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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Zweig brach sie ab, pulte die Nuß aus dem Becher und knackte die weiche Schale mit den Zähnen, und das Innere kam weiß zum Vorschein. Unreife Nüsse hatte sie lieber als die prallen, trockenen Dinger, die man zum Ende des Sommers überall finden konnte auf dem Boden. Und Ayla begann, sie eifrig zu pflücken.
    Als sie in das Gesträuch eintauchte, entdeckte sie hinter Moosflechten und dem dichten Laub eine dunkle Öffnung. Langsam und vorsichtig bog Ayla die Zweige auseinander und sah, dass dahinter eine winzige Höhle war. Mit bebenden Händen drückte sie die Zweige noch weiter weg, spähte luchsäugig in die Höhle und trat hinein. Hinter ihr schlug das Gesträuch die schützenden Äste zusammen.
    Auf der einen Wand tanzten flimmerlichte Sonnenkringel, die das Innere schwach erhellten. Die Höhle war gut zwei Manneslängen tief und breit wohl eine. Und wenn Ayla die Hand hob, konnte sie fast an die Decke über dem Eingang greifen, die sich nach hinten sachte abwärts neigte, um schließlich ganz zum trockenen Erdboden hin abzufallen.
    Die Höhle war nicht mehr als ein kleines Loch in der Bergwand, für das Mädchen aber groß genug als Unterschlupf. Dem Einschlupf nahe entdeckte sie ein Versteck mit verfaulten Nüssen und Tannenzapfen. Bestimmt hatten größere Tiere die Höhle verschmäht. Ayla klatschte in die Hände und hüpfte in der Höhle herum. Sie hatte gefunden, was sie nie zu finden glaubte, einen eigenen kleinen Bereich. Summend tanzte sie wieder hinaus, zerteilte das Gesträuch und blickte über die Lichtung. Hand über Hand und Fuß über Fuß kletterte sie ein kurzes Stück hinauf zum kahlen Fels und schob sich vorsichtig hinaus auf einen schmalen Sims, der sich um einen Felsvorsprung herumzog. Geblendet von der Heftigkeit des flirrenden Lichts, kniff Ayla die Augen zusammen. Weit, weit unten in der Ferne glitzerte das landumschlossene Meer. Und genau unter sich, unweit des schmalen, sonnenfunkelnden Wasserlaufs, sah sie eine winzige Gestalt. Dort müsste die ClanHöhle sein. Zufrieden stieg sie wieder ab und ging zur Lichtung hinüber.
    Ayla machte große Augen und sah sich schon mit ihrer Schleuder auf der hellen Wiese üben. Und niemand störte sie dabei. Es gab Wasser in der Nähe, und Schutz vor Regen bot die Höhle. Dort war auch ihre Schleuder zu verstecken und ihre Angst umsonst, dass Iza oder Creb sie finden würden. Die Männer stiegen kaum so hoch hinauf, wenn sie zur Jagd gingen. Dies war ihr Platz, und nur für sie. Wie der Wind rannte das Mädchen über die Wiese zum Bach und suchte nach kleinen, glatten runden Steinen.
    Wann immer sie konnte, kletterte Ayla zu ihrer Wiese hinauf. Und bald erkundete sie sich einen kürzeren, wenn auch steileren Weg zu ihrer Zuflucht und scheuchte anfangs wilde Schafe, auch Gemsen oder Rehe auf. Nach einiger Zeit gewöhnten sich die Tiere jedoch an sie und grasten einfach auf der anderen Wiesenseite weiter.
    Und immer sicherer traf sie den Pfosten, so dass es langsam reizlos war und schwierigere Ziele gesucht werden mussten, die ihrer Fähigkeit entsprachen. Oft beobachtete sie Zoug, wenn er Vorn anwies, und machte das, was der alte Mann tat, mit ihrer Schleuder nach, wenn sie allein auf ihrer Wiese war. Dass ihr das Schleudern so trefflich gelang, machte ihr Freude und Vergnügen. Aber ein Gefühl des Stolzes schlich sich in ihr Herz, als sie sich fast daran gewöhnte, das, was sie konnte, mit dem, was Vorn zuwege brachte, zu vergleichen. Vorn fand keine rechte Lust am Umgang mit der Schleuder; auch sah er sie als eine Waffe alter Männer an, die als Jäger nichts mehr nutzten. Eifriger übte er sich mit dem Speer und hatte schon Schlangen und Stachelschweine erlegt.
    Als Ayla sah, dass sie besser war als der Junge, wuchs ihr Stolz, und sie veränderte sich, kaum merklich zwar, aber dennoch so deutlich, dass Broud sich wieder getroffen fühlte.
    Die Mädchen und Frauen im Clan hatten sich fügsam zu geben, demütig und in allem den Männern zu Willen zu sein. Und wenn Ayla nicht ständig kuschte und sich beugte, falls Broud in ihrer Nähe war, bedrohte dies seine Männlichkeit. Aufsässig war sie irgendwie und anders geworden, fand der junge Jäger heraus, und es reizte ihn, ihr einen Schlag oder Stoß zu versetzen, um die Furcht in ihren Augen glimmen zu sehen oder ihren Körper, wie er zusammenfuhr.
    Ayla war bemüht, sich so zu betragen, wie es von ihr erwartet wurde; sofort kam sie seinen Befehlen nach. Doch wusste sie nicht, dass, wenn sie dieses

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