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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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unberechenbarer.
Daß Wölfe Menschen anfielen, kam äußerst selten vor. Doch so sah Deegie sie nicht. Sie sagte, der Wolf habe Ayla
tückisch angegriffen, und sie selbst habe vor Angst gezittert. Es
hatte zwar gefährlich ausgesehen, doch selbst wenn Ayla ihn
nicht abgewehrt hätte – der Angriff hatte nur der Verteidigung
des Wolfes gedient. Möglich, daß sie verletzt worden wäre, aber
getötet höchstwahrscheinlich nicht; auch war der Wolf ja
zurückgewichen und hatte, sobald er sich des Hermelins hatte
bemächtigen können, die Flucht ergriffen. Als Deegie beschrieb,
wie Ayla dann mit dem Kopf voran in die Höhle des Wolfs
hineingekrochen war, sahen alle sie bewundernd und
ehrfurchtsvoll an. Sie mußte entweder sehr mutig oder sehr
töricht sein; Ayla selbst hielt sich weder für das eine noch für das
andere. Sie wußte, daß in der Gegend keine anderen
erwachsenen Wölfe waren; sonst hätte sie deren Fährten sehen
müssen. Die schwarze Wölfin war eine Einzelgängerin gewesen,
die vermutlich weit von ihrem Heimatrevier entfernt lebte, und
die schwarze Wölfin war tot.
Deegies anschaulicher Bericht von Aylas Taten erregte in
einem der Zuhörer nicht nur Ehrfurcht und Bewunderung.
Jondalar war immer aufgeregter geworden. Er schmückte die
Geschichte im Geiste womöglich noch mehr aus und sah Ayla
nicht nur in großer Gefahr, sondern von Wölfen angefallen und
blutend und vielleicht noch schlimmer zugerichtet. Er konnte
die Vorstellung nicht ertragen, und die Angst, die ihn vorhin so
unsicher gemacht hatte, kehrte jetzt mit doppelter Macht
zurück. Andere Leute bewegten ähnliche Gefühle.
»Du hättest dich nicht in eine solche Gefahr bringen sollen,
Ayla!« sagte die Anführerin.
»Mutter!« sagte Deegie in vorwurfsvollem Ton. Tulie hatte
vorhin beteuert, sie werde ihre Sorgen nicht zur Sprache
bringen.
Andere, die noch ganz von Aylas Abenteuer gebannt waren,
funkelten sie ärgerlich an, daß sie ein so gut erzähltes,
spannendes Abenteuer einfach unterbrach. Daß es sich nicht
um eine erfundene Geschichte handelte, machte das Ganze nur
um so erregender; auch wenn sie später noch oft erzählt werden
sollte, nie wieder würde der Eindruck so stark sein wie beim
ersten Mal. Die ganze Stimmung wurde verdorben – und
schließlich war Ayla heil und gesund wieder heimgekommen. Ayla sah erst Tulie an und dann Jondalar. Sie hatte es im
selben Augenblick gewußt, da er zurückgekommen war ans
Herdfeuer des Mammut: Er war wütend, und Tulie
offensichtlich auch. »Ich war gar nicht so sehr in Gefahr«, sagte
sie.
»Willst du etwa behaupten, es sei nicht gefährlich, in eine
Wolfshöhle einzudringen?« wollte Tulie wissen.
»Nein. Es bestand keinerlei Gefahr. Schließlich war es der Bau
einer Einzelgängerin, und die war auch noch tot. Ich bin doch
nur hineingekrochen, um nach ihren Welpen zu sehen.« »Mag sein, aber war es denn nötig, so lange draußen zu
bleiben, bloß um der Fährte eines Wolfes zu folgen? Bei eurer
Rückkehr war es fast dunkel.«
Jondalar hatte das gleiche gesagt. »Aber ich wußte, daß die
schwarze Wölfin Junge hatte. Schließlich hatte sie Zitzen und
säugte. Ohne ihre Mutter hätten sie zugrunde gehen müssen«,
erklärte Ayla, obwohl sie das bereits einmal gesagt und gedacht
hatte, man hätte es begriffen.
»Dann setzt du also dein eigenes Leben« – und das von
Deegie, dachte sie, auch wenn sie es nicht aussprach – »aufs
Spiel für das Leben eines Wolfs? Nachdem der schwarze Wolf
dich angegriffen hatte, war es doch aberwitzig, ihm
nachzusetzen, bloß um das Hermelin zurückzubekommen. Du
hättest es ihm überlassen sollen.«
»Da muß ich widersprechen, Tulie«, fiel Talut ihr ins Wort.
Alle drehten sich nach dem Anführer um. »Es gab einen
halbverhungerten Wolf in der Nähe, einen, der Deegie bereits
beim Schlingenlegen verfolgt hatte. Wer will denn sagen, ob er
ihr nicht bis hierher gefolgt wäre? Das Wetter wird wärmer, die
Kinder spielen mehr draußen im Freien. Wenn der Wolf
verzweifelt genug gewesen wäre, hätte er auch eines der Kinder
anfallen können; wir jedenfalls wären auf so etwas nicht gefaßt
gewesen. Jetzt wissen wir, daß der Wolf tot ist. Und das ist gut
so.«
Andere nickten zustimmend, doch so leicht ließ Tulie sich
nicht zum Schweigen bringen. »Möglich, daß es besser ist, wenn
der Wolf jetzt tot ist, aber du kannst nicht behaupten, daß es
notwendig war, so lange im Freien zu bleiben, bloß um nach
dem Wolfsjungen zu suchen. Und wo sie den Welpen

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