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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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wie er den Speer halten musste, um höchste Kraft in den Stoß hineinlegen zu können. Jetzt aber richtete sich Vorns Bewunderung gänzlich auf den alten Zoug, und Broud ärgerte sich. Eigentlich wollte er dem Jungen zeigen, wie mit den Jagdgeräten umzugehen war, und es kränkte ihn, als Brun den alten Zoug angewiesen hatte, Vorn das Schleudern beizubringen. Nachdem es dem Jungen mehrmals misslungen war, trat Broud dazwischen.
    "Komm, ich zeige dir, wie du es machen musst Vorn", bedeutete er mit knapper Gebärde und drückte den alten Mann kurzerhand zur Seite. Zoug trat zurück und schaute den jungen Jäger durchdringend an. Rundum hielten die Männer plötzlich inne und starrten zu Broud hinüber. In Bruns Augen zuckten feurige Blitze. Die Art, wie Broud seinen besten Schleuderer behandelte, war nicht die Art, die üblich war im Clan. Er hatte Zoug befohlen, Vorn zu unterweisen, und nicht Broud. Die Besten an jeder Waffe sollten Vorn unterweisen, und Broud war mit der Schleuder nicht so vertraut wie Zoug. Er muss begreifen, dachte Brun, dass ein guter Clan-Führer eines jeden Mannes Stärke kennen und nützen muss. Zoug handhabt die Schleuder wie keiner sonst und hat Zeit, mit dem Jungen zu üben, wenn wir anderen jagen. Broud wird hochnäsig. Wie soll ich ihm denn einen höheren Rang geben, wenn er sich wie ein Kind benimmt? Er muss bescheidener werden. Nachdenklich sah Brun auf seinen Sohn, der ihm einst folgen würde.
    Gerade nahm Broud dem Jungen die Schleuder aus der Hand und hob einen Stein auf, legte ihn in die Kuhle des Lederbandes, das er wild herumwirbelte, und schoss ihn auf den Pfosten ab. Doch weit vor dem Ziel schlug der Stein auf den Boden. Broud lief rot an. Es ärgerte ihn, dass er nicht getroffen hatte, und er fürchtete den Spott der anderen. Rasch bückte er sich, hob einen Stein auf, schoss ihn hastig ab und fehlte wieder. Und der Stein flog wieder zu kurz, diesmal zur Seite in die Büsche.
    "Willst du Vorn zeigen, wie es geht, oder selbst üben, Broud?" fragte Zoug spöttisch, als er hinzutrat, und wies mit harter Geste auf den Pfahl: "Ich kann ihn näher rücken."
    Mühsam kämpfte Broud seine aufsteigende Wut hinunter. Zougs Spott war schwer zu schlucken, und es giftete ihn mächtig, dass er zweimal gefehlt und sich selbst bloßgestellt hatte. Grimmig schleuderte er einen dritten Stein. Doch jetzt gab er ihm zuviel Schwung mit, und er schoss weit über das Ziel hinaus.
    "Du kannst dich hier drüben hinstellen und warten, bis ich mit Vorn fertig bin. Dann zeige ich dir, wie es geht." Des alten Zougs höhnische Gebärden stachen Broud wie spitze Dornen.
    "Wie kann Vom mit so einer schlechten alten Schleuder lernen?" Hitzig warf Broud die Schleuder zu Boden. "Keiner könnte damit einen Stein schleudern. Vorn, ich mache dir eine neue. Diese hier ist zu abgewetzt wie der Alte, dem sie gehört, der hier grosstun will und nicht einmal mehr mit auf die Jagd gehen kann."
    Da stieg auch Zoug dunkler Zorn ins Gesicht. Für jeden Mann war es bitter - und jeder mühte sich, so lange er konnte -, wenn er aus den Reihen der Jäger ausscheiden musste; und Zoug hatte, um sich seinen Stolz zu bewahren und die Achtung der Jäger zu behalten, hart geschuftet, den schwierigen Umgang mit der Schleuder zur Könnerschaft zu steigern. Einst war er Zweiter im Clan gewesen, wie jetzt der Sohn seiner Gefährtin, und es war unverschämt, ihm solches vorzuhalten.
    "Besser, ein alter Mann zu sein, als ein jagender Kindskopf", gab Zoug heftig zurück und bückte sich, die Schleuder zu Brouds Füßen aufzuheben.
    Broud starrte ihn an, mit offenem Mund und aus Augen, die fast nur das Weiße sehen ließen. In blinder Wut versetzte er dem alten Mann einen Stoß. Zoug fiel unsanft zu Boden und blieb liegen, wo er lag, und konnte es nicht fassen.
    Niemals griff ein Mann einen anderen tätlich an; Püffe und Stöße setzte es nur bei den Frauen. Ihre übersprudelnden Kräfte loswerden konnten die jungen Männer, wenn sie unter Aufsicht miteinander rangen oder aber beim Lauf, Speerwerfen, Schleudern und dem Wurfschlingengebrauch. Geschickt die Jagdgeräte zu gebrauchen und sich selbst zu beherrschen, zeugte für die Würde eines Mannes, und wer es besser machte, war der Bessere im Clan, der nur durch den Zusammenhalt aller überleben konnte.
    Verdattert blickte Broud auf den vor ihm liegenden Zoud. Das hatte er nicht gewollt! Alles Blut wich ihm aus dem Gesicht.
"Broud!" Ein unterdrücktes Brüllen kam aus der Richtung, wo der

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