Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
betreten versuchte Ayla, die Medizinfrau zu beschwichtigen.
"Ich bin herumgelaufen und habe geschaut, was alles wächst, und dann bin ich zur Lichtung gegangen", gab Ayla zurück, und es war ihr nicht wohl dabei. "Ich habe gar nicht gesehen, dass die Sonne schon so tief stand." Es war zwar die Wahrheit, aber nicht die ganze Wahrheit. "Hier ist die Kirschrinde. Unten im Sumpf kommen die Moosbeeren wieder. Und hier - die Wurzeln
- die sind doch gut für Crebs Schmerzen."
"Ja, aber du musst sie wässern, und nur der Saft wird eingerieben. Aus den Beeren wird ein warmer Trank bereitet. Aber vorher musst du sie... "
Mitten in der Bewegung hielt Iza inne.
"Ayla", machte sie und hob den Finger, "mit deinen Fragen willst du mich doch nur versöhnen. Nie wieder darfst du so lange wegbleiben und mir solche Angst machen."
Ihr Zorn war verflogen, jetzt, wo das Kind zurück war. Aber Ayla sollte wissen, dass sie mit dieser Herumtreiberei nicht einverstanden war.
"Ich tue es nie wieder, Iza. Der Tag ist so schnell vergangen."
Als sie in die Höhle traten, rannte ihnen Uba entgegen, die den ganzen Tag sehnsüchtig nach Ayla Ausschau gehalten hatte. Mit ihren stämmigen, kurzen, krummen Beinchen lief sie auf das Mädchen zu und stolperte, kurz, ehe sie es erreichte. Doch Ayla fing die Kleine auf, ehe sie fiel, und schwang sie durch die Luft.
"Kann ich Uba einmal mitnehmen, Iza?" bedeutete sie fragend, das Kind auf dem Arm. "Ich bleibe auch nicht lange fort. Aber ich kann ihr manches zeige n."
"Sie ist noch zu klein", gab Iza zurück. "Und verstehen tut sie auch noch nichts. Aber wenn du nicht allzu weit weggehst von der Höhle, kannst du sie ab und zu mitnehmen."
"Gut!" Das Kind im Arm, drückte Ayla Iza kurz an sich. Hielt dann die Kleine hoch in die Luft und lachte ihre Freude laut heraus.
Welcher Geist ist nur über das Kind gekommen? zweifelte Iza. Sie ist so frei und so froh wie ein Vogel in der Luft. So habe ich sie lange nicht gesehen. Es scheint heute wirklich seltsam zu sein. Erst kommen die Männer vor der Zeit zurück und setzen sich nicht wie sonst zusammen, sondern jeder geht an sein eigenes Feuer, und die Frauen beobachten sie kaum; nicht einmal schelten tun sie. Sogar Broud war beinahe gutmütig zu mir. Und dann bleibt Ayla den ganzen Tag fort und kehrt froh und munter wie ein Reh zurück. Was für ein seltsamer Tag!
9
"Ja, was willst du?" Unwillig wandte Zoug den Kopf zu Ayla und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war heute ungewöhnlich warm für einen frühen Sommertag. Zoug hockte in der heißen Sonne und bearbeitete mit einem stumpfen Schaber ein großes Stück Hirschhaut, das noch zu trocknen hatte, und wollte jetzt nicht gestört werden, schon gar nicht von diesem plattgesichtigen, hässlichen Mädchen, das sich neben ihn niedergelassen hatte und mit gesenktem Kopf darauf wartete, dass man ihm Beachtung schenkte.
Ganz sanft tippte Ayla ihn an und hielt ihm ein Gefäß aus Birkenrinde hin.
"Möchte Zoug einen Schluck Wasser haben?" fragte sie. "Ich war an der Quelle und habe gesehen, wie der Jäger in der feurigen Sonne arbeitet. Ich dachte, der Jäger wird durstig sein, aber ich will ihn nicht stören."
Sie streckte die Hand mit dem Becher noch etwas weiter vor und hielt ihm das bauchige, kühle und tropfende Wasserbehältnis hin, das aus dem Magen einer Bergziege gemacht war.
Zoug knurrte zustimmend und wusste nur mit Mühe zu verbergen, dass er wirklich überrascht war über die Aufmerksamkeit dieses Mädchens, das ihm soeben kaltes Wasser in den Becher goss. Vergeblich hatte er versucht, das Augenmerk einer der Frauen auf sich zu ziehen, die ihm etwas zu trinken holen sollte, denn selbst zu gehen war ihm viel zu weit. Denn die Haut hier war fast trocken, und wenn sie als Fertiges so weich und geschmeidig sein sollte, wie er sie haben wollte, dur fte er seine Arbeit nicht unterbrechen.
Sein Blick folgte dem Mädchen, das den Wasserbeutel zu einer nahen schattigen Stelle trug, ein Bündel zäher Gräser und in Wasser aufgeweichter holziger Wurzeln hervorzog und dann einen Korb zu flechten begann.
Zoug beschattete die Augen mit seiner rissigen und zerschundenen Hand und schaute in die Ebene. Seine verstorbene Gefährtin fehlte ihm. Uka begegnete ihm zwar achtsam und gehorchte ihm unverzüglich, seit er das Feuer mit ihr und dem Sohn seiner Gefährtin teilte, doch bemühte sie sich nicht, vorauszusehen, was ihm fehlte. Ukas ganze Hingabe galt Grod, und es gab Tage, da fühlte Zoug sich so,
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