün. Als sie dann sah, wie hoch die Sonne schon am Himmel stand, machte sie sich auf zum Kirschbaum- Hain, um die Rinde für Iza zu holen. Als sie sich der Lichtung näherte, vernahm sie ein Schleifen und Pochen, hin und wieder eine raue Stimme. Die Männer. Hastig wollte Ayla umkehren, doch die Kirschrinde fiel ihr ein, die sie Iza zu bringen hatte. Sie zauderte. Gewiss würden die Männer unmutig werden, wenn man sie hier erblickte. Und es konnte sein, dass Brun zornig wurde und sie nicht mehr allein ausziehen ließ. Ayla legte den Finger an die kleine schmale und gerade Nase. Aber Iza braucht die Rinde, dachte sie. Vielleicht gehen die Männer bald. Ayla reckte den Hals. Und was tun sie denn da überhaupt? Leise schlich sie sich näher und versteckte sich schnell hinter einem grobborkigen Baum, von dem dürres Geschling herunterhing, durch das sie zur Lichtung hinüberspähte.
    Die Männer übten sich mit ihren Waffen, um für die erste Jagd bereit zu sein. Ayla hatte selbst zugesehen, wie sie sich die neuen Speere gemacht; lange, schlanke junge Bäume waren gefällt und ihnen Äste und Zweige abgeschabt worden. Ein Ende hatte ma n dann ins Feuer gehalten, bis es zu einer dünnen Spitze verkohlt war, die dann mit einem Flintstein-Schaber noch geschärft wurde. Sie zuckte zusammen, und ihr Gesicht verzog sich schmerzhaft, als sie daran dachte, wie grimmig die Männer über sie hergefallen waren, nur weil sie es gewagt hatte, eines der spitzigen Hölzer zu berühren.
    Frauen hatten Waffen nicht anzufassen, wurde ihr nach einer Tracht Prügel klargemacht, nicht einmal die Werkzeuge, die zur Fertigung von Waffen verwendet wurden. Der neue Speer, den sie durch ihre Berührung entweiht hatte, wurde verbrannt, und Creb und Iza mühten sich beide in langen, gestenreichen Vorhaltungen, ihr ein Gefühl für das verwerfliche Betragen zu vermitteln. Die Frauen waren starr vor Entsetzen gewesen, und Bruns finstere Miene zeigte überdeutlich seine Meinung. Aber am tiefsten traf sie die boshafte Freude in Brouds Gesicht, der keinen Hehl daraus machte, wie wohl es ihm tat, den Fremdling gedemütigt zu sehen.
    Unbehaglich und beklommen äugte das Mädchen hinter dem Gestrüpp zu den Männern hinüber. Außer ihren Speeren hatten sie noch anderes Jagdgerät dabei. Dorv, Grod und Grug standen am anderen Ende der Lichtung. Ihren eifrigen Gebärden nach zu schließen, unterhielten sie sich über die Vorzüge ihrer Waffen, ob Speer oder Keule die bessere sei. Die anderen Männer übten sich mit der Schleuder und der Wurfschlinge. Auch Vorn stand dabei, wie Ayla jetzt sah. Zoug zeigte ihm, wie man zu schleudern hatte.
    Vorn war gelegentlich schon früher mitgekommen und hatte dann meist nur mit seinem kleinen Speer geübt, ihn immer wieder in die weiche Erde oder einen verrotteten Baumstumpf hineingestoßen, um sich an die Waffe zu gewöhnen. Doch heute wollte man zum ersten Mal versuchen, Vorn den Umgang mit der Schleuder zu zeigen. Ein Pfosten war in den Boden gerammt, und nicht weit davon entfernt lag ein Häufchen glatter, runder Steine, die, die Männer unterwegs am Bachufer gesammelt hatten. Gerade zeigte Zoug dem Jungen, wie man die beiden Enden des lederartigen Hautstreifens zusammenhalten und den Stein in die kuhlenartige Mitte hineinlegen musste. Er hatte dem Jungen seine alte Schleuder gegeben, die er eigentlich wegwerfen wollte, für Vorn dann aber ein Stück verkürzt.
    Ayla blickte genau hin. So aufmerksam und gespannt wie Vorn verfolgte sie jede Bewegung von Zoug. Als Vorn es das erste Mal versuchte, drehte sich die Schleuder, und der Stein fiel heraus. Er tat sich sichtlich schwer damit, die Schleuder so zu bewegen, um genügend Schwung zum Abschuss des Steines aufzubauen. Immer wieder fiel ihm der Stein heraus, ehe er ihn so schnell gedreht hatte, dass er in der Kuhle der Schleuder gehalten würde.
    Broud stand etwas abseits und sah den beiden zu. Vorn war sein Schützling, und das versicherte ihn dessen Bewunderung. Er hatte ihm einen kleinen Speer gemacht, den der Junge nicht einmal nachts aus der Hand legte; er hatte Vorn gezeigt,

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