Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
Frauen, und das stämmige kleine Kind dabei, das auf ihnen herumkrabbelte und sie an den buschigen Bärten zupfte, fühlten sich die beiden Männer bärig wohl. Zoug stach es ein wenig ins Herz, dass soviel Wärme und freundliche Helle des Mog-urs Feuer umgab, und Creb deuchte, er habe noch nie einen so schönen Abend erlebt.
Am nächsten Morgen sah Ayla zu, wie Zoug dem jungen Vorn die neue Schleuder anpasste. Scharfäugig wie eine Wildkatze beobachtete sie Zougs Handzeichen, mit denen dieser dem Jungen erklärte, warum die Enden des Bandes nach außen hin schmäler werden mussten und warum der Lederstreifen weder zu lang noch zu kurz sein durfte. Sie sah, wie er einen runden Stein, der im Wasser gelegen hatte, in die Mitte drückte und das Schleuderband dehnte und zog, bis sich eine kleine Kuhle formte. Später, als er das, was von seiner Arbeit abgefallen war, einsammelte, brachte ihm Ayla wieder Wasser.
"Braucht Zoug das Restliche noch?" fragte sie ihn. "Die Haut ist sicher weich."
Zougs Herz öffnete sich dem Mädchen.
"Nein. Du kannst sie haben." "Schönen Dank. Manche Stücke sind so groß, dass aus ihnen noch etwas zu machen ist."
Dem alten Mann fehlte das Mädchen, als er anderen Tags wieder an der gleichen Stelle saß wie gestern. Doch seine Arbeit war beendet. Die Waffen waren fertig. Er sah Ayla, wie sie, den Korb auf den Rücken gebunden und den Grabstock in der Hand, in Richtung auf die Wälder fortwanderte. Wird wohl für Iza Pflanzen sammeln, dachte er sich. Warum denn nur ist Broud zu ihr so feindselig? Zoug achtete den jungen Jäger nicht sehr, er hatte den schlimmen Zusammenstoß noch nicht vergessen. Warum hackte er immer auf dem Mädchen herum? Sie arbeitet gut und macht dem Mog- ur Ehre. Er kann sich glücklich nennen, dass er sie und Iza hat. Seinem Kopf entstieg das Bild vom gestrigen Abend, und es vermischte sich mit dem, was er sah: das aufgeschossene Mädchen mit den geraden Beinen und den sonnenhellen Haaren. Ein Jammer, dass sie so grundhässlich war, wischte er das Bild aus; dann ging er zur Höhle zurück.
Aus dem Restlichen, das sie Zoug abgeluchst hatte, fertigte sich Ayla eine neue Schleuder, da die alte nicht mehr zu gebrauchen war. Dann machte sie sich auf die Suche nach einer freien Stelle fern der Höhle, wo sie das Schleudern üben konnte. Immer noch war ihr bang zumute, dass einer vom Clan sie ertappen könnte. Den Bach entlang lief sie ein ganzes Stück, bis sie zu der Stelle kam, wo dieser in das Flüsschen mündete. Dort bog sie ab und kämpfte sich durch Dickicht und Gestrüpp auf der anderen Seite wieder den Berg hinauf. Doch eine mächtig steile Bergwand, von der das Wasser in schäumendem Schwall herabstürzte, versperrte ihr den Weg. Felszacken, an die sich dunkelgrünes Moos geklammert hatte, teilten das Gewässer in lange, dünne und glitzernde Springbögen, die von Fels zu Fels eilten und feine Nebelschleier sprühten. Weißschäumend sammelte sich das Wasser schließlich in einem felsigen Becken am Fuß der Wand, ehe es mit seinem raschen Lauf den Berg hinunter weiterkonnte.
Himmelhoch und unüberwindlich erhob sich die Wand, an deren Fuß der Bach verlief, den Ayla entlangging, und allmählich schien die Wand zu einem Buckel sich zu runden, der immer noch steil, aber zu erklimmen war. Schwer atmend kam Ayla oben an, das Gelände wurde eben, und nach einiger Zeit erreichte sie den oberen Lauf des Baches, dem sie wieder folgte.
Hier, in der Höhe, überwucherten feuchte, graugrüne Flechten die Fichten und Tannen. Braunrote Hörnchen huschten an den hohen Stämmen empor oder flitzten über das handspannendicke Moos, das Erde, Steine und gefallene Bäume wie grüner Schnee bedeckte. Vor ihr stach flirrender Sonnenschein durch die riesigen grünen Laubdächer. Allmählich lichtete sich der Wald, und schließlich kam Ayla auf eine kleine Wiese, die am anderen Ende vom graubraunen Bergfels begrenzt wurde. Und hier oben war auch die Quelle des Baches, der am Rand der Wiese entlang gurgelte. Sprudelnd kam sie aus dem Felsen, nahe einem dichten Haselnußgebüsch, das fast am Gestein zu kleben schien. Spalten, Risse, Schrunden und Löcher durchsetzten den Berg, durch die Schmelzwasser des Gletschers drangen, um wieder frisch und klar ans Licht zu kommen.
Ayla rannte über die Bergwiese und trank in gierigen Zügen das kühlende Naß. Als ihr Durst gestillt war, lief sie zum Haselstrauch hin und schaute nach den Nüssen, die noch fest in ihren grünen Bechern saßen. Einen
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