Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
für ihn genauso anziehend wie seine Hautfarbe für sie. Er war es nicht gewohnt, daß eine auffallend schöne Frau errötete wie ein kleines Mädchen.
»Ranec, kennst du unsere Besucher schon?« ließ Talut sich vernehmen und kam auf sie zu.
»Noch nicht, aber ich würde mich freuen, wenn du mich vorstelltest.«
Als sie seine Stimme vernahm, hob Ayla die Augen und blickte in schwarze Augen, die voll waren von Verlangen – und feinem Humor. Der Blick drang in sie ein und rührte etwas an, was zuvor nur Jondalar angerührt hatte. Ihr Körper reagierte mit einem unerwarteten Kribbeln, das sie kaum vernehmlich nach Luft schnappen und die graublauen Augen weit aufreißen ließ. Der Mann lehnte sich vor und schickte sich an, ihre Hände zu ergreifen, doch ehe es zu der üblichen Vorstellung kam, trat der großgewachsene Fremde zwischen sie und streckte mit finsterem Gesicht seine beiden Hände vor.
»Ich bin Jondalar von den Zelandonii«, sagte er. »Und die Frau, mit der ich reise, ist Ayla.«
Irgend etwas ärgerte Jondalar, da war Ayla sich ganz sicher, und dieses Etwas hatte mit dem dunkelhäutigen Mann zu tun. Sie war es gewohnt, aus Körperhaltung und Gebärden einen Sinn herauszulesen; deshalb beobachtete sie Jondalar jetzt eingehend und forschte nach irgendwelchen Anhaltspunkten, die ihr Aufschluß gaben und wonach sie ihr eigenes Verhalten einrichten konnte. Aber die Körpersprache von Menschen, die sich mittels Worten verständigten, war weit weniger zielgerichtet als die der Leute von Clan, die sich der Gesten bedienten, um sich miteinander zu verständigen, so daß Ayla ihrer Wahrnehmung zunächst nicht recht traute. Diese Menschen zu durchschauen war leichter und schwieriger zugleich – man brauchte sich bloß Jondalars von einem Augenblick auf den anderen völlig veränderte Haltung anzusehen. Sie wußte, daß er wütend war, doch warum, das wußte sie nicht.
Der Mann ergriff Jondalars Hände und schüttelte sie kräftig. »Ich bin Ranec, mein Freund, der beste, allerdings auch nur der einzige Bildschnitzer des Löwen-Lagers der Mamutoi«, sagte er mit einem Lächeln, das besagte, daß er sich selbst nicht ganz ernst nahm. Und dann setzte er noch hinzu: »Wenn du mit einer so schönen Gefährtin unterwegs bist, darfst du dich nicht wundern, daß sie Aufmerksamkeit erregt.«
Jetzt war es an Jondalar, verlegen zu sein. Angesichts von Ranecs Freundlichkeit und argloser Offenheit mußte er sich wie ein großer Tolpatsch vorkommen; außerdem versetzte es ihm einen Stich, und er mußte an seinen Bruder denken. Thonolan war genauso freundlich und selbstsicher gewesen wie Ranec; er war es gewesen, der immer den ersten Schritt gemacht hatte, wenn sie auf ihren Reisen Menschen begegnet waren. Es ärgerte Jondalar, wenn er etwas Törichtes tat – was er immer wieder getan hatte –, und er hatte etwas dagegen, eine Beziehung zu neuen Menschen falsch zu beginnen. In diesem bestimmten Falle hatte er schlechtes Benehmen bewiesen – falls man es dabei bewenden ließ.
Doch sein aufflammender Zorn hatte ihn überrascht, und er war nicht darauf vorbereitet gewesen. Der heiße Stich der Eifersucht war etwas Neues für ihn, zumindest etwas, das er so lange schon nicht mehr gefühlt hatte, daß er sich überrumpelt vorkam. Er hätte das auch weit von sich gewiesen, doch war er es nun einmal gewohnt, daß Frauen seinetwegen eifersüchtig waren und nicht er auf irgendwelche Männer.
Warum sollte es ihm etwas ausmachen, wenn ein Mann ein Auge auf Ayla warf? dachte Jondalar. Ranec hatte recht: Wo sie doch so schön war, mußte er auf so etwas gefaßt sein. Und sie hatte das Recht, selbst ihre Wahl zu treffen. Nur weil er der erste Mann ihrer Art war, dem sie begegnet war, bedeutete das doch nicht, daß er der einzige blieb, den sie jemals attraktiv fand. Ayla sah ihn Ranec anlächeln, bemerkte jedoch, daß seine Schultern weiterhin verspannt waren.
»Ranec nimmt sein Können immer auf die leichte Schulter, läßt es sich jedoch auch nicht nehmen, alles andere, was er kann, herauszustellen«, sagte Talut, als er sie zu der ungewöhnlichen Höhle führte, die geradewegs aus dem Ufer herauszuwachsen schien. »Er und Wymez sind sich darin gleich. So was findet man nicht oft. Wymez will nur ungern zugeben, daß er als Werkzeugmacher sehr viel kann – genausowenig, wie der Sohn seines Herdfeuers viel von seiner Schnitzerei hermacht. Ranec ist der beste Bildschnitzer der Mamutoi.«
»Ihr habt einen ausgebildeten Werkzeugmacher? Einen
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