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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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zusammen mit
Stellung und Erbe ihrer Mutter der jungen Frau unter den
Mamutoi hohes Ansehen verschaffte.
»Aber wer würde Anführer werden, wenn Talut keine
Achtung entgegengebracht würde?« fragte Ayla. »Und wie
würde das geschehen?«
»Nun … naja …«, begann Deegie. Dann wandten sich die
jungen Leute an Mamut, damit dieser ihre Frage beantwortete. »Wenn es so ist, daß die alten Anführer die aktive Führung an
einen jüngeren Bruder oder eine jüngere Schwester übergeben,
die gewählt wurden – für gewöhnlich sind es Verwandte –,
kommt erst eine Periode des Lernens, dann eine Zeremonie,
dann werden die älteren Anführer Ratgeber«, sagte der
Schamane und Lehrer.
»Ja. So hat Brun das auch gemacht. In jüngeren Jahren achtete
er den alten Zoug und holte sich viel Rat bei ihm, und als er
älter wurde, übergab er die Führung an Broud, den Sohn seiner
Gefährtin. Aber was geschieht, wenn ein Lager die Achtung vor
einem Anführer verliert? Vor einem jungen Anführer?« »Sehr schnell vollzöge sich so ein Wandel nicht«, sagte
Mamut, »nur würden die Leute sich nach einer gewissen Zeit
nicht mehr nach ihm richten. Sie würden sich vielmehr einem
anderen zuwenden, jemand, der eine Jagd zum Beispiel
erfolgreicher anführen könnte oder besser mit Problemen
zurechtkäme. Manchmal wird die Führerschaft aufgegeben,
manchmal bricht ein Lager einfach auseinander, schließen sich
einige einem neuen Anführer an, während andere bei dem alten
bleiben. Nur geben Anführer ihre Stellung und Autorität nicht
so ohne weiteres auf, und das kann zu Problemen führen, ja
sogar Kämpfe nach sich ziehen. Dann würde man die
Entscheidung den Räten überlassen. Der Anführer oder die
Anführerin, welche die Führung mit jemand geteilt haben, der
Konflikte auslöst oder für ein Problem verantwortlich gemacht
wird, ist wohl selten in der Lage, ein neues Lager zu gründen,
obwohl es vielleicht gar nicht ihre« – Mamut zögerte, und Ayla
entging nicht, daß sein Blick flüchtig zu der Frau vom
Herdfeuer des Kranichs hinüberwanderte, die sich gerade mit
Nezzie unterhielt – »gar nicht die Schuld des oder der
Betreffenden ist. Die Menschen wollen Anführer, auf die sie sich
verlassen können, und mißtrauen denen, die Probleme haben
… oder Tragödien erleben.«
Ayla nickte, und Mamut wußte, daß sie verstand – sowohl
das, was er gesagt, als auch das, was er nur angedeutet hatte. Die
Unterhaltung ging weiter, doch Aylas Gedanken kehrten zurück zum Clan. Brun war ein guter Anführer gewesen, doch was würde sein Clan tun, wenn Broud es nun nicht war? Sie überlegte, ob der Clan sich dann wohl einem anderen Anführer zuwenden würde und wer das sein könnte. Es würde noch lange
dauern, bis der Sohn von Brouds Gefährtin alt genug war. Eine Sorge, die die ganze Zeit über in ihr gebohrt hatte, brach
sich plötzlich Bahn.
»Wo ist Wolf?« sagte sie.
Seit der Streit ausgebrochen war, hatte sie ihn nicht mehr
gesehen und sonst auch niemand. Alle fingen an zu suchen. Ayla
suchte ihre Bettplattform ab, sah dann in jedem Winkel des
Herdfeuers, sogar in jenem durch Fellvorhänge abgeteilten
Bereich mit den Körben voll Asche und Pferdedung nach, die
sie dem Welpen gezeigt hatte. Was in ihr aufstieg, war die
gleiche Panik, die eine Mutter befällt, die plötzlich ihr Kind
vermißt.
»Hier ist er, Ayla!« hörte sie Tornec erleichtert sagen, doch
hatte sie das Gefühl, als drehte sich ihr der Magen um, als er
noch hinzufügte: »Frebec hat ihn.« Ihre Überraschung grenzte
an einen Schock, als sie ihn näher kommen sah. Sie war nicht
die einzige, die ihn fassungslos anschaute und ihren Augen nicht
trauen wollte.
Frebec, der nie eine Gelegenheit ausließ, über Aylas Tiere zu
schimpfen oder sie selber zu schmähen, weil sie sich mit ihnen
abgab, hielt das Wolfsjunge zärtlich im Arm. Er reichte ihr den
kleinen Wolf, doch merkte sie, daß er einen Moment zauderte,
es zu tun, als rücke er das kleine Geschöpf nur widerstrebend
heraus. Und sie sah einen weichen Ausdruck in seinen Augen,
wie sie ihn noch nie bei ihm erlebt hatte.
»Er muß es mit der Angst bekommen haben«, erklärte Frebec. »Fralie sagte, plötzlich sei er dagewesen, am Herdfeuer, und habe gejault. Sie wußte nicht, woher er kam. Die meisten Kinder waren da, und Crisavec nahm ihn auf und legte ihn auf eine Vorratsplattform, nahe beim Kopfende seines Bettes. Aber dort ist eine tiefe Spalte in der Wand. Es geht ziemlich weit hinein in die Bergwand. Der Wolf

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