Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
ihm galt, und meinte, es beziehe sich nur auf die erfolgreiche Begegnung zwischen den Tieren. Doch sie überhaupt lächeln zu sehen erfüllte ihn mit einer solchen Qual der Liebe und des Verlangens, daß er es nicht ertragen konnte, in ihrer Nähe zu sein.
Ranec sah, wie Aylas Augen dem Rücken des großen Mannes folgten. Er fragte sich, wie lange ihre Trennung wohl dauern und wie sie sich auswirken würde. Obwohl er geradezu Angst hatte, auch nur zu hoffen, konnte er nicht umhin zu denken, daß Jondalars Fortgehen seine Chancen bei Ayla vielleicht erhöhte. Dumpf ahnte er, daß er mit ein Grund für die Trennung war, spürte jedoch, daß das Problem zwischen den beiden tiefer ging. Ranec hatte kein Hehl daraus gemacht, daß er sich für Ayla interessierte. Jondalar war nicht zu ihm gekommen, um ihm klipp und klar zu sagen, daß er die Absicht habe, eine Beziehung zu Ayla zu haben, die jeden anderen ausschloß; er hatte nur mit unterdrücktem Zorn reagiert und sich zurückgezogen. Ayla wiederum hatte ihn zwar nicht geradezu ermuntert, aber ihm die kalte Schulter gezeigt hatte sie auch nicht.
Es stimmte, Ayla mochte Ranecs Gesellschaft. Sie war sich nicht sicher, was Jondalar eigentlich dazu bewog, sich von ihr fernzuhalten, war sich jedoch ziemlich sicher, daß der Grund in einem falschen Verhalten ihrerseits zu suchen sei. Ranecs werbende Aufmerksamkeit flößte ihr das Gefühl ein, daß ihr Verhalten doch nicht ganz unangebracht sein konnte.
Latie stand neben Ayla. Ihr leuchtete das Interesse an dem Wolfsjungen aus den Augen, das Ayla hielt. Ranec gesellte sich zu ihnen.
»Dieses Bild werde ich nie vergessen, Ayla«, sagte Ranec. »Wie dieser Winzling dem riesigen Pferd die Nase küßte. Ein kühner kleiner Wolf ist das!«
Sie hob den Blick, lächelte und freute sich über Ranecs Lob genauso, als wäre das Tier ihr eigenes Kind gewesen. »Anfangs hatte Wolf Angst. Sie sind ja soviel größer als er. Ich bin froh, daß sie sich so rasch angefreundet haben.«
»Willst du ihn so nennen? Wolf?« fragte Latie.
»Ich habe nicht richtig darüber nachgedacht, aber mir scheint das ein passender Name.«
»Ich könnte mir keinen passenderen denken«, gab auch Ranec zu.
»Was meinst du, Wolf?« fragte Ayla, hielt ihr Wolfjunges in die Höhe und sah zu ihm hinauf. Der Welpe wand sich und wollte zu ihr und leckte ihr das Gesicht. Alle lächelten.
»Ich glaube, es gefällt ihm«, sagte Latie.
»Du kennst dich wirklich aus mit Tieren, Ayla«, sagte Ranec und fügte dann mit einem fragenden Blick hinzu: »Aber da ist etwas, das ich gern wüßte. Woher hast du gewußt, daß die Pferde ihm nichts tun würden? Wolfsrudel machen Jagd auf Pferde, und ich habe selbst gesehen, wie Pferde Wölfe umgebracht haben. Sie sind tödlich miteinander verfeindet.«
Ayla hielt inne und überlegte. »Ich bin mir nicht sicher. Ich habe es einfach gewußt. Vielleicht wegen Baby. Auch Höhlenlöwen reißen Pferde, aber ihr hättet Winnie mal erleben sollen, wie der Löwe noch klein war. Sie hat ihn behütet wie eine Mutter oder zumindest wie eine Tante. Winnie hat gewußt, daß ein Baby-Wolf ihr nichts anhaben konnte, und Renner scheint das gleichfalls gewußt zu haben. Ich glaube, wenn sie sich von klein auf kennen würden, könnten viele Tiere miteinander befreundet sein, und mit den Menschen auch.«
»Ist das der Grund, warum Winnie und Renner deine Freunde sind?« fragte Latie.
»Ja, ich glaube. Wir haben Zeit gehabt, uns aneinander zu gewöhnen und uns genau kennenzulernen. Und diese Zeit braucht Wolf auch.«
»Meinst du, er könnte sich auch an mich gewöhnen?« fragte Latie mit einer solchen Sehnsucht in der Stimme, daß Ayla über soviel Gefühl lächeln mußte.
»Hier«, sagte sie und reichte dem Mädchen den Welpen hin. »Nimm ihn mal.«
Latie herzte das warme, sich windende Tier auf ihrem Arm und drückte es an sich, dann neigte sie ihm die Wange zu und spürte das weiche wuschlige Haar daran. Wolf leckte auch ihr das Gesicht; damit gehörte auch sie zu seinem Rudel.
»Ich glaube, er mag mich«, sagte Latie. »Er hat mich eben geküßt.«
Ayla lächelte über die begeisterte Reaktion. Sie wußte, daß solch freundliches Verhalten bei Wolfswelpen ganz natürlich war; Menschen schienen es für genauso unwiderstehlich zu halten wie ausgewachsene Wölfe. Erst wenn sie größer waren, wurden Wölfe scheu, waren auf der Hut und Fremden gegenüber mißtrauisch.
Die junge Frau vermerkte interessiert, wie der Welpe auf Laties Arms aussah. Noch trug
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