Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
oder von der Norm abweichende Hunde gezüchtet, um bestimmte dem Menschen wünschenswert erscheinende Züge zu bewahren oder zu stärken, bis die äußere Ähnlichkeit vieler Hunde mit dem Stammvater Wolf kaum noch zu erkennen war. Was hingegen bei allen Hunden erhalten blieb, waren Wesenszüge wie Intelligenz, Beschützerinstinkt, Anhänglichkeit und Verspieltheit.
    Wolf nahm Hinweise auf relative Rangunterschiede innerhalb des Lagers genauso rasch auf, wie er das innerhalb eines Wolfsrudels getan hätte; wobei seine Deutung von Stellung und Ansehen freilich nicht unbedingt den Vorstellungen der Menschen entsprach. Tulie war zwar die Anführerin des LöwenLagers, doch für Wolf war Ayla die ranghöchste Frau; im Wolfsrudel war die Mutter eines Wurfs die Anführerin, die im übrigen nur selten zuließ, daß andere weibliche Wölfe Junge bekamen.
    Keiner im Lager wußte genau, was das Tier dachte oder fühlte, ja, nicht einmal, ob es überhaupt Gedanken und Gefühle hatte, die Menschen verstehen konnten, doch das war nicht weiter von Belang. Die Angehörigen des Lagers urteilten nach Verhaltensweisen, und nach Wolfs Verhalten zweifelte niemand daran, daß er Ayla über alle Maßen liebte und verehrte, wo immer sie war, er war sich dessen stets bewußt und war auf einen Pfiff, ein Fingerschnippen, einen Wink, ja sogar auf ein Kopfnicken hin zu ihren Füßen, sah bewundernd zu ihr auf und las ihr noch den geringsten Wunsch von den Augen ab. Er war in seinen Reaktionen vollständig unbewußt und verzieh alles. Er winselte unterwürfig und verzweifelt, wenn sie ihn schalt, und wand sich außer sich vor Freude auf dem Bauch, wenn sie einlenkte. Er lebte für ihre Aufmerksamkeit. Es gab für ihn keine größere Freude, als wenn sie mit ihm spielte oder tollte, doch selbst ein freundliches Wort oder ein Geklopftwerden genügte, um Lecken oder andere deutlich erkennbare Zeichen der Ergebenheit und Anhänglichkeit bei ihm hervorzulocken.
    Ganz so überströmend wie bei Ayla war Wolf sonst bei niemand. Den meisten gegenüber bekundete er unterschiedliche Grade von Freundlichkeit oder Einverstandensein, was wiederum Erstaunen darüber hervorrief, daß ein Tier eine solche Fülle von Gefühlen zum Ausdruck bringen konnte. Die Art und Weise, wie er auf Ayla reagierte, bestärkte das Lager in seiner Vorstellung, sie besitze magische Macht über Tiere.
    Etwas größere Schwierigkeiten hatte der junge Wolf damit zu bestimmen, wer der männliche Anführer in seinem aus Menschen gebildeten Rudel war. Der Leitrüde in einem Wolfsrudel war Gegenstand äußerster Aufmerksamkeit aller anderen Wölfe. Eine Begrüßungszeremonie, bei der der Leitrüde vom Rest des Rudel umdrängt wurde, das ihm eifrig das Gesicht leckte, an seinem Fell schnüffelte, sich an ihn drängte, und die oft in einer herrlichen gemeinsamen Heulzeremonie endete, bestätigte im allgemeinen seinen Führungsanspruch. Doch eine solche Unterwürfigkeit wurde einem bestimmten Mann in einem menschlichen Rudel nicht entgegengebracht.
    Allerdings bemerkte Wolf, daß die beiden großen vierbeinigen Mitglieder seines alles andere als der Norm entsprechenden Rudels den großen blonden Mann begeisterter begrüßten als jeden anderen, mit Ausnahme Aylas. Außerdem haftete Aylas Bett und seiner unmittelbaren Umgebung, zu der auch Wolfs Korb gehörte, stark seine Witterung an. Da ihm andere Hinweise fehlten, neigte Wolf dazu, Jondalar die Stellung des Leitrüden zuzuschreiben. Verstärkt wurde diese Neigung noch dazu, wenn seinen freundlichen Annäherungsversuchen herzliche oder verspielte Aufmerksamkeit zuteil wurde.
    Das halbe Dutzend Kinder, die zusammen spielten, waren seine Wurfgenossen, und so sah man Wolf häufig mit ihnen zusammen, ganz besonders oft am Herdfeuer des Mammut. Nachdem sie erst einmal die gebührende Achtung vor seinen scharfen kleinen Zähnen entwickelt und gelernt hatten, es nicht auf ein defensives Zuschnappen ankommen zu lassen, fanden die Kinder, daß Wolf es gern hatte, gehätschelt, angefaßt und gestreichelt zu werden. Unbeabsichtigtem Übermaß in dieser Beziehung gegenüber zeigte er sich nachsichtig; offenbar verstand er die Unterschiede, wenn Nuvie ihn ein bißchen zu heftig drückte oder Brinan ihn am Schwanz zog, bloß um ihn aufjaulen zu hören. Ersteres ließ er geduldig über sich ergehen, wohingegen er letzteres mit einem rächenden kleinen Zuschnappen vergalt. Nichts tat Wolf lieber als spielen, und er schaffte es auch, immer im Mittelpunkt

Weitere Kostenlose Bücher