Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
ihr ein strahlendes Lächeln, und aus seinen Augen blitzte der Schalk und noch etwas Tieferes. »Es wäre mir eine Wonne, dir zu zeigen, wie glücklich es mich macht zu wissen, daß du mich gern hast«, sagte er, legte ihr den Arm um die Hüfte und rückte wieder näher.
»Ich glaube es dir«, sagte sie und entwand sich ihm. »Du brauchst es mir nicht zu zeigen, Ranec.«
Es war nicht das erste Mal, daß er ihr Avancen machte. Für gewöhnlich kleidete er sie in Scherze, die es ihm gestatteten, ihr zu verstehen zu geben, wie ihm ums Herz war, ihr jedoch die Möglichkeit ließen, ihnen auszuweichen, ohne daß einer von ihnen das Gesicht verlor. Sie schickte sich an zurückzugehen, denn sie spürte eine ernste Konfrontation, der sie lieber ausweichen wollte. Sie hatte das Gefühl, gleich werde er sie bitten, sein Lager mit ihm zu teilen, und sie wußte nicht, wie einem Mann etwas abschlagen, der sie aufforderte, in sein Bett zu kommen, oder dies noch direkter begehrte. Sie hatte inzwischen zwar begriffen, daß dies ihr gutes Recht war, doch die Reaktion, ihm zu willfahren, war ihr so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, daß sie sich nicht sicher war, ob sie es auch wirklich fertigbrächte, ihn zurückzuweisen.
»Warum nicht, Ayla?« sagte er und faßte neben ihr Schritt. »Warum willst du es mich nicht beweisen lassen? Du schläfst doch jetzt allein. Du solltest nicht allein schlafen.«
Es versetzte ihr einen Stich des Bedauerns, als ihr aufging, daß sie in der Tat allein schlief, doch war sie bemüht, sich das nicht anmerken zu lassen.
»Ich schlafe nicht allein«, sagte sie und hielt den Welpen in die Höhe.
»Wolf schläft bei mir, in einem Korb, nicht weit von meinem Kopf.«
»Das ist nicht dasselbe«, sagte Ranec. Er sprach ganz ernst und schien entschlossen, die Sache weiter voranzutreiben. Doch dann blieb er plötzlich stehen und lächelte. Er wollte sie nicht bedrängen. Er sah schließlich, daß sie durcheinander war. Seit ihrer Trennung von Jondalar war noch nicht viel Zeit vergangen. Er bemühte sich, die Spannung zu lösen. »Er ist viel zu klein, um dich zu wärmen … aber ich muß zugeben, er ist sehr reizvoll.« Liebevoll kraulte er Wolf den Kopf.
Lächelnd setzte Ayla den jungen Wolf in seinen Korb, Wolf jedoch war mit einem Satz wieder draußen und sprang auf den Boden, setzte und kratzte sich und trabte dann zu seinem Freßnapf hinüber. Ayla nahm den weißen Kittel und legte ihn zusammen, um ihn zu verstauen. Sie strich mit der Hand über das weiche weiße Leder und den Hermelinbesatz und zupfte die kleinen weißen Schwänze mit den schwarzen Spitzen gerade; dabei verkrampfte sich ihr der Magen, und sie spürte, wie sie einen Kloß im Hals bekam. Ihre Augen brannten von Tränen, die sie zurückzudrängen sich bemühte. Nein, es ist nicht dasselbe, dachte sie. Wie könnte es dasselbe sein?
»Ayla, du weißt, wie sehr ich dich begehre und wieviel du mir bedeutest«, sagte Ranec, der hinter ihr stand. »Du weißt das doch, oder?«
»Ich denke schon«, sagte sie, drehte sich aber nicht um und schloß die Augen.
»Ich liebe dich, Ayla. Ich weiß, du bist im Moment ganz durcheinander, aber ich möchte, daß du das weißt. Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt, da ich dich sah. Ich möchte, daß du mein Herdfeuer mit mir teilst und dich mit mir zusammentust. Ich bitte dich jetzt nicht um eine Entscheidung, aber versprich mir wenigstens, darüber nachzudenken … mir zu erlauben zu versuchen, dich glücklich zu machen. Wirst du das tun? Darüber nachdenken?«
Ayla blickte auf den weißen Kittel in ihrer Hand, und die Gedanken in ihrem Kopf gingen alle durcheinander. Warum will Jondalar nicht mehr mit mir schlafen? Warum hat er aufgehört, mich anzurühren, aufgehört, die Wonnen mit mir zu teilen, selbst als er noch neben mir schlief? Nachdem ich eine Mamutoi geworden war, ist alles anders geworden. Ob er nicht wollte, daß sie mich adoptierten? Wenn das der Fall ist – warum hat er es mir nicht gesagt? Vielleicht wollte er es aber doch; zumindest hat er es behauptet. Ich dachte, er liebte mich. Vielleicht hat er sich eines anderen besonnen? Vielleicht liebt er mich nicht mehr. Er hat mich nie gebeten, sich mit mir zusammenzutun. Was fange ich nur an, wenn Jondalar ohne mich weggeht? Der Knoten in ihrem Magen war hart wie ein Stein. Ranec bedeute ich etwas, und er möchte, daß ich mir was aus ihm mache. Er ist freundlich und komisch und bringt mich dauernd zum Lachen … und er liebt mich.
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