Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
nicht, sich ihr verständlich zu machen. »Bei einem
solchen Wetter geht man doch nicht den ganzen Tag raus!« »Ich bin durchaus vernünftig Jondalar«, sagte Ayla, und in
ihren Augen funkelte es zornig. »Ich bin es, die draußen
gewesen ist. Glaubst du etwa, ich wüßte nicht, wann mein Leben
in Gefahr ist und wann nicht? Ich habe auf mich selbst
aufgepaßt, ehe du kamst, und habe dabei schlimmere Gefahren
bestanden. Sogar dich habe ich gerettet. Du brauchst mir nicht
zu sagen, ich wäre dumm und unvernünftig!«
Leute, die sich am Herdfeuer des Mammut versammelten,
fingen an, auf den Streit zu reagieren. Sie lächelten nervös und
versuchten, seine Bedeutung herabzuspielen. Jondalar blickte
um sich und sah, daß viele Leute lächelten und miteinander
plauderten; doch wer ihm auffiel, das war der dunkelhäutige
Mann mit den blitzenden Augen. Hatte sein breites Lächeln
nicht etwas Herablassendes?
»Du hast recht, Ayla. Du brauchst mich wirklich nicht, nicht
wahr? Für nichts.« Letzteres spie Jondalar förmlich aus, und als
er Talut näher kommen sah, fragte er: »Hättest du was dagegen,
wenn ich an die Kochstelle umzöge, Talut? Ich werde mich
bemühen, niemand im Wege zu sein.«
»Nein, natürlich habe ich nichts dagegen, aber …« »Gut. Vielen Dank«, sagte Jondalar, raffte seine Schlaffelle
zusammen und nahm seine wenigen Habseligkeiten von der
Bettplattform, die er mit Ayla teilte.
Ayla war wie vom Donner gerührt. Sie war außer sich bei dem
Gedanken, daß er wirklich den Wunsch haben könnte, fern von ihr zu schlafen. Fast hätte sie ihn gebeten, nicht zu gehen, doch dann ließ ihr Stolz es nicht zu, den Mund aufzumachen. Er hatte zwar ihr Bett geteilt, aber Wonnen hatten sie schon seit geraumer Zeit nicht mehr geteilt; sie war sich sicher, daß er aufgehört hatte, sie zu lieben. Und wenn er sie nicht mehr liebte, wollte sie auch nicht versuchen, ihn zum Bleiben zu bewegen,
obwohl sich ihr bei der Vorstellung der Magen verkrampfte. »Dann nimmst du besser auch deinen Teil Essen mit«, sagte
sie, als er seine Sachen in eine Kiepe tat. Und in dem Versuch,
die Trennung nicht ganz so vollständig erscheinen zu lassen,
fügte sie noch hinzu: »Obwohl ich nicht weiß, wer dort für dich
kochen wird. Es ist schließlich kein richtiges Herdfeuer.« »Wer, meinst du wohl, hat für mich gekocht, wenn ich
unterwegs war? Eine Donii? Ich brauche keine Frau, die auf
mich aufpaßt und für mich sorgt. Ich werde selbst für mich
kochen.« Die Arme voller Felle, stapfte er durch die Herdfeuer
des Fuchses und des Löwen und warf seine Bettsachen in der
Nähe des Steinschlägerbereichs auf den Boden.
Im Langhaus wurde über nichts anderes geredet als über ihre
Trennung. Nachdem Deegie davon gehört hatte, kam sie den
Mittelgang heruntergelaufen; sie wollte es einfach nicht glauben.
Während Ayla den kleinen Wolf gefüttert hatte, waren sie und
ihre Mutter zum Herdfeuer des Auerochsen hinübergegangen
und hatten ruhig eine Weile miteinander geredet. Deegie, die
sich etwas Trockenes angezogen hatte, machte eine reuige,
gleichwohl jedoch entschlossene Miene. Selbstverständlich
hätten sie nicht so lange draußen bleiben dürfen. Doch nein,
unter den gegebenen Umständen sei ihr gar nichts anderes übrig
geblieben. Tulie hätte auch Ayla gern ins Gebet genommen,
meinte jedoch, es sei nicht der richtige Augenblick, vor allem,
nachdem Deegie ihr die ganze Geschichte erzählt hatte. Ayla hatte Deegie gesagt, sie solle heimkehren, ehe sie sich dann daran gemacht hätten, die Fährte des Wolfs zurückzuverfolgen; das sei zwar unsinnig gewesen, doch schließlich wären sie beide erwachsene Frauen, die mittlerweile sehr wohl imstande seien, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Gleichwohl – noch nie hatte Tulie sich solche Sorgen um Deegie gemacht wie
heute.
Nezzie stieß Tronie mit dem Ellbogen an, woraufhin sie beide
Platten mit warmem Essen füllten und diese für Ayla und
Deegie an das Herdfeuer des Mammut trugen. Vielleicht ließ
sich doch noch alles in die Reihe bringen, wenn sie erst einmal
etwas gegessen und Gelegenheit gehabt hätten, ihre Geschichte
zu erzählen.
Alle hatten sie sich mit Fragen nach dem Wolfswelpen solange
zurückgehalten, bis für die lebensnotwendigen Dinge wie
Wärme und Essen für die beiden jungen Frauen – und den
kleinen Wolf – gesorgt worden war. Obwohl hungrig, konnte
Ayla keinen Bissen hinunterbringen. Immer wieder wanderte
ihr Blick dorthin, wo Jondalar verschwunden war. Alle
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